Langsam hole ich auf, was das Schreiben der Rezension für alle in diesem Jahr gelesenen Bücher angeht. Darum ist heute wieder Zeit für eine neue Runde Kurz & Knackig. Es geht um gruselige Figuren, einen grotesken Kapitän und einen Jugendlichen, der seine Erinnerungen auslöschen möchte. Sprich: Ein bunter Mix an gelesenen Büchern.
Wenn euch mein letzter Beitrag interessiert, in dem es um Sisi, einen Weihnachtshund und kuriose Experimente geht, könnt ihr ihn hier nachlesen.
Die stillen Gefährten
von Laura Purcell
England, 1866: Kurz nach der Hochzeit mit dem reichen Erben Rupert Bainbridge ist Elsie bereits verwitwet. Und dazu schwanger. Elsie bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. In ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin …
Inhaltsangabe
Ist das Cover nicht großartig? Außerdem ist der Farbschnitt golden, ein echter Hingucker. Die Geschichte klang zudem schön gruselig. Was soll das schon schief gehen?
Nun ja, doch so einiges. Das Äußere ist immer noch wunderschön. Leider hat mich Die stillen Gefährten gar nicht gepackt. Oft hat mich die Geschichte fast schon gelangweilt. Es hat zudem ewig gedauert, bis wirklich etwas passierte.
Dazu kommt, dass die Geschichte auch immer wieder in die Vergangenheit wandert. Ja, die ist wichtig für das weitere Geschehen, offenbart seine Geheimnisse aber leider auch erst in einem weit fortgeschrittenen Zustand. Vieles war hier einfach zu ausführlich und ausufernd erzählt. Hätte das Buch 100 Seiten weniger gehabt, wäre es sicher besser.
Außerdem (ihr seht, ich habe viel zu meckern) verstehe ich die Auflösung nicht. Warum wartet das Böse so lange, bis es zuschlägt? Wieso hat es sich nicht irgendeine andere Person genommen? Das hat sich mir absolut nicht erschlossen. Falls ihr das Buch gelesen habt und eine Erklärung habt, schreibt sie mir gerne in die Kommentare.
Fazit: Atmosphärisch ganz nette Geistergeschichte, die mich allerdings weder mit ihren Charakteren noch ihrem Ende überzeugen konnte.
Die stillen Gefährten von Laura Purcell ist am 02.02.2021 im Festa Verlag erschienen. Das Buch wurde von Eva Brunner übersetzt und hat 448 Seiten. ISBN: 978-3-86552-878-0.
Der größte Kapitän aller Zeiten
von Dave Eggers
Eine wilde Satire über die Vereinigten Staaten in den Geburtswehen des Wahnsinns. Im Zentrum ein lauter, clownesker Kapitän, der die Passagiere an Bord seines großen Schiffes, der Glory, an den Rand der Katastrophe führt – absurd, urkomisch und uns allen allzu bekannt.
Inhaltsangabe
Der größte Kapitän aller Zeiten ist eine fiese kleine Geschichte über einen ungehobelten Mann mit einer orangenen Feder im Haar, der eine Supermacht übernimmt und sie ins Chaos stürzt. Hmm.. wer könnte das wohl sein … ?
Sie lachten vor sich hin und waren überaus zufrieden damit, dass sie mit ihrer Stimme die lächerlichste Person, die sie kannten, auf den mächtigsten Posten an Bord gehievt hatten, und sie hofften insgeheim, dass er sie nicht alle irgendwie umbringen würde.
Seite 47
Wer Freude an Satiren hat, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Allerdings müsst ihr auch hart im Nehmen sein, denn es wird teilweise sehr blutig und brutal. Ich fand es irgendwann zu viel. Insgesamt ist es aber eine lesenswerte Geschichte, gerade, wenn man sich dazu Donald Trumps Regierungszeit vor Augen führt.
Fazit: Eine sehr böse Geschichte, die mir teilweise allerdings zu brutal war.
Der größte Kapitän aller Zeiten von Dave Eggers ist am 02.11.2020 im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen. Das Buch wurde von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann übersetzt. Es hat 128 Seiten. ISBN: 978-3-462-00010-8.
More happy than not
von Adam Silvera
In Aarons Leben gibt es vieles, das er lieber für immer vergessen würde. Doch erst als sein bester Freund Thomas Aarons Gefühle für ihn zurückweist beschließt er, sich mit Hilfe einer neuartigen Gehirnmanipulation seine Erinnerungen an alles, was war, und alles, was er ist, löschen zu lassen. Auf schmerzlichste Weise muss er lernen, dass das Herz sich erinnert, auch wenn der Verstand längst vergessen hat.
Inhaltsangabe
Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, fand ich doch Adam Silveras Am Ende sterben wir sowieso sehr rührend. Leider hat mich More Happy Than Not nicht auf die gleiche Weise begeistert.
Ein störender Punkt war, dass ich den Protagonisten nicht richtig nah kam. Da ich ja aus dem anderen Buch wusste, dass der Autor durchaus sehr ausgearbeitete Charaktere auftreten lässt, hat mich hier gewundert, dass diese ein wenig eindimensional erschienen. Gut, dass mag auch an der Story liegen, weil es ja um das Löschen von Erinnerungen geht. Trotzdem sollten mich ja die Figuren auf die ein oder andere Weise berühren …
Ehrlich gesagt habe ich die Geschichte auch schon fast wieder vergessen. Und das ist sicher kein gutes Zeichen. Demnach gibt es für More Happy Than Not keine Empfehlung von mir. Sehr schade.
Fazit: Leider konnte mich Adam Silvera diesmal nicht so richtig begeistern. Die Geschichte war weniger berührend als gehofft.
More Happy Than Not von Adam Silvera ist am 16.03.2022 im Arctis Verlag erschienen. Das Buch wurde von Lisa Kögeböhn übersetzt und hat 368 Seiten. ISBN: 978-3-03880-058-3.
In Kurz & Knackig findet ihr Kurzmeinungen zu einem bunten Mix aus kürzlich gelesenen Büchern, für die ich aus Zeitgründen keine ausführlichen Rezensionen schreibe. Weitere Kurzmeinungen und längere Rezensionen findet ihr hier.
6 Kommentare
Hallo Marie,
ah, wie schade, dass dich zwei der Bücher nicht so zu überzeugen wussten. Zumal das auch Bücher sind, von denen ich mir selbst auch viel versprochen hätte. Am Ende sterben wir sowieso liegt schon seit geraumer Zeit auf dem SuB. Nach deinen Worten freue ich mich noch mehr darauf, es irgendwann lesen zu können. Aus dem Hause Festa habe ich schon ein paar Bücher gelesen. Bislang wurde ich noch von keinem Buch richtig enttäuscht. Daher finde ich es auch sehr schade, dass Die stillen Gefährten dann leider nicht zu überzeugen wusste.
Ich danke dir aber hier für dein ehrliches Feedback. Hast du auch schon andere Bücher aus dem Hause Festa gelesen? Wenn ja, welche haben dir besonders gefallen?
Ich wünsche dir eine schöne und entspannte Woche.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
„Am Ende sterben wir sowieso“ kann ich zu 100% empfehlen. Ich bin schon sehr gespannt auf deine Meinung. :)
Aus dem Festa Verlag habe ich dann nur noch „Die zehntausend Türen“ gelesen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Dir auch eine schöne Woche. :)
Herzliche Grüße
Marie
Hallo liebe Marie,
aus dem Festaverlag kann ich dir „All die Finsternis inmitten der Sterne“ sehr empfehlen. Es ist keine leichte Geschichte, definitiv. Aber ein Buch, das noch lange nach dem Lesen nachwirkt.
Ah, ich hoffe, ich finde bald Zeit zum Lesen von „Am Ende sterben wir sowieso“ du hast meine Vorfreude auf das Buch nur noch geschürt :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
ich habe mir gerade die Inhaltsangabe durchgelesen. Das klingt wirklich nicht nach einer leichten Geschichte. Ich weiß nicht, ob es was für meine Psyche ist. Aber ich behalte das mal im Blick.
Liebe Grüße
Marie
Hallo Marie, ich mag diese Rubrik sehr gerne! Schade, dass keines der Bücher dich überzeugen konnte, aber das macht das Lesen ja auch spannend.
Zeilentänzerin
Hallo liebe Zeilentänzerin,
der Kapitän hat mich schon überzeugt. Er war halt nur sehr brutal. Aber empfehlen kann ich das Buch dennoch.
Liebe Grüße
Marie