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„Sonne über Gudhjem“ von Michael Kobr

von Marie
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Rezension zu Sonne über Gudhjem von Michael Kobr

Gemeinsam mit Volker Klüpfer schreibt Michael Kobr seit 2003 sehr erfolgreich die Kluftinger-Krimis, von denen ich aber noch keinen gelesen habe. Als jetzt Sonne über Gudhjem, der Start der ersten Solo-Krimireihe von Michael Kobr angekündigt wurde, war ich trotzdem neugierig, spielt das Buch doch auf der dänischen Insel Bornholm. Da ich an der dänischen Grenze geboren und aufgewachsen bin, ist das natürlich fast wie „nach Hause kommen“.

Sonne über Gudhjem – worum geht es?

Weiße Strände, goldgelbe Felder, idyllische Küstendörfer und Sonne rund ums Jahr: Die beschauliche dänische Urlaubsinsel Bornholm scheint der ideale Platz, um das Leben ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Das denkt sich auch der hochdekorierte Kriminalpolizist Lennart Ipsen, als er – frisch geschieden – bei der überschaubaren Insel-Kripo anheuert. Doch statt Angelfahrten und Joggen am Strand wartet gleich sein erster Mordfall auf ihn: Schweinebauer Kristensen wird tot in der eigenen Räucherkammer aufgefunden. Schnell wird klar, dass Kristensen ein unangenehmer Zeitgenosse war, mit dem viele eine Rechnung offen hatten. Und dass eine Mordermittlung auch auf Dänemarks Sonneninsel so manche Schattenseite ans Licht zu bringen vermag …

Klappentext

Sehr cosy, dieses Inselleben

Ich muss gestehen, dass ich doch einige Seiten gebraucht habe, um mit der Geschichte warm zu werden. Das lag daran, dass mir nicht bewusst war, dass Sonne über Gudhjem ein Cosy Crime ist. So wunderte ich mich zunächst über den sehr gemächlichen Erzählstil. Im Mittelpunkt stehen kulinarische Köstlichkeiten, Land und Leute der Insel Bornholm. Mittendrin der Mittvierziger Lennart Ipsen, halb Däne, halb Deutscher, der nach vielen Jahren der hektischen Polizeiarbeit als Ermittler auf die dänische Insel gekommen ist. Dort, so hofft er, kann er die Arbeit und sein Leben etwas ruhiger angehen. Und so wird es dann auch.

Guten Appetit

Es geht um Landschaft, die Bewohner Bornholms und um Essen – und um noch mehr Essen. Ich sage euch, das Buch macht hungrig! Dänische Spezialitäten kommen auf den Tisch, sogar in ein Sternerestaurant führen mich die Ermittlungen. Und immer wieder zieht köstlicher Räucherduft durch die Geschichte. Dummerweise liegt in der Räucherkammer von Steffen Kristensen auch eine „Schinkenleiche“, wie sich eine Polizistin ausdrückt, nämlich besagter Kristensen. Der war ein Stinkstiefel und deshalb gibt es für Kommissar Lennart Ipsen jede Menge Verdächtige. Wenn nicht gescherzt und gegessen wird, wird ermittelt, aber eben immer gemütlich. Sobald sich Lennart zu einem Gespräch mit einem potenziellen Verdächtigen oder Zeugen hingesetzt hatte, kam etwas zu Essen oder Trinken auf den Tisch. Erwähnte ich schon, dass das Buch hungrig macht?

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Als ich mich mit dem Ton des Buches angefreundet hatte, hatte ich viel Spaß mit dem Kuschelkrimi und seinen meist sympathischen Charakteren. Erwähnt sei noch Lennarts Vorgänger Morten, der Lennart in seinen „Gruselkeller“, wie Mortens Frau sagt, einlädt. Darin befindet sich eine eindrucksvolle Bibliothek, die ausschließlich aus bekannten Krimis besteht. Sherlock Holmes und Miss Marple tummeln sich hier neben Maigret, Poirot und Wallander. Außerdem hat Morton noch etwas ganz besonderes im Keller aufgebaut.

Der Humor kommt nicht zu kurz. Als Running Gag zieht sich durchs Buch, dass Lennart ständig mit der Müllabfuhr verwechselt wird, weil die Entsorgungsfirma der Insel ebenfalls Lennart Ipsen heißt. Zudem versucht der Ermittler auch immer wieder, seinen alten Mercedes an den Mann oder die Frau zu bringen. Und gerade, wenn man denkt, „alles so gemütlich hier“, geht es in die bewegte Geschichte der Insel. Und was der Kalte Krieg damit zu tun hat, könnt ihr in Sonne über Gudhjem erfahren.

Sonne über Gudhjem Bloggerpaket
Das tolle Bloggerpaket zu „Sonne über Gudhjem“

Erinnerungen

Als langjährige Dänemark-Urlauberin – als Kind habe ich quasi sämtliche Ferien im Nachbarland verbracht, auch öfter auf Bornholm – habe ich mich über viel Lokalkolorit gefreut. Als Highlight isst Lennart dann auch noch ein Flødeboller-Eis (das ist Softeis mit plattgedrücktem Schokokuss). Hach, wie habe ich als Kind Flødebolleis (Is = Eis) geliebt. Ich habe große Lust bekommen, Bornholm wieder einmal zu besuchen.

Ach ja: Sonne über Gudhjem (Original: Sol over Gudhjem) ist natürlich auch essbar: Es ist eine Bornholmer Spezialität, nämlich ein Roggenbrot mit geräuchertem Hering und Eigelb. Ich verrate natürlich nicht, ob das etwas mit der Auflösung des Kriminalfalls zu tun hat.

Fazit

Cosy Crime auf Dänisch: Mit Sonne über Gudhjem hat Michael Kobr einen kulinarischen Regionalkrimi geschrieben, der Reiselust entfacht und Appetit macht. Die Spannung lässt der Gemütlichkeit den Vortritt, dänische Eigenarten und Humor laden zu vergnüglichen Lesestunden ein.

Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar – und natürlich auch für das tolle Bloggerpaket.

Sonne über Gudhjem von Michael Kobr.
Am 30.08.2023 im Goldmann Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-442-31689-2 / 416 Seiten

Weitere Rezensionen bei: Books and Cats

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