Vampire – ich liebe sie! Als Kind haben mir meine Eltern Der kleine Vampir von Angela Sommer-Bodenburg vorgelesen (wer kennt die Bücher?) und seitdem begleiten mich die Blutsauger. Neben den „Kinder-Vampiren“ gehört Lestat de Lioncourt (Gespräch mit einem Vampir – Anne Rice) zu meinen Lieblingsvampiren. Für mich müssen Vampire dunkel, böse und blutgierig sein – und nun kommen wir zu Der Hof der Finsternis, dem ersten Band der Vampyria-Reihe von Victor Dixen.
Der Hof der Finsternis – worum geht es?
Die Vampire haben die Weltherrschaft übernommen und ihr König, einst Sonnenkönig und nun als Ludwig der Unwandelbare bekannt, sitzt seit 300 Jahren auf dem dunklen Thron und herrscht über Vampyria. Während die Adeligen unter den Menschen ein gutes Leben führen, geht es der einfachen Bevölkerung an den Kragen – im wahrsten Sinne des Wortes. Jeden Monat müssen sie einen Teil ihres Blutes als Steuer abgeben, damit die Vampire ernährt werden können. Eine von ihnen ist Jeanne Froidelac, deren Familie schon auf den ersten Seiten komplett ausgelöscht wird und die daraufhin Rache schwört. Eine Verwechslung führt dazu, dass sie als Adelige an den Hof von Versailles kommt. Ihr einziges Ziel ist: Rache!
Eine blutige und düstere Welt
Düster, blutig und sehr fies: Das ist die Welt, in die Victor Dixen uns mitnimmt. Die Vampire sind wunderbar „old school“, tragen Brokat, Seide und andere kostbare Stoffe. Sie setzen sich selbst an erster Stelle, grausame Prüfungen heitern sie auf und sie schlafen (natürlich!) in Särgen. Richtig so.
Die Kälte ist das Erkennungszeichen der Finsternis, sie ist Widerschein der Eiszeit, die mit der Ankunft der Herren der Nacht Einzug gehalten hat.
Seite 56
Neben bekannten Vampir-Aspekten treten in Der Hof der Finsternis auch einige kuriose Wissenschaftler auf den Plan. Sie züchten z. B. die „Vampirrose“, die sich von Blut ernährt, oder die „vampirischen Geigen“, deren Holz mit dem Blut ihrer Spieler getränkt ist und so wahrlich teuflisch gute Instrumente abgeben – auf Kosten der Musiker, aber das ist den Vampiren natürlich egal.
Ambivalente Charaktere
Victor Dixen zeichnet vielschichtige und teils sehr böse Charaktere. Gleich zu Beginn tauchen meine beiden liebsten Charaktere auf. Zum Einen der Vampir Alexandre de Mortange, der eine herrlich witzige Kindlichkeit an den Tag lebt und immer wieder für ein paar Schmunzler sorgt.
„Aber ich plappere und plappere und rede wie üblich nur von mir und vergesse dabei das Drama, das Ihr gerade durchlebt habt!“, ruft er aus. „Was für ein Rüpel ich doch bin!“
Seite 70
Zum Anderen ist es Jeanne, die Heldin der Geschichte. Ihr Markenzeichen sind graue Haare, eine Anomalie, mit der sie geboren wurde und die am Hof von Versailles für Begeisterung sorgt. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt von einer Protagonistin gelesen habe, die so vehement ihren Rachegelüsten folgt.
Dein Rachedurst verwandelt sich in eine Todessehnsucht. Die Schwermut verschlingt dich. Du redest über menschliches Leben wie ein Vampir. Du musst aufpassen, nicht zu dem zu werden, was du verabscheust. Das wäre eine Rache, die du zu teuer bezahlst.
Seite 385
Ohne Rücksicht auf Anstand, Moral oder gar Liebe und Freundschaft wütet sie sich durch den Roman. Das ist teilweise sehr fies, wirklich SEHR fies, aber trotzdem auch irgendwie genial. Vielleicht, weil ich mich selbst nie trauen würde, so skrupellos meine Ziele zu verfolgen. Der Showdown zum Ende des Romans ist dann auch nur konsequent.
Weniger romantisch als befürchtet
Eine Anmerkung noch zum Werbeslogan: „Vampire in Versailles: Der Auftakt der großen romantischen Fantasy-Saga“. Dieser Satz hat mich etwas beunruhigt, da ich kein Fan von Romantasy bin. Doch zu meiner großen Freude ist Der Hof der Finsternis viel eher eine blutige, als eine romantische Geschichte. Ja, es werden zarte Bande geknüpft, aber die halten sich sehr im Hintergrund. Wer also auf eine Romantasy hofft, wird eventuell enttäuscht. Ich wurde positiv überrascht und habe Victor Dixens Auftakt der Vampirsaga in wenigen Tagen aufgesaugt (hihi).
Aber ich versichere Euch, dass auch unsere Vampirherzen zu Rührung fähig sind, selbst wenn sie nicht mehr schlagen. Unsere Sicht auf die Dinge ist einfach nur … anders. Unser Leben ist ja nicht so vergänglich wie Eures.
Seite 72
Ich wäre dann auch bereit für Band 2, der zum Glück bereits im August erscheint. Wenn der ebenso mitreißend, blutig, fies und düster wie Band 1 ist, bin ich sehr glücklich.
Fazit
Der Hof der Finsternis ist ein Vampirroman ganz nach meinem Geschmack. Sehr packend geschrieben bietet uns Victor Dixen blutdürstige, fiese Vampire und eine ebensolche Heldin. Großartig!
Herzlichen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar – auch für das großartige Bloggerpaket. Falls ihr es noch nicht gesehen habt, bitte hier entlang.
Vampyria – Der Hof der Finsternis (OT: Vampyria 1. La Cour des Ténèbres) von Victor Dixen.
Am 21.06.2023 im Blanvalet Verlag erschienen.
Aus dem Französischen von Bernd Stratthaus.
ISBN: 978-3-7341-6347-0 / 528 Seiten
Bewertung: 5/5