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„Lil“ von Markus Gasser

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update 92 Aufrufe
Rezension zu Lil von Markus Gasser

Werbung: Herzlichen Dank an den C. H. Beck Verlag für das Rezensionsexemplar.

Lil von Markus Gasser.
Am 25.01.2024 im C. H. Beck Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-406-81375-7 / 238 Seiten

Schon nach den ersten Sätzen der Leseprobe war mir klar, dass ich Lil unbedingt als Ganzes lesen muss. Denn Markus Gassers Roman ist eine mitreißende Rachegeschichte.

Lil – worum geht es?

Die brillante Unternehmerin Lillian Cutting ist so erfolgreich und unabhängig, wie es eine Frau um 1880 nur sein kann. Auf ihrem eigensinnigen Weg nach oben hat sie gegen alle gesellschaftlichen Konventionen verstoßen und ganz New York gegen sich aufgebracht. Dort ist man sich einig: Diese Frau muss verschwinden. Ein für alle Mal. Koste es, was es wolle. Dabei hätten alle damit rechnen können, dass Lil ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Vermögen niemals opfern würde. Und als es so weit kommt, dass es um ihr nacktes Überleben geht, dreht „Lil the Kill“ den Spieß um.

Klappentext

Dialog mit Hund

Lil ist eine sprachgewaltige Erzählung, in der der Autor Markus Gasser Lillians Nachfahrin Sarah zu Wort kommen lässt. Im Gespräch mit ihrer Dobermann-Hündin Miss Brontë berichtet Sarah von Lils Leben. Und ja, ich schreibe Gespräch, weil sich Miss Brontë immer wieder zu den Geschehnissen einmischt. Was es mit diesem Dialog auf sich hat, erfahren wir erst auf den letzten Seiten – und auch, warum Sarah sich so stark in diese Geschichte involviert.

Fall und Aufstieg der Lillian Cutting

Lillian Cuttings Fall ist in dem Moment beschlossen, indem ihr um einiges älterer Mann Chev stirbt und sie mit ihrem gemeinsamen Sohn Robert zurücklässt. Chev war sich zeitlebens sehr darüber bewusst, was für eine Art Mann sein Sohn ist, weshalb er sein Vermögen komplett seiner Frau vermacht hat. Robert will das nicht hinnehmen und bringt seine Mutter mit einer List in einer Nervenklinik unter. Zu Robert gibt es nicht mehr zu sagen, als dass er absolut widerwärtig ist. Den Verlauf, den seine Geschichte nimmt, habe ich mit großer Genugtuung gelesen.

Den Verstand verlieren kann jeder; reich zu sein und noch reicher zu werden ist dagegen nicht immer ganz so leicht, geht obendrein, heißt es, immer mit Verbrechen einher, und wurde, glaubte man, an diesem Tag tüchtig bestraft.

Seite 128

Doch bis Robert seine Strafe bekommt, wird Lil sehr viel Unrecht angetan. Einiges ist wirklich schwer verdaulich, gerade die Behandlung in der sogenannten „Nervenklinik“. Natürlich alles nur zu ihrem besten genauso wie die abstoßende, sehr intime Untersuchung. Nach dieser Szene musste ich das Buch erstmal zur Seite legen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was Menschen anderen Menschen antun. Zum Glück hat Lil gute Freunde, und es kommt zu einem Prozess. Der Richter hat dabei meine große Sympathie.

Sie wollen Säulen der Gesellschaft sein? Sie sind eine menschliche Enttäuschung.

Seite 150

Die meiste Sympathie bekommt allerdings Lil, die sich nicht unterkriegen lässt, obwohl fast alles und jeder gegen sie arbeitet. Wie sie danach mit Finesse und auch Witz Rache nimmt, ist großartig. Es muss eben nicht immer die Faust ins Gesicht sein. Bravo, Lil.

Sprachlich extravagant

Sprachlich schöpft Markus Gasser aus dem Vollen. Angesichts des Verlaufs der Geschichte, aber besonders auch was den Stil angeht, hatte Lil fast schon märchenhafte Züge. Minimalisten werden hier sicherlich keine Freude haben, denn der Autor spielt mit den Worten, lässt die Sätze oft über viele Zeilen wandern und das auch recht verschachtelt. Es ist definitiv ein Buch, das man aufmerksam lesen muss, da einem die Sätze sonst davonlaufen.

Fazit

Lil ist ein sprachlich besonderes Buch, das die Abgründe der menschlichen Existenz aufzeigt, um dann zu einem Rundumschlag auszuholen. Lesenswert!

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2 Kommentare

Zeilentänzerin 30. Januar 2024 - 21:44

Hey hey,
noch nie von diesem Buch gehört, aber das freut mich immer wieder, denn durch deinen Blog lerne ich so viele Schätze kennen! Besonders wegen der schönen Sprache macht es mich neugierig.

Zeilentänzerin

Antworte
Marie 31. Januar 2024 - 10:16

Huhu :) Es freut mich, wenn dich das Buch anspricht. Die Sprache ist wirklich sehr besonders.
Liebe Grüße
Marie

Antworte

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