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„Yellowface“ von Rebecca F. Kuang

von Marie
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Rezension zu Yellowface von Rebecca F. Kuang

Werbung: Herzlichen Dank an den Eichborn Verlag und vorablesen für das Rezensionsexemplar.

Yellowface von Rebecca F. Kuang.
Am 29.02.2024 im Eichborn Verlag erschienen.
Übersetzt von Jasmin Humburg.
ISBN: 978-3-8479-0162-4 / 383 Seiten

Um Babel von Rebecca F. Kuang gab es bereits einen großen Hype und nicht minder um Yellowface. Babel habe ich bisher nicht gelesen, aber Yellowface hat mich sofort interessiert, weshalb ich mich auch sehr über dieses Rezensionsexemplar gefreut habe. Zu recht? Lest selbst.

Yellowface – worum geht es?

In Yellowface schreibt Rebecca F. Kuang über die schwierige Freundschaft zwischen den jungen Autorinnen Athena und June. Während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena einen Erfolg nach dem nächsten feiert, interessiert sich niemand für die Geschichten eines weißen Mädchens, so empfindet es zumindest June. Als Athena bei einem Unfall stirbt, nimmt June ihr unvollendetes Manuskript – ein Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs – an sich, überarbeitet es und gibt es schließlich als ihr Buch aus. Der Roman wird ein riesiger Erfolg – doch zu welchem Preis?

Eine Lüge lässt sich am besten vor aller Augen verstecken.

Seite 60

Sogwirkung

Yellowface entwickelt ab der ersten Seite einen unglaublichen Sog. Ich wollte zunächst nur kurz reinlesen, konnte das Buch aber nicht mehr zur Seite legen und habe es in kurzer Zeit durchgelesen. In ihrem Roman stellt Rebecca F. Kuang die Antagonistin in den Mittelpunkt und schafft es durch ihr eindringliches Schreiben (großartig übersetzt von Jasmin Humburg), dass ich June für ihren Diebstahl nicht nur negativ betrachte, sondern z. B. bei einem auftretenden Shitstorm gegen sie, sogar ein wenig Mitgefühl entwickle – gerade, wenn sie auch ihre Vergangenheit mit Athena zur Sprache bringt. Eine Geschichte ist eben nicht nur schwarz/weiß. Ebenso wenig sind es Menschen. Denn auch Athena, die nach ihrem Tod von vielen Internetnutzern beinahe zur Heiligen emporgehoben wird, ist eine zwiespältige Persönlichkeit. Überhaupt sind die Figuren in Kuangs Roman fast alle unsympathisch. Erstaunlich, dass mir das Buch dennoch so gut gefallen hat, da ich sonst mindestens eine positive Figur brauche.

Zusammenkünfte an der Bar werden bei Literaturveranstaltungen typischerweise »Bücherbesäufnis« genannt.

Seite 108

Vielschichtig

Yellowface ist ein außerordentlich vielschichtiger Roman. Neben der Geschichte um June und Athena hat mir auch der Einblick in die (nur amerikanische?) Verlagsbranche sehr gefallen. Jeder will Geld verdienen, so viel steht fest. Aber so manche tun das auf Kosten anderer und ohne jegliche Moral. Als June Rassismus vorgeworfen wird, weil sie über chinesische Geschichte schreibt – steht ihr das zu? Darf sie das als weiße Frau? -, schweigt sich der Verlag aus. Und noch schlimmer: Man bedient sich irgendwann weißer Radikaler, die den Buchverkauf noch einmal vorantreiben. Hier macht sich June zu einem Zeitpunkt darüber lustig, dass es erstaunlich ist, das Rassisten in die Läden rennen, um ein Buch über chinesische Arbeiter zu kaufen. Rebecca F. Kuang regt hier zum Nachdenken an: Es geht um race, um kulturelle Aneignung, es geht aber auch um Frauen in der Literaturwelt, Konkurrenzdenken zwischen Autorinnen und auch die Einsamkeit der Autoren wird thematisiert. June wird mit den immer bedrohlichen medialen Angriffen gänzlich alleine gelassen – auch von ihrem Verlag, der aber weiterhin das Geld nimmt, das ihr Buch einbringt.

Der Literaturbetrieb sucht sich einen Gewinner oder eine Gewinnerin aus – attraktiv genug, cool und jung und, mal ehrlich, wir denken es doch alle, also sprechen wir es doch auch aus, „divers“ genug – und überschüttet diese Person mit Geld und Unterstützung.

Seite 12

Gestaltung

Der Eichborn Verlag hat sich bei der Gestaltung einiges einfallen lassen und ein stimmiges Konzept erarbeitet. Der Farbschnitt gefällt mir sehr gut.

Zuletzt kann ich sagen, dass mir Yellowface so gut gefallen hat, dass nun auch Babel bei mir eingezogen ist. Ich bin gespannt, ob die Autorin mich ein weiteres Mal überzeugen kann.

Nichts ist so nah an echter Magie wie das Schreiben. Schreiben heißt, etwas aus dem Nichts zu erschaffen, Türen zu anderen Welten zu öffnen. Schreiben gibt dir die Kraft, dein eigenes Reich zu formen, wenn die Realität zu sehr schmerzt.

Seite 267

Fazit

Yellowface ist ein großartiger, weil vielschichtiger Roman, der Themen wie kulturelle Aneignung, race und den Literaturbetrieb behandelt. Mitreißend geschrieben entwickelt er zudem ab der ersten Seite einen enormen Sog. Eine große Empfehlung.

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8 Kommentare

Aleshanee 24. Februar 2024 - 7:38

Schönen guten Morgen!

Ich durfte das Buch auch schon lesen und ja, mich hat es auch sehr begeistert!
Die aktuellen Themen und vor allem auch die vielschichtigen Charaktere im Zusammenhang, dazu die fesselnd erzählte Handlung haben mich auch durch die Seiten gejagt :D Freut mich dass es dir auch so gut gefallen hat!

Liebste Grüße, Aleshanee

Antworte
Marie 25. Februar 2024 - 14:00

Es freut mich, dass es dir auch so gut gefallen hat, liebe Aleshanee! ❤️ Ich hätte es im Vorfeld gar nicht gedacht, aber es hat mich wirklich begeistert.

Antworte
BuchBesessen 26. Februar 2024 - 14:43

Klingt toll. Ich habe darüber schon viel Gutes gelesen, nun steht es auch auf meiner Liste. :)

Antworte
Marie 26. Februar 2024 - 16:23

Das freut mich! Ich bin sicher, dass es dir gefallen wird. 😃

Antworte
Nico 25. März 2024 - 20:49

Hallo Marie,

ich habe Yellowface vor kurzem beendet und fand es ebenfalls klasse.
Ich mochte die fesselnde und mitreißende Geschichte über June.
So, wie sich die Spannung aufgebaut hat, kam es mir schon wie ein Thriller vor, obwohl ich von der Auflösung, die für mich vorhersehbar war, ein wenig enttäuscht war.
Aber dennoch ist eine tolle Geschichte, mit wichtigen Themen, die zum Nachdenken anregen.

Meine Rezension kannst du hier nachlesen:
https://buecherstube-buchblog.blogspot.com/2024/03/yellowface-von-rebecca-f-kuang.html

Liebe Grüße
Nico :)

Antworte
Marie 26. März 2024 - 8:53

Hi Nico,
ich freue mich über deinen Besuch. 😄
Stimmt, es las sich teilweise wirklich wie ein Thriller. Schön, dass es dich insgesamt auch überzeugen konnte.
Liebe Grüße
Marie

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|Rezension| Yellowface – Rebecca F. Kuang • Literatour.blog 24. April 2024 - 7:47

[…]   Vielen Dank an den Eichborn Verlag für dieses Rezensionsexemplar.     Weitere Rezensionen zum Buch: Buch-Haltung | Buchsichten | Feder und Eselsohr | Literarische Abenteuer | Wörter auf Papier  […]

Antworte
Marie 24. April 2024 - 9:32

Danke für die Verlinkung. ❤️

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