Vor ein paar Monaten habe ich mich etwas über Es war einmal in Hollywood von Quentin Tarantino geärgert, da ich fand, dass es wenig tarantinomäßig war. Jetzt ist mir Bullet Train von Kotaro Isaka über den Weg gelaufen und ich muss sagen: Das war ein richtiger Tarantino.
Worum geht’s?
Fünf Killer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sitzen zusammen mit dem Opfer einer Entführung und einem Koffer voller Geld im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen.
Klappentext
Jedes weitere Wort über die Handlung wäre aus meiner Sicht zu viel.
Die Geschichte spielt fast nur im Zug. Hin und wieder gibt es Rückblicke auf Geschehnisse, die die Verbindungen der Zuginsassen untereinander erklären. Ansonsten ist Bullet Train ein Kammerspiel auf den Gleisen. Ein Kammerspiel, das dank seiner furiosen Dialoge ein großes Vergnügen ist. Und apropos Tarantino: Die teils slapstickartigen Dialoge würden ihm sicher auch gefallen.
Die Verfilmung von Bullet Train läuft am 4. August 2022 in den deutschen Kinos an. Regie führte David Leitch (Deadpool 2), in den Hauptrollen sind u. a. Brad Pitt, Sandra Bullock, Aaron Taylor-Johnson (hach, als John Lennon war er einfach umwerfend!) und Michael Shannon zu sehen.
Schon allein wegen der Dialoge kann ich euch Bullet Train empfehlen. Und ich habe euch noch gar nicht von den verrückten Charakteren erzählt.
Sitzen fünf Killer in einem Zug
Die Charaktere sind allesamt großartig. Kotaro Isaka ist offenbar ein großer Fan von schrägen Figuren, denn was hier zusammenfindet, ist wirklich kurios.
Folgende Killer sind an Bord:
- Nanao, genannt „Der Marienkäfer“, der ein wahrer Pechvogel ist. Alles, was er anpackt, geht schief. Sobald jemand zu ihm sagt: „Der Auftrag ist ganz einfach“, kann Nanao davon ausgehen, dass es die Hölle wird.
- Die „Zitrusfrüchte“ Lemon und Tangerine, die ihre Aufträge immer zusammen erledigen. Tangerine zitiert ständig eine Kinderserie, in der es um Thomas die Lokomotive geht, während Lemon vergeblich versucht, ihm die hohe Literatur nahezubringen.
- Kimura, ein Alkoholiker, der Rache für seinen Sohn will, den Oji vom Dach gestoßen hat.
- Oji, der Prinz. Die furchtbarste Figur im Zug. Ein jugendlicher Psychopath, der alles und jeden manipuliert.
Ok, der Prinz ist einfach nur ekelhaft und ich wäre auch nicht traurig gewesen, wenn der Autor ihn weggelassen hätte. Seine Szenen waren mir zu grausam. Zum Glück machen es die anderen Figuren wieder wett.
Vergnügliche Lesestunden
Trotz des jugendlichen Psychopathen hat mir Bullet Train sehr gut gefallen. Das Buch war spannend und vergnüglich. Außerdem gab es zum Ende nochmal eine unerwartete Wendung – und davon gab es vorher auch schon einige. Nachdem mich mein letzter japanischer Roman Butter nicht ganz überzeugen konnte, hat mich Bullet Train wieder versöhnt.
Fazit
Bullet Train ist ein temporeicher Thriller mit tarantinomäßigen Wortgefechten und schrägen Figuren.
Bullet Train (OT: Mariabitoru) von Kotaro Isaka
am 02.04.2022 im Hoffmann und Campe Verlag erschienen.
Aus dem Japanischen übersetzt von Katja Busson.
ISBN 978-3-455-01322-1 / 384 Seiten
2 Kommentare
Hallo Marie, das Buch finde ich sehr spannend, muss ich mir direkt vormerken. Die Figuren klingen sehr interessant. Zudem mag ich japanische Literatur auch sehr gerne. Schön, dass dich der Thriller überzeugen konnte1
Zeilentänzerin
Liebe Zeilentänzerin, ich hoffe, es gefällt dir. Wenn du verrückte Charaktere magst, bist du hier sicherlich gut bedient. :)