Ich habe das Cover gesehen, die Inhaltsangabe gelesen und wusste, ich muss Tinte und Knochen lesen. Das Buch ist der Reihenauftakt um Die magische Bibliothek von Rachel Caine und ich hoffe sehr, dass die anderen vier Bände auch übersetzt werden. Nun habe ich schon verraten, dass mir Tinte und Knochen gefallen hat. Und warum es mir gefallen hat, lest ihr jetzt.
Tinte und Knochen – worum geht es?
Die Bibliothek von Alexandria ist die mächtigste Organisation der Welt. In jeder Stadt gibt es eine Zweigstelle, und die Bibliothekare sind einflussreiche Männer und Frauen, die über das Wissen der Menschheit herrschen. Der private Besitz von Büchern ist strengstens verboten. Jess Brightwell liebt Bücher, auch wenn er nur illegal mit ihnen zu tun hat. Er stammt aus einer Schmugglerfamilie, die Bücher auf dem Schwarzmarkt verkauft. Jess‘ Leben ändert sich von Grund auf, als sein Vater ihn als Spion in den Orden der Bibliothekare eingeschleust. Jess reist nach Alexandria, um in der Großen Bibliothek seine Ausbildung zu machen. Dort kommt er einer gewaltigen Verschwörung auf die Spur – und stellt fest, dass den Großmeistern der Bibliothek ein einzelnes Buch mehr wert ist als ein Menschenleben …
Klappentext
Alternative und düstere Welt
Wir befinden uns in einer alternativen Welt, in der es den Buchdruck nicht gegeben hat (nicht, dass Gutenberg es nicht versucht hätte – aber das müsst ihr selbst lesen) und in der sich Blankobücher auf geheimnisvolle Weise selbst mit Text füllen. Eine Welt, die einerseits modern, anderseits sonderbar altertümlich wirkt – eine fantastische Welt, in der die Große Bibliothek die Macht hat. Sie reguliert den Fortschritt und das Wissen; gelesen werden darf nur das, was die Bibliothek freigibt.
Es wird magisch, aber es wird auch beklemmend. Tinte und Knochen ist insgesamt sehr düster und das nicht nur, weil ein blutiger Krieg zwischen Wales und England ausgetragen wird.
Bücher und Menschen hinterließen dieselben Überreste, wenn sie brannten.
Seite 58
Die Protagonisten, die zumeist aus jungen Erwachsenen bestehen, erfahren recht viel Leid und müssen einige schwere Prüfungen bestehen. Außerdem werden nicht alle überleben. Es gibt Ereignisse, die schockieren; Momente, in denen Bücher mehr wert sind als Menschen.
Vielschichtige Charaktere
Obwohl Jess im Mittelpunkt steht, bringt uns Rachel Caine auch die anderen Charaktere sehr nahe. Jeder trägt ein Geheimnis mit sich rum, sei es die Nachzüglerin Morgan, in die sich Jess verliebt, der Gelehrte Wolfe (sehr interessante Entwicklung!) oder der aus Deutschland stammende Thomas, der an etwas tüftelt, das der Bibliothek und der Menschheit helfen wird – so glaubt er.
Der erste Eindruck stimmt nicht immer – das passt auch perfekt auf diese Geschichte.
Jess wusste, was er dort vor sich sah, weil er es selbst erlebt hatte. Liebe und den Schmerz, zu wissen, dass Liebe nicht ausreichte.
Seite 468
Im Verborgenen
Nicht alles wird in Tinte und Knochen bis ins Detail erklärt und manche Dinge, z. B. wie die Magie der Obskuristen oder das „teleportieren“ der Bücher genau funktioniert, bleiben im Dunklen. Für mich war das kein Problem, vielleicht weil ich annehme, dass es in den folgenden Büchern erklärt wird. Vielleicht aber auch, weil mich Rachel Caines Schreibstil einfach so eingenommen hat, dass mich die (nicht ganz ausgearbeiteten?) Details nicht gestört haben. Die Geschichte ist mitreißend und hat mich trotz der zu langen Kapitel nicht losgelassen.
Ein Jugendbuch?
Ich bin mir nicht sicher, ob Tinte und Knochen ein Jugendbuch sein soll. Der Verlag wirbt mit dem Slogarn „Dark-Academia-Sensation“ und ordnet es unter „Urban Fantasy“ ein. Ich denke nicht, dass es hier eine eindeutige Alterszuordnung gibt. Zumindest habe ich das Buch als „nicht mehr Jugendliche“ sehr genossen, vor allem wohl, weil ich ein Faible für düstere (magische) Geschichten habe.
Ephemera
Mir sagte das Wort vorher nichts, weil das Wort in Tinte und Knochen aber mehrfach auftaucht, habe ich mich informiert. Eigentlich sind mit Ephemera Dinge für einen einmaligen bzw. kurzen Gebraucht gemeint. Im engeren Sinne meint es aber nur Papierprodukte. Und sobald dieses Wort in der Geschichte auftaucht, finden sich kleine Briefe, Notizen, Tagebucheinträge etc. Diese treiben die Handlung zusätzlich voran, geben dem Leser aber auch ein wenig Hintergrundinformation zu den Charakteren, geben gerade am Anfang aber auch viele Rätsel auf, die sich erst zum Schluss erklären. Dieser kleine Kniff hat mir sehr gefallen.
Aufmachung
Das Buch hat eine wunderbare Aufmachung erhalten, dessen Details sich erst beim zweiten Blick offenbaren. So wirkt der Buchrücken z. B. wie ein altes Buch und auf dem Cover werden Bücher von düsteren Schatten eingenommen. Die erste Auflage hat einen tollen Farbschnitt erhalten, der die Farben (und Bücher) des Covers aufgreift.
Fazit
Magische Bücher, vielschichtige Charaktere und eine mächtige Bibliothek: Tinte und Knochen – Die magische Bibliothek ist ein mitreißend erzähltes Fantasy-Werk für alle, die Bücher lieben. Ein gelungener Auftakt, dem hoffentlich die anderen Bände folgen werden.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar.
Tinte und Knochen – Die magische Bibliothek (OT: The Great Library – Ink and Bone) von Rachel Caine.
Am 11.05.2023 im Heyne Verlag erschienen.
Aus dem Amerikanischen von Beate Brammertz.
ISBN: 978-3-453-27418-1 / 512 Seiten
Bewertung: 5/5
2 Kommentare
Rachel Caine habe ich immer sehr gerne gelesen; wirklich traurig, dass sie so früh verstorben ist.
Dies war tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Sie war mir vorher gar kein Begriff.