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„Vierzehn Tage“ – ein Gemeinschaftsroman

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update 26 Aufrufe
Rezension zu Vierzehn Tage - ein Gemeinschaftsroman, herausgegeben von Margaret Atwood und Douglas Preston

Werbung: Herzlichen Dank an dtv für das Rezensionsexemplar.

Vierzehn Tage (OT: Fourteen Days) – ein Gemeinschaftsroman
Am 15.02.2024 im dtv erschienen.
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Pieke Biermann, Christine Blum, Christiane Burkhardt, Svenja Geithner, Susanne Goga-Klinkenberg, Susanne Höbel, Brigitte Jakobeit, Stephan Kleiner, Claudia Max, Hella Reese, Mechtild Sandberg-Ciletti.
ISBN: 978-3-423-29002-9 / 480 Seiten

Bei Vierzehn Tage hat mich sofort das Besondere des Projekts gelockt. Denn der Roman ist nicht das Werk eines einzelnen Autoren oder eines Duos, nein, es wurde von 36 Autorinnen und Autoren gemeinsam geschrieben. Das reichte bereits, um meine Neugierde zu wecken.

Vierzehn Tage – worum geht es?

New York im April 2020. Während des ersten Lockdowns treffen sich die Bewohner eines Mietshauses abends auf dem Dach und erzählen einander Geschichten. Jeder Mieter und jede Mieterin steuert eine Geschichte bei (wahr oder zumindest gut erfunden) und ein neues Decamerone für unsere Zeit nimmt seinen Anfang. Die Erzählungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich hier versammeln, und über die Geschichten in dieser Ausnahmesituation entwickelt sich ein ganz neuer Zusammenhalt. Allmählich findet die Runde zu einer unerwarteten Gemeinschaft und Anteilnahme füreinander.

Klappentext

Ein Gemeinschaftsroman

Wie bereits oben erwähnt ist Vierzehn Tage ein ganz besonderes Projekt. Die Erzählungen in diesem Buch stammen aus der Feder von Charlie Jane Anders, Margaret Atwood, Jennine Capo Crucet, Pat Cummings, Joseph Cassara, Angie Cruz, Sylvia Day, Emma Donoghue, Dave Eggers, Diana Gabaldon, Tess Gerritsen, John Grisham, Maria Hinojosa, Mira Jacob, Erica Jong, CJ Lyons, Celeste Ng, Tommy Orange, Mary Pope Osborne, Douglas Preston, Alice Randall, Caroline Randall, Ishmael Reed, Roxana Robinson, Nelly Rosario, James Shapiro, Hampton Sides, R.L. Stine, Nafissa Thompson-Spires, Monique Truong, Scott Turow, Luis Alberto Urrea, Rachel Vail, Weike Wang, DeShawn Charles Winslow und Meg Wolitzer.

Die Autorinnen und Autoren im Alter von Anfang 30 bis Mitte 80 bedienen alle literarischen Gattungen und Genres und so unterschiedlich sie sind, so unterschiedlich sind auch ihre Erzählungen. Eine Übersicht darüber, wer welche Geschichte verfasst hat, findet sich am Ende des Buches.

„Weil hier sicher jeder was zu erzählen hätte. Über die Liebe, das Leben, den Tod, eine Erinnerung, eine Geistergeschichte – egal was!“ Ich finde“, sagte die Therapeutin nachdrücklich, „Geschichtenerzählen ist eine sehr schöne Idee. Eine wunderbare Idee.“

Seite 101

Origineller Geschichten-Mix

Vierzehn Tage hat mich bereits auf den ersten Seiten abgeholt. Was für eine spannende Idee! Menschen, die sich ohne den coronabedingten Lockdown und die damit verbundenen Einschränkungen wohl nicht näher miteinander befasst hätten, treffen sich allabendlich auf dem Dach ihres Hauses, um sich gegenseitig Geschichten zu erzählen.

»Wir sind Gestrandete«, sagte die Herrin der Ringe. »Ein Häuflein Schiffbrüchiger, die aus der sinkenden Welt hierhergespült wurden. Und jetzt sitzen wir miteinander auf dieser einsamen Insel müssen uns arrangieren, ob wir wollen oder nicht.

Seite 200

Die in den Geschichten behandelten Themen sind genauso vielfältig wie die Menschen, die sie zur Sprache bringen: So geht es u. a. um Geheimnisse, Mord und Krieg, 9/11, Rache und tierische Mitbewohner, Drogen und Musik, Rassismus, echte Gespenster und sogar Shakespeare. Es wird religiös, spirituell und sehr weltlich. Manche Erzählungen sorgen für Gänsehaut, andere für Lacher oder feuchte Augen. Auch die Art der Darbietung wechselt: Manchmal werden Songs oder Gedichte zum Besten gegeben; teilweise sind die Geschichten geradeaus, manchmal aber auch nicht sofort greifbar. Ich habe den Mix sehr gemocht, obwohl mich nicht alle Texte gleichermaßen angesprochen haben.

Kurzgeschichten mit Rahmenhandlung

Die Pandemie reibt die Menschen auf. Niemand weiß, wann und ob es besser wird. Deshalb gehen die Zusammenkünfte auf dem Dach auch nicht immer ohne Auseinandersetzungen vonstatten. Es wird gelästert und gedroht, es finden sich aber auch Verständnis und Unterstützung sowie überraschende Offenbarungen und jede Menge Emotionen.

Klatsch ist Gerede über die Menschheit durch Liebhaber derselben.

Seite 28

Eingebettet sind die Kurzgeschichten in eine Rahmenhandlung, die aus der Sicht der Hausmeisterin des Gebäudes erzählt wird. Erst kürzlich zu diesem Job gekommen, muss sie sich schnell merken, welche Menschen wo in diesem Haus wohnen, da aufgrund der Pandemie auch keine Fremden das Haus betreten dürfen. Dabei hilft ihr ein großes Notizbuch, in dem der vorherige Hausmeister sämtliche Bewohner vermerkt hat, allerdings verwendet er statt der richtigen Namen Spitznamen. Im Laufe der Geschichte erfahren wir, warum er ihnen Namen wie Eurovision, Herrin der Ringe, Hello Kitty oder Amnesia gegeben hat.

Mondlandung: Mich interessierte das nicht. Ich hatte den Kopf in einem Buch vergraben und zog mit Gandalf und den Hobbits durch Mittelerde. Aber Daddy bestand darauf, dass ich von meinem Buch hochblickte, um Neil Armstrong über den Mond laufen zu sehen.

Seite 163

Die 36 Autorinnen und Autoren haben ein gelungenes Werk geschaffen. Großartig geschrieben und durch die unterschiedlichen Erzählungen sehr kurzweilig. Abgerundet wird Vierzehn Tage durch ein sehr überraschendes Ende. Klasse!

Decamerone – das Zehn-Tage-Werk

Noch ein paar Worte zu dem im Klappentext erwähnten Decamerone, das mir ehrlicherweise vorher kein Begriff war. Das Internet sagt dazu: Das Decamerone wurde im 14. Jahrhundert von Giovanni Boccaccio geschrieben und ist eine Sammlung von 100 Novellen. In der Rahmenhandlung flüchten zehn Florentiner aus Angst vor der Pest aufs Land. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählt jeder von ihnen jeden Abend eine Geschichte und zwar zehn Tage lang. Klar, warum das Buch in dem Roman Erwähnung findet und Vierzehn Tage auch als „neues Decamerone“ bezeichnet wird.

Fazit

Vierzehn Tage ist ein außergewöhnliches Gemeinschaftsprojekt. Der kurzweilige Roman enthält ein Potpourri der unterschiedlichsten Geschichten, die sämtliche Emotionen ansprechen. Gekrönt wird das von Margaret Atwood und Douglas Preston herausgegebene Buch durch ein sehr überraschendes Ende.

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