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„Every“ von Dave Eggers

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update 55 Aufrufe
Beitragsbild zu Every von Dave Eggers

Every von Dave Eggers.
Am 10.2021 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Timmermann, Ulrike Wasel.
ISBN: 978-3-462-00112-9 / 592 Seiten

Dave Eggers Every ist die Fortsetzung zu seinem Bestseller The Circle, den ich vor acht Jahren gelesen habe. Das Buch zeigt mir mal wieder, wie nervig es ist, nach so vielen Jahren eine Fortsetzung zu lesen. Obwohl mir die Geschichte noch im Kopf ist, waren mir bestimmte Personen nur noch fragmentarisch in Erinnerung. Stört euch das auch oder könnt ihr Fortsetzungen einfach lesen, auch noch genau zu wissen, wie alles zusammenhing und wer wer war?

Suchmaschine fusioniert mit Onlineversandhändler

In Every heißt der Circle nicht mehr Circle, denn mittlerweile hat der Konzern ein Onlineversandhaus aufgekauft – der alte Name darf nicht mehr genannt werden, wenn überhaupt wird vom „Dschungel“ gesprochen. Suchmaschine und Onlinehändler zusammen heißen nun Every. Nichts geht mehr ohne Every. Alles und jeder wird durch den Konzern überwacht, sei es über die sozialen Netzwerke, die smart speaker oder implantierte Chips – natürlich alles zur Sicherheit der Menschen. Der gigantische Monopolist beherrscht alles und das auf den ersten Blick tatsächlich zum Wohle der Menschheit.

„Es ist eine verwerfliche Idee, die auf den ersten Blick moralisch gut wirkt.“ „Das trifft auf so ziemlich alles zu, was Every macht.“

Seite 230

Delany will das nicht länger hinnehmen. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Wes will sie den Konzern von innen bekämpfen. Sie denken sich immer obskurere Projekte aus, bei denen der gesunde Menschenverstand doch eigentlich aufschreien sollte. Mit jeder Idee hoffen Delany und Wes, dass die Menschen erkennen, wie gefährlich und manipulativ Every in Wahrheit ist und anfangen, gegen den Konzern zu rebellieren. Aber das passiert nicht. Im Gegenteil! Jede neue Idee wird ein noch größerer Erfolg.

Ferne Zukunft?

Das Gruselige an Dave Eggers Roman ist, dass die Ideen gar nicht so abwegig klingen. Einiges wird dann sogar von der Wirklichkeit überrollt. Man denke nur an die Namensänderung von facebook. Im Laufe des Romans stellen dann einige wenige aufmerksame Menschen fest, dass diese smart speaker, die fast in jedem Haus stehen, natürlich trotzdem immer mithören, egal, ob sie an oder aus sind. Wer hätte das gedacht. In solchen Momenten läuft es einem beim Lesen von Every doch kalt den Rücken runter.

Fatal ist auch, dass – wie schon oben zitiert – viele Dinge so dargelegt werden, dass man als Leser nichts dagegen sagen kann. So will z. B. das hauseigene Textillabel „gut gemachte und nachhaltig hergestellte Produkte“ fertigen.

Diese sollten „so viel kosten, wie sie kosten sollten. Sie wussten, es würde einige Zeit dauern, um einen globalen Kundenstamm, der es gewohnt war, 18 Dollar für ein Hemd zu bezahlen, davon zu überzeugen, dass ein Hemd, das ökologisch nachhaltig war, aus ethisch vertretbaren Quellen stammte und bei dessen Herstellung faire Löhne bezahlt wurden, mindestens 80 Dollar kosten sollte.

Seite 331

Schwer, dagegen etwas zu sagen, oder? Aber natürlich steht hinter dem guten Gedanken der Profit des Konzerns und seine Allmacht. Der Shop fördert seine hauseigenen Textilien und greift sogar in das Kaufverhalten der Leute ein. Wer nicht Kleidung von Every kauft, wird per Pop up-Fenster darauf aufmerksam gemacht. Ob man nicht doch lieber Produkte von Every kaufen möchte?

Gute Geschichte trotz blasser Figuren

Wer The Circle kennt, wird ahnen, dass auch Every nicht allzu optimistisch ausgeht. Eine Wohlfühllektüre ist Every also ganz bestimmt nicht. Etwas blass bleiben angesichts der spannenden und bedrohlichen Geschichte die Charaktere. Außerdem fand ich nicht alle Handlungen der Protagonisten nachvollziehbar. Insgesamt konnte ich aber darüber hinwegsehen. Every ist ein Roman, bei dem ich mehrfach dachte, er zeichnet doch einfach die Realität auf.

Fazit

Every ist eine beängstigende Vision einer Zukunft, die nicht allzu entfernt scheint. Trotz blasser Charaktere ist Dave Eggers Roman ein spannender Roman über einen krakenartigen Internetkonzern.

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2 Kommentare

Zeilentänzerin 26. März 2022 - 15:31

Hey Marie, mein letztes Buch von Eggers war „The Circle“, was mir lange im Gedächtnis blieb. Schade, dass die Charaktere blass erscheinen, die Story klingt durchaus aufregend. Danke für die Vorstellung!

Zeilentänzerin

Antworte
Marie 1. April 2022 - 18:00

Ich denke aber nicht, dass dich die Fortsetzung enttäuschen würde. Vielleicht erscheinen dir die Charaktere ja gar nicht so blass. :)
Liebe Grüße, Marie

Antworte

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