Werbung: Herzlichen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Die Insel der Tausend Leuchttürme von Walter Moers.
Am 06.09.2023 im Penguin Verlag erschienen.
Über 100 s/w Zeichnungen von Walter Moers.
ISBN: 978-3-328-60006-0 / 656 Seiten
Seit ich vor sehr vielen Jahren Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär gelesen habe, liebe ich die Zamonien-Bücher von Walter Moers. Sobald ein neues Buch in die Läden kommt, ist es auch schon bei mir eingezogen. Und während ich sehnsüchtig auf Das Schloss der Träumenden Bücher, dem Finale der Buchhaim-Trilogie, warte, landet heimlich, still und leise ein anderes neues Buch von Walter Moers im Buchladen: Die Insel der Tausend Leuchttürme. Mein Text ist keine wirklich Rezension, es ist eine Liebeserklärung.
Die Insel der Tausend Leuchttürme – worum geht’s?
Hildegunst von Mythenmetz verlässt erneut die Lindwurmfeste. Diesmal zieht es ihn auf eine Insel namens Eydernorn, wo er sich einer Kur unterziehen möchte. Unser heißgeliebter Hypochonder hat nämlich eine Bücherstauballergie. Schockschwerenot!
Es ging hier schließlich auch darum, meine lästige Stauballergie in den Griff zu bekommen, um die Lust an der Lektüre von antiquarischen Büchern nicht zu verlieren. Das war kein geringes Anliegen, sondern eine Überlebensnotwendigkeit.
Seite 56
Zum Auskurieren zieht es ihn auf die Insel Eydernorn. Von dort schreibt er seinem guten Freund Hachmed Ben Kibitzer einige Briefe, in denen er von seinen Abenteuern berichtet. Denn natürlich kann sich Hildegunst nicht einfach nur auskurieren, er will auch die berühmten Leuchttürme der Insel erforschen. Außerdem wird er unverhofft zum Hummdudel-Züchter, avanciert zum Kraakenfieker-Kenner und verspeist so manche Leckerei, wie Vampirtintenfisch in Eigenblutsoße oder Fackelfisch auf Seepferdchensalat. Alles könnte so gemütlich sein, wenn sich nicht eine existenzielle Bedrohung aufbauen würde.
Das perfekte Buch
Ich liebe dieses Buch. Alles daran! Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, um meine Begeisterung für Die Insel der Tausend Leuchttürme in Worte zu fassen. Hier ist alles drin. Großartige Wortspiele, Verweise auf andere Schriftsteller (inkl. Anagramme knobeln! Beispiel: Ojahnn Golgo van Fontheweg) und Texte (auch natürlich auf Hildegunst‘ eigene Werke), Humor, Spannung und eine sagenhaft gute Geschichte. Walter Moers ist einfach ein Meister seines Faches – ich meine natürlich Hildegunst, der, wie wir mittlerweile wissen, der eigentliche Autor der Zamonien-Bücher ist.
Fantasievoller Briefroman
Wie oben bereits angedeutet, ist Die Insel der Tausend Leuchttürme ein Briefroman. Hildegunst schreibt (selten) kurze und (meist) ausufernden Briefe, in denen alles zur Sprache kommt, was sich auf der Insel ereignet und was er dort erlebt. Das Tolle: Es ist niemals langweilig! Selbst eine stundenlange Wanderung durch das Museum, die Hildegunst ausgiebig beschreibt, ist großartig.
Ich nenne es das »Museale Torkeln« – ein vorübergehender Zustand von Kontrollverlust und Orientierungslosigkeit, der einen in großen und labyrinthischen Museen aufgrund der Reizüberflutung ereilen kann.
Seite 230
Zudem untermalt er seine Ergüsse mit zahlreichen Zeichnungen, die schon für sich genommen ein wunderbares Werk abgeben würden. Was für eine Fantasie! Ich sage nur: Kotzfisch, Hagelhelme oder Graatenkerl.
Wunderbar auch die Sprache, die an Plattdeutsch erinnert, und überhaupt das ganze maritime Setting.
In den verschiedenen Inseldialekten gibt es 222 Bezeichnungen für »Wind«: vom frühjährlichen Dünengaas und dem Feuchten Hannes über den sommerlichen Fissegorm und die herbstlichen Schirmfetzer und Ratzfatzer bis zum winterlichen Eisbeißer.
Seite 84
Damit nicht genug, bringt Walter Moers auch große Themen wie die Klimakrise in seinem Buch unter. Die Uhren auf Eydernorn zeigen deshalb ständig fünf vor zwölf! Ich bin sicher, dass ich Die Insel der Tausend Leuchttürme noch mehrfach lesen könnte und jedes Mal wieder etwas Neues entdecken könnte. So aufmerksam man auch liest, es steckt einfach so viel drin in diesem zamonischen Werk.
Die Insel der Tausend Leuchttürme ist einfach ein perfektes Buch! Ja, ich gebe es zu, das Buch wurde zum Schluss ausgiebig geherzt und ich muss es schreiben, auch wenn er es wahrscheinlich nie sieht:
Herr Moers, ich verehre Sie!
Ein Buch für (fast) jeden
Für wen ist das Buch nun gedacht? Für jeden! Das meine ich wirklich. Walter Moers hat eine derart einnehmende, mitreißende Sprache, die einfach jeden begeistern wird. Intelligent, mit Humor, aber auch ernsten Tönen, liebe zur Sprache und seinen Figuren – das zeichnet dieses Buch und überhaupt jedes seiner Bücher aus. Der Roman ist sowohl für langjährige Fans als auch Neueinsteiger geeignet, da es sich bei Die Insel der Tausend Leuchttürme um eine eigenständige Geschichte handelt. Natürlich bringt das Lesen noch ein wenig mehr Freude, wenn man die anderen Bücher kennt, da einige bekannte Namen vorkommen und es Verweise auf frühere Mythenmetz’sche Abenteuer gibt. Es sei aber doch gesagt, dass es sich nicht um ein Kinderbuch handelt. Das mag angesichts der witzigen Namen und Zeichnungen so aussehen, aber es passieren viele grausame Dinge und die Geschichte ist für Kinder auch zu komplex (denke ich).
Falls ihr noch kein Zamonien-Werk gelesen habt, kann ich euch nur dazu raten, das zu ändern. Sie gehören zu meinen Lieblingsbüchern und sind ein Fest für Sprachverliebte.
Abschiedsschmerz
Das Buch hat mich in ein Dilemma gestürzt. Einerseits wollte ich darin versinken und den gut 650 Seiten starken Wälzer ohne Pause zu Ende lesen. Andererseits wollte ich es niemals beenden. Jede Seite ist so großartig, dass ich das Lesen zelebrieren wollte. Zum Ende bekam ich dann sogar feuchte Augen.
Es gibt weder das Gute noch das Böse in dieser einzigartigen und faszinierenden Welt, sondern nur die Dinge der Natur in ihrer Wechselwirkung. Und alle Dinge der Natur sind gleichberechtigt und vergänglich, aber unschätzbar wertvoll durch ihre Einmaligkeit und begrenzte Dauer. Was diese Dinge zu einem unsterblichen Ganzen verbinden kann und wonach alles Lebendige streben sollte, solange es währt – das ist die Liebe. Denn die Liebe ist der Sieg über die Zeit und den Tod. Am Fuße des Leuchtturms herrscht die Finsternis, aber darüber strahlt das Licht der Weisheit in die Ferne. Es sendet seine Botschaft von Einsamkeit zu Einsamkeit. Und diese Botschaft lautet: Du bist nicht allein.
Seite 609
Noch jemand mit feuchten Augen? Ich habe das Buch so sehr geliebt. Zum Ende habe ich ein dumpfes Gefühl von Abschiedsschmerz, was auch an den Worten von Hildegunst liegen mag.
Ich danke dir, mein bester Freund, für diese Brieffreundschaft. Denn solang ich diese Briefe an dich schreiben darf, ist mir eines gewiss: Ich bin nicht allein.
Seite 609
Wäre der dritte Teil der Träumenden Bücher nicht schon angekündigt, würden mir Schweißperlen auf die Stirn treten. Ich hoffe nicht, dass Hildegunst vor hat, in den Ruhestand zu treten.
Walter Moers ist übrigens auch selbst von diesem Werk begeistert. Im Nachwort schreibt er:
Die monumentale und ergreifende Geschichte, die sich so entspinnt, ist meines Erachtens durchaus Mythenmetz‘ Meisterwerk „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ebenbürtig. Aber das ist nur die unmaßgebliche Meinung eines begeisterten Bewunderers und Übersetzers.
Seite 504
Ich meine, dem ist nichts hinzuzufügen. Außer: Lest dieses Buch!
Fazit
Die Insel der Tausend Leuchttürme ist genauso unterhaltsam wie intelligent. Wortgewaltig, humorvoll und spannend hat uns Walter Moers ein grandioses Buch geschenkt, das sowohl Fans als auch Moers-Erstleser begeistern wird. Ein absolutes Highlight.
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