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„Code Name Verity“ von Elizabeth Wein

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update 32 Aufrufe
Rezension zu Code Name Verity von Elizabeth Wein

Werbung: Herzlichen Dank an dtv für das Rezensionsexemplar.

Code Name Verity von Elizabeth Wein.
Am 15.02.2024 bei dtv erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Petra Koob-Pawis.
ISBN: 978-3-423-76501-5 / 464 Seiten

Wenn ich gefragt werde, welche Bücher ich eher vermeide, nenne ich oft Romane, die in Kriegszeiten spielen. Die Brutalität und sinnlose Gewalt kann ich einfach nicht ertragen. Umso erstaunlicher, dass solche Geschichten mich dann unverhofft begeistern, so wie z. B. Durch das große Feuer von Alice Winn oder Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr, die im letzten Jahr zu meinen absoluten Highlights zählten.

Anfang des Jahres habe ich Code Name Verity von Elizabeth Wein in einer Ankündigung bei dtv gesehen und war sofort interessiert. Und was soll ich sagen – das Buch, das im Zweiten Weltkrieg spielt, wurde zu einem Highlight. Warum, das erfahrt ihr in meiner Rezension.

Code Name Verity – worum geht es?

Oktober 1943: Ein britisches Flugzeug stürzt im von den Nazis besetzten Frankreich ab. Maddie, die Pilotin, und Geheimagentin »Verity«, die mitfliegt, sind beste Freundinnen. Während Maddie entkommen kann, wird Verity von der Gestapo entdeckt. Sie erlebt den schlimmsten Albtraum einer Spionin, die im feindlichen Gebiet gefasst wurde, denn ihre Verhörer stellen sie vor die Wahl: Entweder sie verrät freiwillig ihre Mission oder die Informationen werden grausam aus ihr herausgefoltert. Verity ist sicher, dass sie selbst nicht überleben wird. Doch wird sie ihre Geheimnisse preisgeben, um so vielleicht das Leben ihrer besten Freundin zu retten?

Klappentext

Geheimnisse gegen Kleidung

„Ich bin ein Feigling“ – mit diesen vier Worten leitet Verity nach massiver Folter ihr schriftliches Geständnis ein. Den Worten folgen viele weitere. Doch es sind nicht etwa Worte, die ihr die Freiheit bringen. Nein, im Austausch für den Verrat, wie sie es selbst empfindet, wird ihr lediglich ein schneller Tod gewährt. Bis dahin soll sie Hauptsturmführer von Linden detailliert Auskunft geben, soll ihm geheime Codes, die Lage von Flugplätzen und vieles mehr verraten. Und sie tut es.

Er kam nach der Arbeit an meine Zellentür und fragte mich, ob ich Goethe gelesen hätte. Er hat über die Idee nachgedacht, dass ich Zeit im Tausch gegen Teile meiner Seele »kaufen« kann, und sich gefragt, ob ich mich mit Faust vergleiche.

Seite 178

Doch das erste, um das Verity bittet, ist ihre Kleidung. Sie will ein wenig Würde zurückbekommen, nicht während der Folter in ihrer Unterwäsche stehen müssen, nachts nicht frieren. Elizabeth Wein beschreibt keine detaillierten Folterszenen, doch die wie nebenbei eingestreuten Bemerkungen über zerschundene Haut oder Brandflecken reichten bereits aus, um mir eine Gänsehaut zu bescheren. Und dieses bedrückende, kalte Gefühl überkam mich beim Lesen immer wieder. Bis zum Ende spielt das Buch mit den Emotionen. Glück und Leid liegt hier eng beieinander.

Freundschaft in Kriegszeiten

Code Name Verity ist in zwei Teile gegliedert. Aus unterschiedlichen Perspektiven lesen wir über Verity und Maddie, die sich in kriegerischen Zeiten anfreunden. Eine Freundschaft, die ohne den Zweiten Weltkrieg nie entstanden wäre, weil beide aus vollkommen verschiedenen Welten kommen. Eine Freundschaft, die mich sehr berührt und bewegt hat.

Eine beste Freundin zu finden ist so, als würde man sich verlieben.

Seite 92

Glaubhaft und intensiv vermittelt Elizabeth Wein die Gefühle der Protagonistinnen. Immer wieder wechselt sie zwischen Kriegshandlungen und dem alltäglichen Leben, zeigt die beiden Mädchen in Situationen, die niemand erleben sollte und Szenen, in denen sie einfach jung sind, in denen sie in einen Pub gehen, mit Männern flirten oder sich gegenseitig von ihren Träumen und Wünschen erzählen.

Unbedingte Leseempfehlung

Ich möchte euch Code Name Verity ganz besonders ans Herz legen. Die Geschichte ist spannend und dabei so wunderbar geschrieben, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Die Freundschaft der jungen Frauen hat mich wirklich sehr berührt. Die Grausamkeiten des Krieges sind manchmal subtil eingebaut, manchmal werden sie einem direkt ins Gesicht geschleudert.

Ein Kind zu sein und Angst zu haben, von einer Bombe getötet zu werden, ist schrecklich. Aber ein Kind zu sein und Angst zu haben, dass die Polizei dir den Kopf abschneiden könnte, ist etwas ganz anderes. Ich habe keine Worte dafür.

Seite 337

Es gibt so viel, das ich hervorheben möchte: Wie gekonnt Elizabeth Wein mit unzuverlässigen Erzählerinnen spielt, mit Lüge und Wahrheit, welche Informationen sie einstreut, die erst später richtig Sinn machen. Und was ein Mädchen schließlich aus Liebe zu ihrer Freundin tut – eine Wendung, bei der mir das Blut in den Adern gefroren ist. Unfassbar! Leider kann ich nicht weiter auf die Geschichte eingehen, ohne massiv zu spoilern – das mache ich natürlich nicht. Deshalb komme ich zum Ende.

Flieg das Flugzeug, Maddie.

Seite 183

Eins noch: Elizabeth Weins Roman ist ein Jugendbuch, was mir tatsächlich erst im Nachhinein aufgefallen ist. Falls ihr eigentlich keine Jugendbücher lest, lasst euch nicht von diesem Label abhalten. Code Name Verity ist wundervoll und für fast alle Altersgruppen geeignet. Da es einige grausame Szenen gibt, würde ich es aber tatsächlich nicht für sehr junge Menschen empfehlen. Die Altersempfehlung des Verlags liegt bei 14 Jahren.

Letzte Worte

Die letzten Worte kommen von der Autorin Elizabeth Wein:

Wenn ihr dieses Buch […] teilt, erweckt ihr es zum Leben und tragt dazu bei, die Erinnerung an diese realen Menschen weiterzugeben, die in einem Krieg kämpften, scheiterten und triumphierten, den wir niemals wiederholen dürfen.

Aus der Danksagung, Seite 449

Fazit

Code Name Verity ist eine bewegende Geschichte über die bedingungslose Freundschaft zweier junger Frauen in Kriegszeiten. Unvorhergesehene Wendungen und das Spiel um Lüge und Wahrheit sorgen zusammen mit dem packenden Schreibstil dafür, dass man Elizabeth Weins Roman nicht aus der Hand legen kann. Eine große Leseempfehlung.

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2 Kommentare

Zeilentänzerin 16. März 2024 - 16:19

Danke für die schöne und empfehlenswerte Buchbesprechung, liebe Marie! Ein Buch, das ich noch gar nicht kannte!

Zeilentänzerin

Antworte
Marie 18. März 2024 - 9:52

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es etwas für dich ist, liebe Zeilentänzerin. Es ist wirklich sehr bewegend. Ich muss immer noch daran denken…

Antworte

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