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„If we were Villains“ von M. L. Rio

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update
Rezension zu If we were Villains von M. L. Rio

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei William Shakespeare werde ich hellhörig. Bereits in der Schule habe ich – freiwillig(!) – seine Werke gelesen, was mir komische Blicke eingebracht hat. 😄 Großartig finde ich die Shakespeare-Adaptionen von/mit Kenneth Branagh. Auch Filme oder Bücher, in denen das Theater (Empfehlung: Hell strahlt die Dunkelheit von Ethan Hawke) eine Rolle spielt, mag ich sehr. Und hier kommt nun If we were Villains von M. L. Rio ins Spiel, denn das Buch bietet beides.

If we were Villains – worum geht es?

Sieben Studenten am renommierten Dellecher College sind zu einer eingeschworenen Gemeinschaft geworden. Für sie zählt nur die Schauspielerei und Shakespeare. Sie nehmen Besitz von ihren Rollen – und ihre Rollen von ihnen. Dann stirbt einer von ihnen und es stellt sich die Frage, wie lange sie ihre Rollen noch aufrecht erhalten können.

Eine Tragödie in fünf Akten

If we were Villains ist ein Fest für alle, die das Theater und vor allem William Shakespeare lieben, denn die Autorin M. L. Rio hat eine Shakespeare-Tragödie par excellence geschrieben. Eingeteilt in fünf Akte, die wiederum in Szenen unterteilt sind, erzählt sie von sieben Schauspielstudenten, die Shakespeare-Stücke proben und dabei auch abseits der Bühne in ein Drama hineingezogen werden. Ein Drama, das im Tod eines Mitstudenten gipfelt.

Wir schliefen tief und fest, ohne zu ahnen, dass sich bald der Vorhang für ein Drama heben würde, dessen Autoren wir selbst waren.

Seite 21

Die Akte beginnen jeweils mit einem Prolog, der in der Gegenwart angesiedelt ist und in dem wir Oliver begleiten, der zu Beginn der Geschichte im Gefängnis sitzt. Von Oliver erfahren wir in Rückblicken – den Szenen – wie es dazu kam. Er erzählt von sieben jungen Menschen – Richard, Alexander, Meredith, James, Wren, Filippa und ihm selbst – die Shakespeare verfallen sind. Ihre Rollen sind festgelegt, auf der Bühne, aber auch im wahren Leben, sei es als Verführerin, Held oder Schurke.

Schauspieler sind von Natur aus aufbrausend – alchemistische Geschöpfe, zusammengesetzt aus den leicht entflammbaren Elementen Gefühl, Ego und Eifersucht. Wenn man sie erhitzte und umrührte, kam manchmal Gold dabei heraus. Manchmal aber auch eine Katastrophe.

Seite 75

Oliver ist für die Nebenrolle besetzt, schon immer, wie es dazu kam, dass er nun doch in einen, wenn auch zweifelhaften Mittelpunkt gerät, erfahren wir in den nächsten Akten, die sich dramatisch zuspitzen und den einen oder anderen Twist bereit halten.

Ein schwerfälliger Geist

Das erzählt Rio in ihrem gut 450 Seiten starken Debütroman, in dem der Geist des englischen Dramatikers allgegenwärtig ist. Wer seinen Shakespeare kennt, dem werden die vielen Referenzen auffallen. Ich bin weit davon entfernt, eine Shakespeare-Kennerin zu sein. Seine Stücke habe ich gern gelesen und ich liebe seinen Sommernachtstraum, ganz sicher habe ich aber nicht alle Referenzen erkannt – doch die, die ich erkannt habe, haben mir den Lesespaß noch mal verstärkt.

Nichts ist so erschöpfend wie Leid.

Seite 454

Nicht verschweigen möchte ich, dass sich das Buch bisweilen etwas schwerfällig liest. Das lag zum Teil an der Sprache der Protagonisten, die auch abseits der Bühne sehr oft in Versen sprechen – was Unbeteiligten und sicher auch dem einen oder anderen Leser recht affektiert vorkommen mag. Das passt ohne Frage zur Geschichte, bremst aber etwas den Lesefluss.

Dies nur der Vollständigkeit halber, denn insgesamt empfehle ich euch If we were Villains sehr. Ein großartig geschriebener (Theater-)Roman mit vielschichtigen Charakteren, der die großen Gefühle wie Liebe, Eifersucht und Hass mit viel Dramatik darbietet.

Doch so bricht eine Tragödie wie die unsere oder König Lear immer wieder unser Herz – in dem sie einen bis zum allerletzten Augenblick glauben macht, dass es noch ein glückliches Ende geben kann.

Seite 431

Fazit

If we were Villains ist eine Shakespeare-Tragödie par excellence. Mit sehr vielen Zitaten aus Shakespeare Dramen und Referenzen ist M. L. Rios Debütroman ein Fest für alle, die den englischen Dramatiker und das Theater lieben.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar.

If we were Villains (OT: ebenso) von M. L. Rio.
Am 24.05.2023 im Penguin Verlag erschienen.
Aus dem Englischen von Karin Dufner.
ISBN: 978-3-328-11086-6 / 464 Seiten
Bewertung: 4,5/5

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