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„Clara und die Poesie des Lebens“ von Stéphane Carlier

von Marie
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Rezension zu Clara und die Poesie des Lebens von Stephane Carlier

Werbung: Herzlichen Dank an den C. Bertelsmann Verlag und das Bloggerportal von Penguin für das Rezensionsexemplar.

Clara und die Poesie des Lebens (OT: Clara lit Proust) von Stéphane Carlier.
Am 15.11.2023 im C. Bertelsmann Verlag erschienen.
Aus dem Französischen übersetzt von Lina Robertz.
ISBN: 978-3-570-10542-9 / 208 Seiten

Als ich Clara und die Poesie des Lebens zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich sofort begeistert von der Haptik. Der Einband besteht aus einer Art Strukturpapier (mit Papierbezeichnungen kenne ich mich nicht aus. Ich hoffe, es wird klar, was ich meine) und fühlt sich wunderbar an. Nachdem das Buch schon mal gut in der Hand liegt, musste nun noch der Inhalt überzeugen. Und ob das gelungen ist, erfahrt ihr nun.

Clara und die Poesie des Lebens – worum geht es?

Claras Leben verläuft Tag für Tag in denselben Bahnen. Als Friseurin in einem kleinen, altmodischen Salon irgendwo in Frankreich hört sie sich geduldig die Geschichten ihrer Kundinnen und ihrer chronisch unzufriedenen Chefin Madame Habib an. Zu Hause verbringt sie geruhsame Abende auf der Couch mit ihrem Freund und ihrer Katze, die sich partout nicht streicheln lassen will. Doch dann vergisst eines Tages ein Fremder, dem sie gerade die Haare geschnitten hat, sein Buch im Salon. Marcel Proust. Clara, die eigentlich überhaupt nichts mit Literatur am Hut hat, beginnt zu blättern, liest, liest weiter … bis zur letzten Seite. Und sie merkt, dass dieser Proust, diese Geschichte etwas in ihr auslöst, dass nach dieser Lektüre in ihrem Leben nichts mehr so sein wird wie vorher …

Klappentext

Literaturliebe

Clara und die Poesie des Lebens beginnt fragmentarisch, nämlich mit kleinen Geschichten über die Menschen, die sich im Umfeld der Protagonistin Clara befinden. Darunter ihre Arbeitskollegen und die Kunden des Friseursalons, ihre Eltern und ihr Freund (der übrigens aussieht wie Flynn Ryder aus Rapunzel – Neu verföhnt, was gerne betont wird). Die Protagonistin Clara, die mit ihren gut 20 Jahren von ihrem mittelmäßigen Leben angeödet ist, versteckt sich zunächst zwischen ihnen. Dann, nach gut 50 Seiten, kann sie sich langsam aus dem Trott lösen und das passiert ab dem Moment, in dem sie Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit für sich entdeckt.

Proust. Lange war das für sie nur einer dieser legendären Namen gewesen, wie die Namen gewisser Orte – Capri oder Sankt Petersburg zum Beispiel -, wohin sie niemals einen Fuß setzen würde.

Seite 123

Stéphane Carlier beschreibt das für alle Bücherliebhaber nachvollziehbar. Er lässt uns daran teilhaben, wie seine Protagonistin immer mehr in der Lektüre von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit versinkt. Sie liest Sätze mehrfach hintereinander, um ihren Sinn zu verstehen (oder einfach, weil sie so schön sind), schreibt sich Zitate auf, die sie auf die eine oder andere Weise berühren, verpasst sogar mal die Bushaltestelle, weil sie der Text so gefangen nimmt. Da fühlt man sich als Bücherfreund doch gleich wie „zu Hause“.

Melancholie und ein unrundes Ende

Clara und die Poesie des Lebens hat mich sofort abgeholt. Obwohl das Buch nur gute 200 Seiten hat, wachsen einem die Charaktere mit ihren kleinen Eigenarten ans Herz. Stéphane Carlier schreibt einnehmend, im leichten Ton, der manchmal auch ein wenig melancholisch wird. Sein Stil ist so bildhaft, dass ich während des Lesens einen ganzen Film vor mir gesehen habe. Ja, ich denke, sein Buch würde sich sehr gut als Film eignen.

Es ist wirklich bescheuert, aber sie muss sich schon die ganze Zeit anstrengen, nicht in Tränen auszubrechen, vielleicht deshalb, weil dieser Tag so wunderschön ist, weil er nie wiederkommen wird und weil er, während sie darüber spricht, eigentlich schon vorbei ist.

Seite 193

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, wobei mir 1 bis 3 am besten gefallen. Der mit „Epilog“ betitelte letzte Teil hat mir leider nicht gefallen. Das Ende fühlte sich irgendwie unrund an. Hätte ich nach dem dritten Abschnitt aufgehört, wäre das Buch für meinen Geschmack besser gewesen.

Auf der Suche …

Obwohl mir Clara und die Poesie des Lebens sehr gut gefallen hat, kann ich mir vorstellen, dass einem die Geschichte noch mehr zusagt, wenn man das Werk von Marcel Proust schon kennt. Ich habe Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (bisher) nicht gelesen. Es hat mich nie gereizt und sicher haben mich auch die vielen Seiten abgeschreckt. Aber Stéphane Carlier schreibt mit so einer Leichtigkeit und solch einem Charme über dieses klassische Werk, dass es mir in den Fingern juckt, nun doch einmal reinzulesen.

Schwierig ist Proust eigentlich nicht, nur anders. Okay, er könnte ruhig öfter mal einen Punkt machen.

Seite 105

Habt ihr Proust gelesen? Hinterlasst mir dazu gerne einen Kommentar.

Fazit

Clara und die Poesie des Lebens ist eine Hommage an Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Marcel Proust und die Kraft der Literatur. Ein Buch, dass uns daran erinnert, was das Lesen bewirken kann. Leider ist das Ende nicht ganz rund.

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5 Kommentare

Zeilentänzerin 25. November 2023 - 16:28

Hallo Marie, diese Rezension fand ich sehr spannend. Das Buch sagte mir gar nichts, ich finde es aber höchst interessant. Wie du weißt, habe ich mich schon öfter durch deine gelesenen Bücher inspirieren lassen. Auch was du zur Haptik bzw. zum Einband sagst, klingt toll. Danke für die Vorstellung!

Zeilentänzerin

Antworte
Marie 26. November 2023 - 12:02

Liebe Zeilentänzerin. Das freut mich sehr. Vielen Dank! ❤️

Antworte
BuchBesessen 25. November 2023 - 18:37

Das klingt interessant. Schade, dass es dich nicht komplett überzeugen konnte. Gerade der Epilog reißt manchmal richtig was raus – aber das Gegenteil ist natürlich enttäuschend.

Ich habe Proust auf der Liste, aber noch nicht gelesen.

Und ich kann mir durch „Strukturpapier“ genau vorstellen, wie sich das Buch anfühlt. :)

Antworte
Marie 26. November 2023 - 12:05

Ich würde es aber trotzdem empfehlen. ☺️ Es ist nur kein 5 Sterne-Buch.
Proust muss ich mir mal genauer ansehen. Aber das scheint auch so ein Jahresprojekt zu sein.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.

Antworte
Clara und die Poesie des Lebens – Stéphane Carlier – zeilentänzer 14. Februar 2024 - 20:03

[…] wie es auch Marie in ihrer Besprechung zum Buch beschreibt, war auch ich sehr angetan von dem Bucheinband, der an Strukturpapier erinnert […]

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