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„Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire

von Marie
Rezension zu Mitternachtsschwimmervon Roisin Maguire

Werbung: Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar und die tolle Bloggerbox.

Mitternachtsschwimmer (OT: Night Swimmers) von Roisin Maguire.
Am 15.07.2024 im Dumont Verlag erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea O’Brien.
ISBN: 978-3-8321-6829-2 / 352 Seiten

Auf Mitternachtsschwimmer von Roisin Maguire wurde ich bereits auf der Leipziger Buchmesse aufmerksam. Da reichte mir schon der kleine Hinweis, dass es um eine Frau geht, die mit ihrem Hund an der irischen Küste entlang geht. Und wie war nun der Ausflug nach Irland? Lest selbst.

Mitternachtsschwimmer – worum geht es?

Roisin Maguires Roman zieht mich direkt in das fiktive irische Dorf Ballybrady, wo das Meer rau ist und die Menschen (und Tiere) alle etwas kauzig wirken. Im Mittelpunkt steht Grace, die das kleine Dorf schon seit vielen Jahren nicht mehr verlassen hat. Um Geld zu verdienen, stellt sie Quilts her und vermietet außerdem ein kleines Cottage an Touristen. Einer davon ist Evan, der ohne seine Frau und seinen Sohn anreist. Sowohl Grace als auch Evan tragen eine schwere Last mit sich herum. Was dahinter steckt, erfahre ich im Laufe der Geschichte.

»Na, für jemanden, der aus dem letzten Loch pfeift, ist Ballybrady so ziemlich der mieseste Ort, den man sich aussuchen kann«, sagte Paddy. „Hier gehst du doch vor Einsamkeit drauf.« »Vor Einsamkeit kannst du überall draufgehen“, erwiderte Grace scharf.

Seite 90

Rau wie das Meer

Mitternachtsschwimmer besticht mit einer klaren, schönen, aber auch rauen Sprache, die perfekt zu diesem Landstrich und den Leuten passt. Die von Roisin Maguire geschaffenen Charaktere sind sehr nahbar und haben (wie wir alle) große und kleine Sorgen. Einsamkeit und auch Melancholie ziehen durch die Seiten, was noch verstärkt wird, als die Corona-Pandemie den ersten Lockdown fordert.

Es schien fast, als wäre die Trübseligkeit mit diesem neuen Virus ins Land gekommen, als stiller Vorbote, der einen seelisch aufmischte, angreifbar und wehrlos machte, damit das Virus leichtes Spiel hatte.

Seite 220

Evans Einsamkeit ist erzwungen, er gewährt seiner Frau einer Auszeit. Grund dafür ist ein Schicksalsschlag, der ihre Ehe belastet. Bei Grace scheint die Einsamkeit selbstgewählt. Mit bissigen Kommentaren hält sie sich die Menschen vom Leib. Es dauert eine Weile, bis sie Nähe zulässt.

Aus unerfindlichen Gründen konnte sie das Bild des mageren, traurigen Männleins an der Bar nicht abschütteln. Sie kannte diesen tiefen Kummer nur zu gut, hatte ihn selbst durchlebt, weswegen sie einen großen Bogen darum machte, um ja nicht in dessen Strudel zu geraten. Warum stand sie dann trotzdem hier?

Seite 182

Ich mochte Grace, mochte es, dass sie ihren Weg gefunden hat, aber auch zulässt, dass sich Dinge ändern.

Mitternachtsschwimmer mit Shortbread und Postkarte

Kraftvoll, aber nicht polternd

Ganz besonders haben mir auch die Momente gefallen, in denen die Dorfbewohner zusammen kommen. Es geht sehr direkt, aber doch auch herzlich und manchmal lustig zu. Die Kraft einer (Dorf-)Gemeinschaft – das ist es, was Mitternachtsschwimmer mir vermittelt.

Ein Bushaltestellenschild stand wie eine einsame Flagge vor dem mit Rollläden verschlossenen Postamt, eine Gruppe älterer Männer nutzte die geschützte Bank daneben als Zuflucht vor Wind und Gattin, zusammengekauert rauchend.

Seite 139

Es geht um Trauer und Verlust, aber auch um Glück und die Frage, was man zum Leben braucht. Freundschaften werden geschlossen und tiefere Gefühle gehegt, Leben werden gerettet und das im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Ein wunderbares Buch, das ohne viel Lärm auskommt und dennoch kraftvoll ist.

Aufmachung

Ein paar Worte noch zur wunderbaren Gestaltung des Buches. Das Cover mit seinem geprägten Titel fühlt sich toll an und erinnert an ein altes Ölgemälde. Die Farben führen mich sofort an die raue irische See und stimmen perfekt auf das Buch ein. Ich mag es sehr.

Bloggerbox zu Mitternachtsschwimmer
Bloggerbox zu „Mitternachtsschwimmer“

Fazit

Mit einem rauen, aber auch herzlichen Ton erzählt Roisin Maguire von kauzigen Charakteren in einem kleinen irischen Dorf. Mal melancholisch, mal wieder witzig-bissig – Mitternachtsschwimmer ist ein Lesegenuss.


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5 Kommentare

BuchBesessen 23. Juli 2024 - 6:57

Ha! Bei diesem Buch habe ich überlegt, ob ich es lese oder nicht, mir die Leseprobe angeschaut und bin doch unschlüssig zurückgeblieben. Bei dir gefällt es mir ziemlich gut. :)

Antworte
Marie 24. Juli 2024 - 12:31

Ich mag die Stimmung sehr und könnte mir vorstellen, dass es ein Buch für dich ist. Andererseits finde ich die Leseprobe auch schon recht aufschlussreich. Wenn dir da der Stil nicht so zusagt… hmmm

Antworte
Tanja von Der Duft von Büchern und Kaffee 27. Juli 2024 - 17:41

Hallo liebe Marie,
das klingt nach einem sehr interessanten Buch. Du hast mich schon alleine mit den Zitaten sehr neugierig machen können. Die Textstellen unterstreichen deine Aussage, dass dieses Buch einerseits ruhig, ja, vielleicht auch mit einem rauen Ton daherkommt. Zugleich scheint die Geschichte herzerwärmend und mit einer Botschaft zwischen den Zeilen daherzukommen.

Ich danke dir für diese Vorstellung eines Buches, dass ich ohne deine Rezension vermutlich gar nicht bemerkt hätte.

Ganz liebe Grüße
Tanja :o)

Antworte
Marie 29. Juli 2024 - 13:22

Liebe Tanja,
danke für deinen schönen Kommentar. Ich freue mich, dass ich dich ein wenig neugierig machen konnte. 💙
Liebe Grüße
Marie

Antworte

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