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„Die Bücherjägerin“ von Elisabeth Beer

von Marie
Rezension zu Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer

Bücher über Bücher – ich liebe sie. Und was soll dann schon schiefgehen, wenn der Titel Die Bücherjägerin lautet? So heißt nämlich das Debüt von Elisabeth Beer und es beginnt in einem Haus voller Bücher …

Die Bücherjägerin – worum geht es?

Im Mittelpunkt steht Sarah. Sie ist „Bücherjägerin“, d. h. sie sucht nach besonderen Büchern in Haushaltsauflösungen, Antiquariaten etc. Außerdem restauriert sie Bücher und liebt sie generell viel mehr als Menschen. Seit dem Tod ihrer Tante Amalia lebt sie alleine in einer großen Villa, in der sich die Bücher zu Bergen türmen. Als eines Tages der Bibliothekar Ben vor ihrer Tür steht, gerät ihr sorgsam gestaltetes Leben ins Wanken. Denn der aus London stammende Ben erzählt ihr, dass Amalia ihm eine alte, wertvolle römische Straßenkarte angeboten hat. Sarah macht sich zusammen mit ihm auf die Suche nach der Karte.

Wunderbarer Anfang

Die ersten Seiten bin ich nur so durch das Buch geflogen. Besonders der humorvolle Ton hat mir zugesagt. Sarah fühlt sich in der lauten, vollen Welt oft nicht so gut. Etwas, das ich sehr gut nachvollziehen kann. Lieber versteckt sie sich in ihrem Zuhause, umlagert von Büchern und Karten. Der Verlust ihrer Tante macht ihr zu schaffen, auch wenn man es ihr nicht so anmerkt.

Der Tod ist nur das Ende für die Person, die sich davongemacht hat. Für alle anderen folgt danach eine endlose Verwicklung in schmerzhafte und unangenehme Prozesse, die mit dem Loch zu tun haben, das ein Mensch durch seinen Tod hinterlassen kann.

Seite 16

Dass Sarah ein Problem mit der „Außenwelt“ hat, wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher. Wenig feinfühlig geht sie ihren Weg, stößt andere vor den Kopf und reagiert manchmal nicht ganz nachvollziehbar. Natürlich hat das auch mit ihrem Verlust zu tun – neben ihrer Tante gibt es noch Verluste in der Vergangenheit – und das „um sich schlagen“ ist durchaus nachvollziehbar. Doch Sarah lernt, spürt, dass sie geliebt wird und das Ende der Geschichte wird versöhnlicher. Der Weg dahin ist jedoch steinig…

Bloggerpaket zu Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer
Das tolle Bloggerpaket

Zeitsprünge und Gendern

Das liegt auch daran, dass der Titel mich in die Irre geführt hat. Ich dachte, dass es hier wirklich um eine Frau geht, die sich auf die Jagd nach Büchern begibt. Doch im Mittelpunkt steht die (tatsächlich existierende) römische Straßenkarte Tabula Peutingeriana bzw. ein Teil davon. Sehr kenntnisreich schreibt Elisabeth Beer über diese Karte, ein spannendes Thema. Die Suche nach der Karte wird allerdings immer wieder durch Sprünge in die Vergangenheit unterbrochen, was ein wenig meinen Lesefluss gehemmt hat.

Was mich mehr gestört hat, war die immer wieder wechselnde Nutzung des „Gender-Sternchens“, des Binnen-I und des generischen Femininums bzw. Maskulinums. Im Nachwort schreibt die Autorin zwar, warum sie sich dafür entschieden hat (sie wollte niemanden benachteiligen), aber da ich nicht zu Beginn eines Buches erstmal das Nachwort lese, hat es mich sehr gestört. Ich dachte wirklich, „na hier hat das Lektorat aber nicht gut aufgepasst.“

Falsche Erwartungen

Letztlich bin ich mit falschen Erwartungen an Die Bücherjägerin herangegangen. Ich hatte mit einer rasanten Geschichte – vielleicht sogar mit Fantasy-Elementen gerechnet. Der Titel BücherJÄGERIN suggeriert mir Schnelligkeit, doch gejagt wird eher wenig und schon gar nicht Bücher (zumindest bezogen auf die Gegenwartsgeschichte). Der Roman ist eher ruhig erzählt, der Witz wird oft durch melancholische Gedanken abgelöst. Es geht um Verlust, Trauer und darum, sich selbst zu erkennen. Sehr geliebt habe ich allerdings die vielen literarischen Anspielungen – auch in den Kapitelüberschriften. Hier gibt es viel zu entdecken.

Fazit

Die Bücherjägerin ist ein Roman mit einem spannenden Thema, das Elisabeth Beer sehr kenntnisreich umgesetzt hat. Wunderbar waren die vielen literarischen Anspielungen. Leider hemmen zu viele Sprünge in die Vergangenheit und das ständig wechselnde „Gendern“ den Lesefluss. Zudem werden viele gesellschaftliche Themen angesprochen, die zwar wichtig sind, hier aber einfach den Rahmen sprengen und die Geschichte unrund machen.

Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar – auch für das tolle Bloggerpaket!

Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer.
Am 15.08.2023 im Dumont Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-8321-6638-0 / 432 Seiten

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