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„Katzentage“ von Ewald Arenz

von Marie
Beitragsbild zur Rezension zu Katzentage von Ewald Arenz

Werbung: Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

Mein letztes Buch von Ewald Arenz liegt schon einige Zeit zurück. Wegen seines schwarzen Humors habe ich „Ehrlich & Söhne“ sehr gemocht. „Katzentage“ schlägt eine ganz andere Richtung ein, hat mich aber ebenso begeistert.

Geschenkte Zeit

Paula und Peter sind Arbeitskollegen und kennen sich seit Jahren. Nach einem mehrtägigen Seminar verbringen sie eine Nacht miteinander. Als ihre Rückreise wegen eines Bahnstreiks unerwartet in Würzburg endet, haben sie auf einmal viel Zeit. Zeit für Gespräche, für Unternehmungen und für die Frage, ob zwischen ihnen mehr ist, als nur eine gemeinsame Nacht.

Herbststimmung

Dieses Buch entfaltet von der ersten Seite an einen Zauber, der mich berührt hat. Es ist die Sprache – warm, weich, fast märchenhaft -, die mich durch die Geschichte trägt. Besonders die Atmosphäre des beginnenden Herbstes ist wunderschön eingefangen. Ewald Arenz beschreibt sie nicht bloß, er macht sie fühlbar: im Licht, in der Stille, in den Farben von Herbsttagen, die zwischen Wärme und Kühle pendeln.

Das gab es nur im frühen Oktober, dieses Nebeneinander von Sommer und Herbst. Tage, in denen Kühle und Hitze so miteinander verwoben waren, dass man nicht wusste, was von beiden schöner war.

Seite 9

Ehrlichkeit und Leichtigkeit

Paula und Peter bewegen sich mit einer wunderbaren Ehrlichkeit durch diese Geschichte. Nichts wirkt überzeichnet, alles bleibt realitätsnah, greifbar, mit nur wenig Konflikten – wie es bei einer beginnenden Liebe oft ist. Während sie Würzburg erkunden, entsteht ein Miteinander, das sich über kleine Gesten und ihre Gespräche entfaltet. Diese Stimmung hat mich an „Before Sunrise“ mit Julie Delpy und Ethan Hawke erinnert – ein Film, den ich sehr liebe und in dem eine ganz ähnliche Mischung aus Leichtigkeit und Intimität mitschwingt.

Die Handlung bleibt bewusst unaufgeregt. Es gibt keine großen Konflikte, keine lauten Wendungen. Für manche mag das zu wenig sein, aber für mich lag genau darin der Reiz. „Katzentage“ entschleunigt auf eine leise und damit wohltuende Art.

Eine Katze wird zum Spiegel

Im Laufe der Geschichte taucht eine Katze auf, die als eine Art stiller Spiegel agiert. Besonders Paula denkt viel darüber nach, wie wohltuend es wäre, wenn man – wie ein Tier – kein Morgen im Kopf tragen müsste. Dieser Gedanke zieht sich wunderbar durch den Text und vermittelt eine leise Botschaft: weniger planen, mehr leben. Aber ohne jeden moralischen Zeigefinger, was mir sehr gefallen hat.

Warum erschütterte die eigene Sterblichkeit einen in solchen Momenten der Schönheit am meisten? Eine plötzliche, reißende Gier stieg in ihr hoch; eine Gier nach dem Leben. Das Jetzt zu bewahren und nie mehr zu verlieren.

Seite 77

Würzburg im Herbst

Würzburg ist weit mehr als Kulisse, die Stadt wirkt wie eine zusätzliche Figur. Ich war noch nie dort, aber Arenz bringt sie mir nahe und lässt die Straßen, das Licht, das Flirren der Oktobertage vor meinen Augen entstehen. Die Illustrationen von Florian Bayer verstärken dieses Gefühl, weil sie wie kleine Fenster zu diesen „Katzentagen“ wirken, und die Atmosphäre des Textes perfekt einfangen.

Fazit

„Katzentage“ ist ein zartes, poetisches Buch über das Genießen des Augenblicks, getragen von einer wunderschönen Sprache, zwei warmherzigen Figuren und dem goldenen Herbstlicht Würzburgs. Wer ein ruhiges, atmosphärisches Leseerlebnis möchte, wird Ewald Arenz‘ Geschichte lieben – so wie ich.


Katzentage von Ewald Arenz.

Am 16.09.2025 im Dumont Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-7558-0056-9 / 128 Seiten

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