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„Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte“ von Walter Moers

von Marie

Werbung: Herzlichen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte von Walter Moers.
Am 04.09.2024 im Penguin Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-328-60342-9 / 176 Seiten

Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass ich ein großer Fan von Walter Moers und seinen Zamonien-Romanen bin. Zuletzt hat mich Die Insel der Tausend Leuchttürme über alle Maßen verzaubert. Für den Herbst 2024 war wieder ein Walter Moers-Buch angekündigt. Leider immer noch nicht Das Schloss der Träumenden Bücher, das Finale der Buchhaim-Trilogie, auf das ich bereits seit Jahren sehnsüchtig warte. Dafür ein Buch mit 20 zamonischen Fabeln … ähm … Flabeln! Voller Vorfreude nahm ich Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte in die Hand.

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte – worum geht es?

Für Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte hat Hildegunst von Mythenmetz zwanzig zamonische Flabeln zusammengetragen. Dabei handelt es sich um ein Subgenre der Fabel, das jedoch nur in der zamonischen Literatur existiert, und ganz korrekt eigentlich Lachfabel heißt – abgekürzt eben Flabel.

Der Definition des maßgeblichen Regelwerks der zamonischen Literatur, des Großen Erchls, zufolge, muss eine Flabel immer mindestens sieben Schmunzler, drei Lacher und ein Scherzfinale enthalten.

Seite 158

Die Flabeln beinhalten die unterschiedlichsten Themen und Protagonisten. So geht es z. B. um einen Werwolf, der ein Wiewolf sein will, Vampirgeierbrüder, die am liebsten auf ewig Nesthocker bleiben wollen, oder auch um einen Ubifanten, der nur donnerstags existieren will.

Gesellschaftskritik in Zamonien

Die Flabeln in Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte sind durchzogen von Gesellschaftskritik. Das kennt man aus Moers‘ anderen Büchern, ebenso wie Brutalität und Gewalt, doch in den Zamonien-Romanen ist es mir zu übermächtig. Ja, auch in den vorherigen Zamonien-Büchern wurde nicht mit blutigen Szenen gespart, aber hier scheint es mir der Zweck der Geschichte zu sein. Zumindest ist es das, was mir am Ende im Gedächtnis bleibt. Grausamkeiten. Mit jeder neuen Geschichte wuchs meine Sorge, welch schlimmes Ende der Protagonist wohl diesmal findet. Ein Happy End? Nicht in diesen Kurzgeschichten. Ich muss sagen, dass meine Erwartungshaltung an das neue Walter Moers-Buch eine ganz andere war und davon ausgehend bin ich etwas enttäuscht.

Die »Flabel« bezeichnet eine humorvoll-anarchische zamonische Kurzgeschichte und kennt, im Gegensatz zur klassischen Tierfabel, keinerlei Moral.

Die 20 Kurzgeschichten zeichnen sich vor allem durch Brutalität und Tod aus, die Lacher oder wenigstens Schmunzler blieben meist aus. Geschweige denn, dass ich mehr als einmal pro Geschichte schmunzeln musste. Dass die Geschichten keine Moral kennen, war bekannt, doch so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Die Geschichte war einfach zu Ende und mir fehlte oft irgendwas.

Gewohnt großartige Illustrationen

Ein paar Geschichten fand ich aber wirklich gut. Meine Lieblingsgeschichte war „Die fleischfressende Pflanze, die sich vegetarisch ernähren wollte“. Darin gehen Flora und Fauna eine rege Diskussion über die Nahrungsaufnahme ein. Begonnen wird das Wortgefecht ausgerechnet von einer fleischfressenden Pflanze, die Vegetarierin sein wollte. Gefreut habe ich mich über die vielen wunderbaren Fantasiewesen wie der Dreihörnigen Anakonda, dem Schuhu oder der Regenbogenfarbenen Akkordeonraupe.
Hier hatte ich tatsächlich Spaß beim Lesen und das ist es, was ich von den Zamonien-Büchern erwarte. Grausamkeiten dürfen sein, aber trotzdem will ich ein schönes Gefühl haben, wenn ich durch diese Fantasiewelt streife. Moers‘ Wortkunst und Fantasie – auch rabiate Szenen – haben mich bisher immer begeistert, weil alles im perfekten Miteinander existierte. Auf den 155 Seiten, die die Flabeln einnehmen, habe ich diese Ausgewogenheit leider nur selten gefunden.

Um versöhnlich zu enden: Die Illustrationen sind großartig und mal wieder ein absolutes Highlight. Außerdem habe ich mich immer gefreut, wenn ich Verweise auf früheren Zamonien-Werke entdeckt habe, z. B. werden Rumo oder Professor Abdul Nachtigaller genannt. Auch das Nachwort von Walter Moers, der die von Hildegunst von Mythenmetz gesammelten Flabeln übersetzt hat, war schön zu lesen. Hier fühlte ich mich fast mehr in Zamonien, als in den Geschichten davor. Ich hoffe, dass das nächste Zamonien-Buch mich wieder genauso begeistert wie alle bisherigen aus dieser einzigartigen Welt. Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte hat es leider nicht geschafft.

Fazit

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte enthält zwanzig Kurzgeschichten, die sich durch Gesellschaftskritik, aber noch mehr durch Brutalität und Tod auszeichnen. Nur knapp eine Handvoll Geschichten haben mich begeistern können, für den Rest fehlte mir oft das Verständnis. Die Illustrationen hingegen waren wieder gewohnt großartig.


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