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„Zur See“ von Dörte Hansen

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update 55 Aufrufe
Rezension zu Zur See von Dörte Hansen

Habt ihr schon einen Roman von Dörte Hansen gelesen? Ich habe einen langen Anlauf gebraucht, um endlich mal zu einem Buch von ihr zu greifen. Und dass, obwohl ich natürlich die vielen begeisterten Rezension zu Altes Land und Mittagsstunde vernommen habe. Ihr aktueller Roman Zur See spielt auf einer Nordseeinsel, ein Setting, das mich so sehr gelockt hat, dass ich nun endlich einen Dörte Hansen-Roman lesen wollte. Meine Erwartungen waren sehr hoch.

Zur See – worum geht es?

Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.

Klappentext

Bildhafte Sprache

Dörte Hansen schreibt wunderbar, das kann ich sagen. Ihr toller Schreibstil lässt Bilder vor meinen Augen entstehen, zieht mich sofort in die Geschichte und lässt mich Teil der kleinen Inselgemeinschaft werden. Verschiedene Charaktere tauchen auf: Ein Einsiedler im Naturschutzpark, seine Frau, die er zurückgelassen hat, ihre erwachsenen Kinder oder auch ein Dorfpfarrer, dessen Ehe nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. Es sind zunächst kleine Geschichten, die im Laufe des Buches aber zu etwas größerem zusammenfinden.

Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben. […] Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr wehtut.

Seite 21

Etwas fehlt …

Die Inselwelt hat mich gleich begeistert. Geschichten von Dorfgemeinschaften finde ich ebenfalls spannend und auch der Schreibstil hat mir zugesagt. Aber dennoch, mir fehlte etwas. Das, was alle Leser des Romans so begeistert hat, hat sich bei mir offenbar nicht eingestellt. Aber ich kann einfach nicht den Finger auf den Punkt legen und sagen „das war es“.

Zur See ist kein schlechtes Buch, im Gegenteil, es ist gut. Aber es hat mich einfach nicht berührt. Lag es an der fehlenden wörtlichen Rede? Das fällt natürlich auf, wobei es mir nicht negativ aufgefallen ist. Es ist halt ein Stilmittel. Doch vielleicht war das ein Grund dafür, dass ich während des Lesens stets eine Distanz zu den Charakteren spürte und sie mich einfach nicht erreichen konnten. So sehr mir die einzelnen Komponenten des Buches auch gefallen haben, insgesamt hat sich bei mir leider kein Leseglück eingestellt.

Fazit

Zur See ist eine sprachlich großartige Geschichte über die vielschichtigen Bewohner einer Nordseeinsel. Trotz der im einzelnen stimmigen Komponenten konnten meine hohen Erwartungen aber nicht erfüllt werden.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar.

Zur See von Dörte Hansen.
Am 28.09.2023 im Penguin Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-328-60222-4 / 256 Seiten
Bewertung: 3,5/5

5 Kommentare

Jana 15. April 2023 - 15:33

Ich kann nachvollziehen, was du meinst. Mir hat der Roman auch gefallen, aber ich hatte durchweg den Eindruck, dass Hansen eher Typbeschreibungen (die Inselfrau, der zugezogene Inselpfarrer,…) liefert, als „echte“ Figuren. Ich denke auch gerade über diesen Punkt nach und darüber, ob mir der Roman gerade deshalb, oder eher trotzdem gefallen hat.

Antworte
Marie 16. April 2023 - 11:58

Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis du kommst, liebe Jana. :)

Antworte
Wolfgang Weiland 23. Juli 2023 - 8:50

ich habe es gerade jetzt zu Ende gelesen. ich mochte es sehr. ich war mit allen auf der insel unterwegs, und vielleicht ist es für mich die nähe der Figuren , die ich gerade noch zulasse…
lg Wolfgang

Antworte
Marie 24. Juli 2023 - 10:46

„Mit allen auf der Insel unterwegs“ – das klingt sehr schön, lieber Wolfgang. Ich freue mich, dass dir das Buch so sehr gefallen hat.
Liebe Grüße
Marie

Antworte
Dörte Hansen: Zur See (2022) | Rezension 7. Oktober 2023 - 8:13

[…] Wörter auf Papier Inselbuecherei gelesen […]

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