Was bleibt von uns, wenn wir sterben? Gibt es jemanden, der unsere Geschichte erzählt? Sich erinnert? Oder sind wir dann einfach „weg“? In Café Leben beschäftigt sich Jo Leevers mit dieser Frage und gibt Menschen eine Chance, ihre Lebensgeschichte in Buchform zu hinterlassen. Eine schöne Idee.
Worum geht’s?
Henrietta tritt ihre neue Arbeit in einer Krebsambulanz an, wo sie die Lebensgeschichten todkranker Menschen aufschreiben soll. Auch die 66-jährige Annie möchte ihre Geschichte erzählen. Doch schnell erkennt Henrietta, dass Annie ihr einiges verschweigt. Um die todkranke Frau zu verstehen, muss Henrietta endlich das Trauma ihres eigenen Lebens zur Sprache bringen.
Eine gute Idee fade umgesetzt
Die Idee von Café Leben hat mir sehr gefallen und auch die Leseprobe ließ darauf schließen, dass sich Jo Leevers Roman lohnen wird. Leider war dem dann nicht so.
Die Geschichte von Annie, die schon früh ihre Schwester verliert (der Tod der Schwester steht bereits auf dem Klappentext, also kein wirklicher Spoiler), und der stoischen Henrietta, die ihre Gefühle fest verschlossen hält, bringt so viel Potenzial mit. Leider hat es die Autorin nicht geschafft, daraus einen mitreißenden oder zumindest bewegenden Roman zu schaffen. Dabei gibt sie sich alle Mühe: Jo Leevers hat einige überraschende Wendungen in ihren Debütroman eingebaut und geizt auch nicht mit Cliffhangern.
Das Problem ist jedoch, dass der Schreibstil mich absolut nicht gepackt hat. Trotz der Prämisse ist das Buch erstaunlich emotionslos, irgendwie distanziert erzählt. Womöglich soll dieser Stil die abgestumpften Gefühle der beiden Protagonistinnen wiedergeben? Leider hat es mir als Leserin gepaart mit einem insgesamt sehr zähen Schreibstil nur ein Gefühl der Langeweile verschafft.
Kein Nachhall
Es passiert sehr selten, dass ich mir beim Lesen eines Buches keine Zitate aufschreibe. Diesmal war es tatsächlich nur ein einziges, nämlich:
Mit einem Buch ist man nie allein, würde meine Mum sagen.
Seite 254
Schön, nicht wahr? Allerdings ist dieser Satz der einzige, den ich mir notiert habe, und das heißt schon was. Das Buch war leider eine kleine Enttäuschung. Sehr schade!
Fazit
Café Leben wartet mit einer sehr guten Idee auf. Leider hat Joe Leevers diese aber recht emotionslos und mit einigen Längen umgesetzt. Enttäuschend.
Herzlichen Dank an Vorablesen und die Verlagsgruppe Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar.
Café Leben (OT: Tell Me How This Ends) von Jo Leevers
am 02.11.2022 im Droemer Verlag erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Maria Hochsieder.
ISBN: 978-3-426-28280-9 / 320 Seiten
Bewertung: 2/5
2 Kommentare
Hallo Marie, oh wie schade! Mich hat das Cover sehr angesprochen, als ich es kürzlich das erste Mal sah. Umso enttäuschter bin ich, dass das Buch nicht so viel herzugeben scheint.
Zeilentänzerin
Liebe Zeilentänzerin,
ja, das ist wirklich schade. Das Cover hat mich sofort angesprochen und die Leseprobe hat mir auch sehr gefallen. Aber insgesamt bin ich von diesem Buch leider wirklich enttäuscht.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntagabend.
Marie