Spätestens seit Christof Weigolds Krimidebüt Der Mann, der nicht mitspielt wissen wir, dass das Hollywood der 1920er Jahre weniger golden als vielmehr blutig war. Skandale und sogar Mordfälle überschatten die aufblühende Filmstadt. Mittendrin Hardy Engel, deutschstämmiger Privatdetektiv, der Los Angeles nicht den Kriminellen und Korrupten überlassen will.
Die letzte Geliebte – worum geht es?
In Die letzte Geliebte, seinem nunmehr dritten Fall, soll Hardy Engel herausfinden, ob und welchen Dreck Will Hays, Präsident des Verbandes der amerikanischen Produzenten und Verleiher, am Stecken hat. Bei seinen Ermittlungen bekommt er es mit dem aufstrebenden Ku-Klux-Klan zu tun und einer Verschwörung, die ihn in höchste politische Kreise hineinzieht. Hardy Engel gerät in die Schusslinie von Leuten, die vor nichts zurückschrecken. Zum Glück kann er auf die Hilfe seiner Freundin Polly und deren Mops Enrico bauen.
Politischer und ernster
Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden kommt Die letzte Geliebte politischer und etwas ernster daher. Hardy Engel hat einiges mitgemacht und das merkt man auch seinem neuen Fall an. Obwohl er gewohnt schlagkräftig agiert, kommen ihm die derbkomischen Sprüche nicht mehr so schnell über die Lippen. Die Stadt der Engel und Filme zerrt an seinen Nerven und Kräften und die grauenhaften Machenschaften des Ku-Klux-Klans treiben ihn an seine Grenzen. Die Szenen, in denen der Klan rassistisch motivierte Taten ausübt, sind auch aufgrund der Details schwer zu ertragen.
Christof Weigold hat erneut hervorragend recherchiert und daraus einen Krimi geschaffen, der den Leser diesmal nicht nur hinter die Kulissen der Traumfabrik blicken lässt, sondern auch bis ins Weiße Haus führt. Die letzte Geliebte wimmelt nur so von berühmten Filmschaffenden, Politikern und anderen bekannten Persönlichkeiten. Vorsichtig ist jedoch geboten, wenn man die auftretenden Personen in eine Suchmaschine eingibt. Es kann sein, dass man sich selbst spoilert – so wie es auch mir passiert ist. (Zum Glück gab es die Auflösung eh drei Seiten später…)
Für meinen Geschmack kommt die Filmwelt diesmal etwas zu kurz und das Ende erschien mir ein wenig zu gerafft, obwohl sich Christof Weigold ansonsten ja sehr viel Zeit für die Atmosphäre nimmt und deshalb teilweise auch recht ausschweifend erzählt. Nichtsdestotrotz ist Die letzte Geliebte ein spannender und lesenswerter Krimi.
Wenngleich Die letzte Geliebte eigenständig und ohne Kenntnisse der Vorgänger gelesen werden kann, kann ich nur empfehlen, auch die brillanten Vorgänger Der Mann, der nicht mitspielt sowie Der blutrote Teppich (Rezension) zu lesen.
Fazit
Die letzte Geliebte ist ein hervorragend recherchierter Krimi, der gekonnt Fiktion mit historischen Ereignissen verbindet und dem Leser den Zeitgeist der „goldenen“ Hollywoodjahre nahebringt. Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden ist er jedoch politischer und etwas ernster.
Herzlichen Dank an den Autor Christof Weigold und Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar.
Die letzte Geliebte von Christof Weigold.
Am 20.08.2020 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
ISBN: 978-3-462-05326-5 / 656 Seiten
Bewertung: 5/5
Band 3 der Hardy Engel-Reihe.