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„Sein Geruch nach dem Regen“ von Cédric Sapin-Defour

von Marie
Beitragsbild zur Rezension von Sein Geruch nach dem Regen von Cédric Sapin-Defour

Werbung: Herzlichen Dank an den Insel Verlag (Suhrkamp Verlag) für das Rezensionsexemplar.

Es gibt Bücher, die liest man – und es gibt Bücher, die fühlt man. „Sein Geruch nach dem Regen“ gehört für mich eindeutig zu den Letzteren. Schon im Vorwort hatte ich Tränen in den Augen und es war nur der Anfang einer Achterbahn der Gefühle.

„Mir genügt es, ihn zu lieben. Denn tatsächlich werde ich nie wissen, ob er mich liebt, nie. Und zu lieben ohne die Gewissheit, ebenfalls geliebt zu werden … ist das nicht vielleicht sogar die Definition wahrer Liebe?“

Seite 105

Ein Hundeleben, das ein Menschenleben verändert


Cédric Sapin-Defour erzählt von seinem Leben mit Ubac, einem Berner Sennenhund, der als Welpe mit einem blauen Halsband in das Leben des Autors stolpert. Aus dem tapsigen Hundekind wird ein großer, stolzer Begleiter und aus dieser ersten vorsichtigen Begegnung eine Freundschaft fürs Leben.

Dreizehn Jahre teilen die beiden Wanderungen durch Frankreich, Momente stillen Glücks und eine Vertrautheit, die nur entsteht, wenn zwei Wesen sich wortlos verstehen.

Von dieser Verbindung erwarte ich nichts und zugleich alles. Wenn die Stunde kommt, Bilanz zu ziehen – bitte schön im Jahr 3000 -, meine ich vermuten zu dürfen, dass mir diese Geschichte, wie jede wahre Liebe, etwas ganz anderes geschenkt haben wird als das, was ich mir vorgestellt habe.

Seite 44

Mehr als eine Hundegeschichte – eine Hymne an die Natur

Doch „Sein Geruch nach dem Regen“ ist weit mehr als die Chronik einer innigen Freundschaft. Es ist eine Liebeserklärung an das Miteinander, an Natur und Stille – und zugleich ein kritischer Blick darauf, wie sehr wir Menschen uns davon entfernen. Der Autor findet dafür treffende Worte.

Bald wird das einzige Vogelgezwitscher, das uns die Ohren spitzen lässt, das Aufploppen der Nachrichten auf unseren Bildschirmen sein.

Seite 163

Gerade diese leisen und doch kraftvollen Naturbeobachtungen hallen nach. Sapin-Defours Sprache ist poetisch, dabei messerscharf in der Beobachtung – Sätze, die einen mitten ins Herz treffen, weil sie wahr sind.

Abschied mit Tränen

Ich war darauf gefasst, dass es schlimm sein würde, es ist schlimmer als gedacht.

Seite 232

Natürlich spart der Autor die schweren Kapitel nicht aus: Krankheit, Abschied, Tod. Er schreibt ungeschönt, fast atemlos, als müsse er sich das Erlebte von der Seele reißen. Und ja, es geht einem wirklich sehr nahe. Die letzten Seiten habe ich unter Tränen gelesen – so eindringlich beschreibt er die Leere, die bleibt, wenn ein Hund geht.

Ich glaube, ich möchte auf der Stelle vor Traurigkeit sterben, doch dafür bräuchte ich ein weites Herz wie deines.

Seite 230

Wer jemals einen Hund geliebt und verloren hat, wird diese letzten Seiten mit klopfendem Herzen lesen.

Universelle Liebe – ohne Kitsch, ohne Beschönigung

Was mich besonders berührt hat: Die Liebe, die Sapin-Defour beschreibt, ist niemals kitschig, niemals Vermenschlichung. Sie ist schlicht die Anerkennung eines Wesens, das unser Leben prägt. Ubac bleibt immer Hund – aber was ändert das an der Tiefe unserer Gefühle? Gar nichts.

Wer gibt dir eigentlich das Recht, eine Hierarchie der Liebe aufzustellen? Warum soll die Liebe zwischen Ubac und mir nichts wert sein und die zwischen Sartre und Beauvoir so erhaben?

Seite 104

Diese Ehrlichkeit macht das Buch so universell. Es ist nicht nur für Hundemenschen, sondern für alle, die einmal bedingungslos geliebt haben – und loslassen mussten.

Große Liebe

Ich habe das Buch mit meinem Mops Herrmann an meiner Seite gelesen. Oft lag er seufzend neben mir, während meine Tränen auf die Seiten tropften. Und ich konnte mich in so vielen Momenten wiederfinden. Diese tiefe Vertrautheit, das gemeinsame Schweigen, die stillen Glücksmomente im Alltag: All das fängt Sapin-Defour ein – mit einer Poesie, die das Herz weit macht. Trotz der vielen vergossenen Tränen – und die letzten Kapitel haben mir wirklich das Herz zerrissen – bin ich sehr froh, „Sein Geruch nach dem Regen“ gelesen zu haben.

Fazit

„Sein Geruch nach dem Regen“ ist eine berührende, poetische und unvergessliche Liebeserklärung an das Leben mit einem Hund – und gleichzeitig ein Buch über Verlust, Natur und das, was uns im Innersten ausmacht. Für Hundemenschen ist Cédric Sapin-Defours Werk ein Geschenk. Für mich war es mehr: ein Buch, das Schmerz in Schönheit verwandelt.


Sein Geruch nach dem Regen (OT: Son odeur après la pluie)
von Cédric Sapin-Defour.

Am 18.08.2025 im Insel Verlag erschienen.
Übersetzt aus dem Französischen von Nicola Denis.
ISBN: 978-3-458-64446-0 / 253 Seiten

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