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„Heimweh im Paradies“ von Martin Mittelmeier

von Marie
Rezension zu Heimweh im Paradies von Martin Mittelmeier

Werbung: Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ich lese sehr gerne über Thomas Mann und seine Familie. Warum kann ich gar nicht so genau sagen, aber irgendwie fasziniert mich diese Familie. So habe ich z. B. über Thomas Mann und seine Liebe zum Meer gelesen oder einen Krimi mit Thomas Mann als Ermittler (eine fiktive Geschichte mit Thomas Mann – mal was anderes). Mit Heimweh im Paradies hat mich Martin Mittelmeier nun mit in Manns kalifornisches Exil genommen.

Heimweh im Paradies – worum geht es?

Los Angeles in den 1940er-Jahren: Die Westküste ist ein Traumort, die Exilanten aus Europa trauen ihren Sinnen nicht, das Farbenspiel, das Licht, das Meer. Hier sind sie alle gestrandet, die im Deutschland der Nationalsozialisten keine Heimat mehr haben oder haben wollen: Arnold Schönberg, Vicki Baum, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Helene Weigel, Max Horkheimer, Hanns Eisler, Franz und Alma Werfel – und allen voran: Thomas Mann. Sie feiern, reden sich die Köpfe heiß, langweilen sich, streiten darum, wie ein demokratisches Deutschland nach Hitler aussehen könnte. Thomas Mann ist der König der Emigranten, bewundert, beneidet, angefeindet. In seinem Haus in Pacific Palisades will er im ›Doktor Faustus‹ die genuin deutschen Wurzeln des Nationalsozialismus ans Licht bringen. Und fügt sich in die Rolle einer Galionsfigur des guten Deutschlands.

Klappentext

Ein Deutscher im kalifornischen Exil

Was bedeutet es, deutsch zu sein – in den 1940er Jahren im kalifornischen Exil und mit der Geschichte im Nacken? In Heimweh im Paradies zeichnet Martin Mittelmeier ein vielschichtiges, atmosphärisch dichtes Porträt von Thomas Manns Jahren in seinem Haus in Pacific Palisades.

Nicht alle, die die Nazis überlebt haben, überleben die Emigration.

Seite 16

Heimweh im Paradies handelt von der Exilzeit Thomas Manns in Kalifornien. Eine Phase seines Lebens, die nicht nur literarisch spannend ist, sondern auch politisch und persönlich sehr komplex. Hier schreibt der Literaturnobelpreisträger u. a. seinen Doktor Faustus (das Buch ist vor kurzem bei mir eingezogen und muss jetzt unbedingt gelesen werden).

Mittelmeier erzählt von Begegnungen mit Adorno (und dessen Einfluss auf die Figur des Leverkühn im Doktor Faustus), Brecht, Schönberg und vielen weiteren Intellektuellen, von hitzigen Diskussionen über die Zukunft Deutschlands und von einem Mann, der hin- und hergerissen ist zwischen Exil-Idylle und Heimatweh. Gut ist, dass die vielen Persönlichkeiten nicht nur nebenbei erwähnt, sondern auch klug eingeordnet werden. Auch das macht das facettenreiche Bild Thomas Manns im Exil aus.

Kein Buch für zwischendurch

Was ihr wissen solltet: Das ist kein Buch für den schnellen Zeitvertreib, sondern eines, das Konzentration verlangt. Die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, politische Ideengeschichte, Musiktheorie, persönliche Krisen, Exil-Lebensgefühl – das alles auf knapp 200 Seiten mit vielen klugen Gedanken. Das ist stellenweise fast zu viel auf einmal. Die Vielzahl der Namen, Theorien und Anekdoten kann erschlagen – vor allem, wenn man ohne Vorkenntnisse einsteigt. Ich habe auch immer wieder ein paar Lesepausen eingelegt.

Diese Formlosigkeit im Sinnlichen bereitet Thomas Mann Unbehagen. Hat denn das Zeitalter die Contenance verloren?

Seite 28

Aber: Martin Mittelmeier schafft es, historische Fakten, persönliche Entwicklungen und literarische Bezüge sehr souverän zu verweben. Der Ton bleibt leichtfüßig, obwohl die Themen schwer sind. Das Buch fordert, doch ihr werdet auch belohnt, denn der Autor vermittelt einiges an Wissen. Heimweh im Paradies ist eine inspirierende Lektüre im Thomas-Mann-Jubiläumsjahr – und natürlich auch danach.

Fazit

Heimweh im Paradies ist kein Buch zum Durchblättern, sondern eins zum Eintauchen, Nachdenken und Wiederlesen. Ein Buch für Fans von Thomas Mann und für alle, die Freude daran haben, wenn ein Buch auch mal fordert.


Heimweh im Paradies von Martin Mittelmeier.

Am 11.03.2025 im Dumont Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-7558-0033-0 / 192 Seiten

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