Werbung: Herzlichen Dank an den Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar.
Manchmal schließt man ein Buch – und weiß, dass man sich gerade von einer Ära verabschiedet hat. So ging es mir mit „Der deutsche Tycoon“, dem fünften und (laut Nachwort) vorerst letzten Fall des deutschen Privatdetektivs Hardy Engel. Seit Jahren führt uns Christof Weigold durch das goldene Zeitalter Hollywoods – mit all seinem Glanz, seinen Schatten, seiner Verlockung und seinen Abgründen. Und nun heißt es Abschied nehmen. Schade, denn die Reihe war für mich mehr als nur gute Unterhaltung – sie war ein Stück gelebte Filmgeschichte zwischen Buchdeckeln.
Eine Bühne namens Hollywood
Wir schreiben das Jahr 1932. In den Studios von Los Angeles wird gefilmt, geliebt und intrigiert. Zwischen Glamour und Dreharbeiten gibt es aber auch Tote. Hardy Engel, der aus Deutschland nach Amerika ausgewanderte Detektiv, ermittelt erneut in einer Welt, in der Ruhm und Lügen Hand in Hand gehen. Dabei begegnet er einer ganzen Riege historischer Figuren: dem deutschstämmigen MGM-Produzenten Paul Bern, der hinreißenden Jean Harlow, dem sehr umtriebigen Clark Gable (bei dem man sich fragt, wann er eigentlich zum Drehen kam), und einem gewissen Archie Leach, der Hardy mit einem Handstand begrüßt. Später wird er als Cary Grant Filmgeschichte schreiben.
Weigold versteht es meisterhaft, Fakten und Fiktion zu verweben – und erschafft daraus ein Panorama des alten Hollywood, das so lebendig wirkt, dass ich mich mittendrin fühlte.
»Show me a hero and I’ll write you a tragedy.« Zitat von F. Scott Fitzgerald
Seite 5
Ein Kriminalroman mit Zwischentönen
„Der deutsche Tycoon“ ist ein Kriminalroman im besten Sinne – detailreich, klug konstruiert, voller Zwischentöne und Spannung. Christof Weigolds Stil bleibt der des klassischen Film noir: lakonisch, elegant, mit einer Prise Zynismus, die perfekt zu den Zeiten des Umbruchs passt.
Sein Protagonist Hardy Engel ist und bleibt eine faszinierende Figur: ein Mann, der in einer Welt aus Illusionen versucht, anständig zu bleiben. An seiner Seite glänzen Polly – klug, eigenwillig, wunderbar – und natürlich Mops Enrico, mein heimlicher Liebling.
Wer die Reihe kennt, fühlt sich sofort wieder zu Hause. Doch auch neue Leserinnen und Leser werden ihren Weg finden – Rückblenden zu früheren Fällen helfen, die Figuren zu verorten. Ich empfehle trotzdem, bei Band 1 zu beginnen.
Oh ja, dies ist eine Geschichte über Freundschaft in Hollywood. Erwarten Sie ein paar Tote.
Seite 17
Rekonstruktion des alten Hollywoods
Was dieses Buch, diese Reihe, auszeichnet, ist ihr Sog. Die Genauigkeit, mit der Weigold das alte Hollywood rekonstruiert, ist atemberaubend – von Studiobossen bis zur politischen Lage, vom Glamour bis zur Korruption. Hinter jeder Szene steckt eine sorgfältige Recherche, die spürbar ist, ohne die Erzählung je zu überfrachten. Als Hinweis sei gesagt, dass man es während des Lesens besser vermeidet, allzu neugierig nach den realen Vorbildern zu recherchieren – das könnte die Spannung verderben.
Zugegeben: Wer einen reinen Krimi sucht, könnte die historische Dichte als fordernd empfinden. Doch wer Freude daran hat, in die Atmosphäre einer vergangenen Epoche einzutauchen, wird diesen Roman lieben. „Der deutsche Tycoon“ ist kein Buch zum schnellen Weglesen – es ist eines zum Eintauchen, Schwelgen und Genießen.

Ein überraschendes Nachwort
Dann kommt dieses Nachwort und ich musste breit grinsen. Christof Weigold erwähnt eine Lesung, bei der eine Leserin ihren Mops mitbrachte, „mindestens so entzückend wie Enrico, der Mops von Hardys Freundin Polly“ (S. 608). Tja – was soll ich sagen? Herrmann hat sich sofort wiedererkannt!
Fazit
„Der deutsche Tycoon“ ist ein würdiger Abschluss einer außergewöhnlichen Reihe – atmosphärisch dicht, intelligent erzählt und mitreißend bis zur letzten Seite. Ein Fest für alle, die Filme, Stars und das Funkeln des alten Hollywood lieben.
Hermann und ich werden Enrico und Hardy vermissen. Und insgeheim hoffe ich, dass die beiden irgendwann noch einmal über die Leinwand der Literatur schlendern.
Der deutsche Tycoon von Christof Weigold.
Am 16.09.2025 im Kampa Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-311-12114-5 / 608 Seiten
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