Werbung: Herzlichen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar und das tolle Bloggerpaket.
Ex-Wife von Ursula Parrott.
Am 24.07.2024 im Fischer Verlag erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Tilda Engel.
ISBN: 978-3-949465-28-4 / 320 Seiten
Bei Ex-Wife handelt es sich um die Wiederentdeckung eines Buches aus den 1920er Jahren. Sowohl der Klappentext als auch der Vergleich mit Der große Gatsby haben mich neugierig auf den Roman von Ursula Parrott gemacht.
Ex-Wife – worum geht es?
Die 24-jährige Patricia wird nach vierjähriger Ehe von ihrem Mann Peter verlassen. Anfangs versucht sie noch, um ihn zu kämpfen. Doch schließlich entscheidet sie, dass sie ohne ihn leben will – und kann. Ablenkung bekommt sie im New York der 1920er Jahre genug, doch sie erfährt auch sehr viel Gegenwind. Denn Frauen haben in diesen Zeiten nicht viele Möglichkeiten, und eine Frau, die ihren Spaß haben will und ohne einen Ehemann lebt, kommt nicht gut an.
Sie sah mich nachdenklich an. »Du bist eine Ex-Frau, Pat, denn das ist das Wichtigste, was man über dich wissen kann -, dass du mit einem Mann verheiratet warst, der dich verlassen hat, erklärt alles andere.«
Seite 21
Zu ihrem Glück kommt Patricia bei einer guten Freundin namens Lucia unter. Immerhin kann Patricia als berufstätige Frau – sie ist Werbetexterin – für sich selbst sorgen. Doch Patricia will zunächst eigentlich nur ihren Ehemann zurückgewinnen. Trauert sie tatsächlich dem Mann hinterher (der ihr zuletzt mit Gewalt begegnet ist) oder nur dem Ehefrau-Leben?
»Eine Ex-Frau ist eine Frau mit einem steifen Nacken, weil sie immer über die Schulter zurück auf ihre Ehe schaut.«
Seite 22
Ihre Freundin Lucia, eine geschiedene Frau, ist bereits abgeklärter. Sie weiß, welche Stellung die Frau in der Gesellschaft hat. Und eine wirklich freie Wahl gibt es für sie dabei nicht.
Frauen hatten die Wahl zwischen der Ehe, dem Kloster oder der Straße.
Seite 111
Gesellschaftliche Zwänge
Mir ist es lange schwergefallen, zu der Protagonistin durchzudringen. Obwohl die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, kam ich ihr nicht richtig nahe. Das mag auch an der teilweise mäandernden Erzählweise liegen. Mal wird heftig gefeiert, mal sich in Langeweile gesuhlt. Als Ich-Erzählerin nimmt uns Patricia überall hin mit. Sie geht auf Partys, trinkt Alkohol und feiert bis in die Morgenstunden, definiert sich durch ihr Aussehen und durch Mode.
Sie trifft viele Männern, einige sind ihr freundlich gesonnen, gehören bald zum „festen Bestand“, wie es Patricia beschreibt. Doch es gibt leider auch andere. Ex-Wife ist ein Buch, das mich stellenweise sehr wütend gemacht hat. Die misogyne Art, mit der den Frauen oft begegnet wird, die Gewalt von Männern, die ohne Konsequenzen bleibt. Das zu lesen, war manchmal nicht leicht.
Peter bestellte reichlich doppelten Scotch und Soda auf einmal, um den Nachmittag zu überstehen. Ein Hauch von Nebel drang herein. Ich konnte mich an den Geruch des Nebels erinnern; an den rauchigen Duft des Scotch; an die kleinen Schweppesflaschen.
Seite 28
Ursula Parrotts Roman ist auch ein Zeitzeugnis, denn trotz der vermeintlich lockeren 20er Jahre, geht es doch auch sehr um die gesellschaftlichen Zwänge, denen Frauen unterworfen waren. Wie Patricias Freundin Lucia schon anmerkt, gibt es für Frauen keine wirkliche Freiheit. Wenn sie nicht verheiratet sind, brauchen sie das Wohlwollen der männlichen Gesellschaft. Themen wie diese sorgen dafür, dass Ex-Wife neben seiner recht unterhaltsamen Geschichte auch zum Nachdenken anregt. Obwohl es einige Szenen gibt, die mich an Fitzgeralds Buch erinnern (die Partys, der viele Alkohol, die trägen Nachmittage), kommt Ex-Wife meiner Meinung nach dennoch nicht an Der große Gatsby heran.
Fazit
Ex-Wife ist eine literarische Wiederentdeckung aus den 1920er Jahren, die Themen wie Misogynie und gesellschaftliche Zwänge behandelt. Diese gesellschaftlichen Aspekte laden zum Nachdenken ein und machen das bisweilen etwas langatmige Buch dennoch lesenswert.
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