Werbung: Herzlichen Dank an den C. H. Beck Verlag für das Rezensionsexemplar.
Ich habe das Cover gesehen und schon da war mir klar, dass ich Edith Holler lesen muss. Der Klappentext hat mich dann in dem Wunsch noch weiter bestätigt. Meine Erwartungen waren hoch und bekommen habe ich viel, tatsächlich aber auch anders als gedacht. Lest gerne in meiner Rezension, wie mich ein kleines Mädchen begeistert und verängstigt hat.
Edith Holler – worum geht es?
Norwich, England, 1901. Hier lebt die 12-jährige Edith Holler im Theater ihres herrschsüchtigen Vaters. Seit ihrer Geburt darf sie das Gebäude nicht verlassen, Edith kennt die Welt draußen nur über Zeitungen und Bücher, die sie verschlingt. So kommt sie einem skandalträchtigen Geheimnis auf die Spur, an dessen Aufklärung eine bestimmte Person ganz und gar nicht interessiert ist. Es beginnt ein Kampf zwischen der mächtigsten Frau der Stadt und dem blassen Mädchen aus dem Holler-Theater.
Klappentext
Bretter, die die Welt bedeuten
Willkommen im Holler Theater mit seiner dunklen Bühne voller Geister, Geheimnisse und groteskem Grusel. Hier lebt Edith, eine eigenwillige Heldin, die das Gebäude noch nie verlassen hat. Nicht, weil sie es nicht will, sondern weil eine ihrer vielen Tanten (im Theater sind alle Onkel und Tante für das Mädchen) bei ihrer Taufe explodiert ist (nein, das ist kein Schreibfehler!)
Als Folge dieses Ereignisses darf ich, anders als meine viel geteilte Tante Lorena, das Theater nie mehr verlassen. Die Explosion meiner Tante hatte ihren Fluch besiegelt und allen gezeigt, wie ernst man ihn nehmen musste.
Seite 37
Und jetzt trägt die kleine Edith einen großen Fluch mit sich herum. Sie darf das Theater unter keinen Umständen verlassen, auch nicht bei einer drohenden Gefahr. Aus dieser skurrilen Ausgangssituation entwickelt sich langsam ein blutiges Kammerspiel über Kontrolle, Fantasie und Selbstbestimmung.

Blutige Alpträume
Die junge Edith entpuppt sich nämlich als begabte Dramaturgin und schreibt ein Stück, das auf unangenehme Weise Teil ihres Lebens wird. Plötzlich landet sie in einem Albtraum, einem blutigen, grausamen Alptraum – der schlimmsten Art aller Alpträume. Die Grenze zwischen Realität und wahnsinniger Fantasie verschwimmt dabei zusehends. Hängt da nur ein Mantel – oder steckt jemand im Mantel? Wer kreischt da in der Dunkelheit? Warum lauern überall fiese Käfer?
Ich muss lernen, zwischen Wirklichkeit und Fantasterei zu unterscheiden. „Doch ich bekam schon als Säugling Fantasie statt Muttermilch verabreicht, und sie hat mich groß und stark gemacht; der Vorteil ist: Ich weiß, wie man träumt.“
Seite 102
Verstörend und schwarzhumorig
Edward Carey hat mit Edith Holler ein absurdes, verstörendes und trotzdem unglaublich faszinierendes Horror-Märchen geschrieben. Mal schwarzhumorig, mal schockierend – immer wieder überraschend. Ja, es wird blutig. Ja, es wird düster. Und nein – dieser Roman ist definitiv kein Kinderbuch, obwohl die Ich-Erzählerin ein Kind ist.
Als ich noch kleiner war, verbrachte ich viel Zeit mit den falschen Nasen meines Vaters.
Seite 63
Der Roman ist vielmehr ein makaberes, unheimliches Gothic-Märchen, das meine Vorstellungskraft gefordert hat. Gerade die vielen Horrorszenen haben mir einiges abverlangt, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Das ändert aber nichts daran, dass Edith Holler ein großartiges Buch ist, das ich sehr gerne gelesen habe. Ein Highlight sind dabei auch die Illustrationen (vom Autor selbst gezeichnet), die ebenso eigenwillig wie meisterhaft sind, und das Gelesene wunderbar unterstreichen. Eine morbide, rätselhafte Geschichte zwischen Tim Burton, Shirley Jackson und einem Löffel Käferaufstrich.
Wir Theaterleute jammern und klagen nun einmal gern. Wir erleben so viel Leid. Betrübnis ist unser täglich Brot. So viele normale Menschen müssen auf die dramatischen Momente in ihrem Leben ewig warten […] Im Theater dagegen kommen wir immer schnell zur Sache.
Seite 58

Fazit
Edith Holler ist ein skurriles, düsteres und sehr schauriges Kammerspiel, in dem Edward Carey Realität mit Wahnsinn vermischt und zu einer Geschichte verwebt, die ebenso fesselt wie verstört. Großartig!
Edith Holler von Edward Carey.
Am 20.03.2025 im C. H. Beck Verlag erschienen.
Übersetzt aus dem Englischen von Cornelius Hartz.
Mit zahlreichen Illustrationen vom Autor.
ISBN: 978-3-406-82969-7 / 428 Seiten
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2 Kommentare
Das klingt… auf jeden Fall anders. :D
Ich glaube, für mich wäre es nichts, aber ich finde so Außergewöhnliches trotzdem immer cool. Muss es geben. Toll, dass dich die Geschichte abgeholt hat.
Es ist wirklich anders. 😄 Und bestimmt auch nicht für jeden Geschmack. Es hat mich ja auch einige Male sehr überrascht.