Als ich den Klappentext von Das Theater am Strand gelesen habe, wollte ich das Debüt von Joanna Quinn unbedingt lesen. Es klang wie ein Buch, das ich lieben werde.
Das Theater am Strand – worum geht es?
Dorset an der Küste Englands, 1928: In einer stürmischen Nacht wird ein Blauwal angespült. Nach dem Gesetz gehört alles Strandgut dem König – doch die zwölfjährige Cristabel Seagrave hat eigene Pläne. Sie ist wild entschlossen, aus den Walknochen ein Theater am Strand zu errichten. Eine Bühne für all die Geschichten, die sie heimlich in der staubigen Familienbibliothek gelesen oder denen sie im Verborgenen gelauscht hat. Geschichten, die nicht für ihre Ohren bestimmt sind und in denen Mädchen wie sie keine Rolle spielen. Doch nun ist Cristabels Zeit gekommen. Während ihre Eltern hauptsächlich mit sich selbst und ausschweifenden Partys beschäftigt sind, inszeniert Cristabel gemeinsam mit ihren jüngeren Geschwistern immer neue Geschichten in ihrem Freilufttheater, das bald zu einer kleinen lokalen Sensation wird. Doch die Zeiten ändern sich, Krieg steht bevor und die Geschwister müssen erkennen, dass sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben eine Rolle zu spielen haben. Und dass man sich diese Rolle nicht immer selbst aussuchen kann…
Klappentext
Wenig Theater
Wie gesagt, den Klappentext fand ich so ansprechend, dass ich sicher war, das Buch lieben zu werden. Leider nimmt das Theater nur eine untergeordnete Rolle ein, es taucht auch erst nach über 200 Seiten zum ersten Mal auf. Schade, denn die Inhaltsangabe suggeriert hier einfach etwas anderes. Mehr als um das Theater geht es um die Familie (vor allem die Kinder), die wir über sehr viele Jahre begleiten. Die Geschichte springt zum Anfang auch immer wieder in den Zeiten hin und her – sogar bis ins 19. Jahrhundert. Zum Glück sind die Kapitel entsprechend gekennzeichnet, so dass man den Überblick nicht verliert.
Betörende Sprache
Was ich an Das Theater am Strand absolut geliebt habe, war die Sprache. Joanna Quinn liebt das Spiel mit Wörtern, Metaphern und anderen Sprachbildern. Wer ein Buch nur wegen der schönen Sprache liest, ist mit diesem Debütroman sehr gut bedient.
Sie hat das vorlaute Gesicht eines Lieblingskindes. Große Augen, eine Stupsnase.
Seite 21
Ich habe den Stil von Anfang an genossen und wenn die Geschichte weniger ausschweifend gewesen wäre, wäre Das Theater am Strand sicher ein Highlight geworden.
Er ist ein Mann, dem sich Türen und Nachthemden immer leicht geöffnet haben.
Seite 71
Ein Vorteil dieser in aller Ausführlichkeit erzählten Geschichte ist natürlich, dass auch die Figurenzeichnung sehr detailliert gerät. Alle Protagonisten (selbst die Hausangestellten) sind fein ausgearbeitet – etwas, das ich an einem Roman sehr gern mag.
Willoughbys Ton bewegt sich so geschmeidig zwischen den verschiedenen Registern, dass sich kaum sagen lässt, ob er der Star in einem romantischen Film, in einer Shakespeare-Komödie oder einem Schmierentheater im West End ist.
Seite 38
Fazit
Das Theater am Strand von Joanna Quinn ist ein sprachlich sehr opulenter Debütroman, der insgesamt aber leider zu ausschweifend geraten ist. Ein Buch für Menschen, die sich gerne in langen Erzählungen verlieren.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für das Rezensionsexemplar.
Das Theater am Strand (OT: The Whale Bone Theatre) von Joanna Quinn.
Am 29.03.2023 bei C. Bertelsmann erschienen.
Aus dem Amerikanischen von Wibke Kuhn.
ISBN: 978-3-570-10465-1 / 720 Seiten
Aus dem Amerikanischen von 3/5