Zu meinem Geburtstag im Januar haben mir meine Eltern u. a. Aus dem Café Größenwahn – Berliner Reportagen von Egon Erwin Kisch geschenkt. Da ich gerade tief im Thema Journalismus steckte, kam dieses Geschenk gerade recht. Zumal ich bisher noch nichts von Kisch gelesen hatte. Der in Prag geborene Journalist Egon Erwin Kisch wird vielen als der „rasende Reporter“ bekannt sein. Der Titel seines 1925 erschienen Buches wurde zum Synonym für den Journalisten Kisch.
Berlin in den 1920er Jahren
Das im Verlag Klaus Wagenbach veröffentlichte Buch Aus dem Café Größenwahn – Berliner Reportagen führt uns in das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Die meisten Reportagen stammen aus den 1920er Jahren, zu Beginn finden sich aber auch zwei Berichte aus dem Jahr 1914. Das Buch schließt mit einer Reportage aus 1933.
Kisch schreibt detailliert, man spürt seine Freude am Erzählen und den Wunsch, die Menschen zu informieren. Mit teils sehr spitzer Feder bringt er uns das Leben in Berlin in den 1920er Jahren nahe. Sein Interesse ist dabei breit gefächert. So berichtet er beispielsweise von der Suche nach einer Frau per Zeitungsannonce, dem Kauf eines Weihnachtsbaums (75 Mark für ein 1,45 m hohes Bäumchen) oder dem Sechstagerennen im Sportpalast. Viel Humor schwingt in diesen Reportagen mit.
Politisch und düster
Ganz anders wird jedoch der Ton, wenn Egon Erwin Kisch in der Reportage „Rettungsgürtel an einer kleinen Brücke“ über den Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht schreibt oder in der letzten Reportage des Buches, das uns ins Jahr 1933 führt, in „In den Kasematten von Spandau“ schreibt:
Am Abend brannte das Reichstagsgebäude, und am Morgen wurde ich verhaftet.
Seite 128
Manche der Reportagen sind mir sehr nahe gegangen, auch weil ich weiß, dass es sich dabei nicht um ausgedachte Geschichten handelt. Die Polizeigewalt, die Ermordung von Menschen, die nicht ins Weltbild der Mörder passen. Hier wird es teils sehr grausig.
Insgesamt kann ich Aus dem Café Größenwahn – Berliner Reportagen aber auf jeden Fall empfehlen. Egon Erwin Kisch hatte einen guten Blick auf das Besondere und das Wichtige. Seine Reportagen sind unterhaltsam und vermitteln Wissenswertes über die damalige Zeit.
Fazit
Aus dem Café Größenwahn – Berliner Reportagen ist ein spannender Mix aus Reportagen, die vor allem aus den 1920er Jahren stammen. Pointiert, informativ, auch erschreckend.
Aus dem Café Größenwahn. Berliner Reportagen von Egon Erwin Kisch
2013 im Verlag Klaus Wagenbach erschienen
ISBN 978-3-8031-1294-1 / 144 Seiten / 18 Euro
2 Kommentare
Hallo Marie, mich hat das Buch zunächst neugierig macht, weil es in meiner Heimatstadt spielt, aber auch so klingt es wirklich gut.
Ein schönes Wochenende,
Zeilentänzerin
Huhu :) Ja, es ist wirklich lesenswert! Dir auch ein schönes Wochenende. 🌸