Werbung: Herzlichen Dank an den Gutkind Verlag für das Rezensionsexemplar.
Wie weit muss man gehen, um zu erkennen, wo man hingehört? Laura Maaß widmet sich in ihrem Debüt „Was du siehst“ dieser Frage – und spannt dafür einen weiten Bogen von den späten 1950er-Jahren bis in die 2000er.
Neuanfang in Mecklenburg
1967 verlässt die schwangere Ruth auf Drängen ihres Vaters Ost-Berlin und findet in einem mecklenburgischen Dorf ein neues Zuhause. Dort trifft sie auf Hannah, die bald zu einer engen Freundin wird. Ihre Kinder, Jule und Andi, wachsen gemeinsam auf, eng verbunden durch die Natur der Griesen Gegend an der Elbe. Ihre Liebe scheint vorbestimmt, doch ihr Glück wird immer wieder auf die Probe gestellt.
Warten auf den Regen, warten auf die Sonne, warten in der langen Schlange vor der Fleischerei, ja sogar warten auf einfache Lebensmittel, wie Obst oder Gemüse. Da war es fast normal, dass man auch auf die Liebe manchmal warten musste und man sich dann, wenn es so weit war, mit dem wenigen zufriedengeben musste, was man bekam.
Seite 36/37
Politische Umbrüche
Laura Maaß erzählt diese Geschichte mit einem ruhigen, atmosphärischen Ton, der viel Raum für Stimmungen lässt. Gerade in Bezug auf die politischen Umbrüche – DDR-Zeit, Mauerfall und die Jahre danach – überzeugt sie durch feine Beobachtungen. Gelungen finde ich, wie sie die großen Ereignisse mit den persönlichen Schicksalen verknüpft. Themen wie Heimat, Zusammenhalt und das Gefühl des Ankommens durchziehen den Roman. Man spürt, dass hier jemand mit Liebe zum Detail und zur Sprache geschrieben hat.
Für eine lange Sekunde sahen sie einander in die Augen, so als hätten sie noch nicht alles Wichtige gesagt.
Seite 35
Gefühlige Dialoge
An ein paar Stellen hakte es für mich. Manche Dialoge, etwa bei der Begegnung von Ruth und Tom, waren mir etwas zu gefühlig. Zudem ist Jules jahrelange Suche nach ihrem Vater etwas zu langatmig geraten. Am Ende häufen sich die Zufälle. Auf den ersten Blick wirken sie unglaubwürdig, lassen sich aber auch wie ein modernes Märchen lesen – und mit diesem Gedanken konnte ich mich gut anfreunden. Letztlich sind es kleine Schwächen, die die große Stärke von „Was du siehst“ nicht überdecken: die Wärme, mit der Laura Maaß Figuren und Landschaften zum Leben erweckt.
Fazit
„Was du siehst“ ist ein berührender Roman für alle, die sich für deutsch-deutsche Geschichte interessieren und zugleich leise, atmosphärische Erzählungen schätzen. Trotz kleinerer Brüche bleibt nach dem Lesen ein warmes Gefühl zurück und ich vergebe gerne eine Empfehlung für diesen Debütroman.
Was du siehst von Laura Maaß.
Am 28.08.2025 im Gutkind Verlag erschienen.
ISBN: 978-3-98941-106-7 / 352 Seiten
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