Werbung: Herzlichen Dank an den Galiani Verlag für das Rezensionsexemplar.
Junge aus West-Berlin von Maxim Leo ist der mittlerweile 18. Band aus der Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“ von Kat Menschik. Wie mir das Buch gefallen hat, lest ihr in der folgenden Rezension.
Junge aus West-Berlin – worum geht es?
Es ist 1989. Der Westberliner Marc fährt regelmäßig nach Ostberlin, wo er mit offenen Armen empfangen wird. Er hat sich seine eigene Legende geschaffen, tut so, als wäre er ein erfolgreicher Tourmanager. Er bringt Geschenke mit, findet viele Freunde. Dann trifft er auf Nele. Die beiden verlieben sich, doch auch ihr sagt er nicht die Wahrheit. Als die Mauer fällt, sind alle glücklich – außer Marc, dessen Kartenhaus aus Lügen einzustürzen droht.
Ich denke, dass man das Leben nur von hinten verstehen kann. Mir geht es jedenfalls so. Sinn ergibt das doch alles, wenn überhaupt, erst im Rückblick. Wenn man sich die Sachen ein bisschen zurechtlegt, wenn man träumt und vergisst.
Seite 5
Berlin, die geteilte Stadt
Junge aus West-Berlin erzählt auf nur 80 Seiten eine berührende und unterhaltsame Geschichte. Maxim Leo lässt die Atmosphäre und das Lebensgefühl der Stadt, die durch ihre Teilung geprägt ist, aufleben und nimmt uns für eine kurze Zeit zurück in die Vergangenheit.
Leos Protagonist Marc ist eine zerrissene Persönlichkeit, ebenso wie die Stadt, in der er lebt. Er schafft es nicht, in West-Berlin Anschluss zu finden, fährt dafür nach Ost-Berlin, wo er sich wie ein König fühlen kann, allerdings auch nur durch den Rückhalt einer erfundenen Biografie. Der Autor erzählt von den Herausforderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt – gerade in diesem einzigartigen, politisch aufgeladenen Umfeld im Osten.
Das ist das Problem, wenn du dich selbst so scheiße findest, dass es quasi unvorstellbar wird, von jemand anderem gemocht zu werden. Dann ist es besser, selbst zu gehen, selbst den Schnitt zu machen und so schnell wie möglich zu vergessen.
Seite 72
Das Aufwachsen im geteilten Berlin bringt nochmal andere Herausforderungen mit sich. Es geht um Zugehörigkeit und Identität und den eigenen Platz in der Welt. Maxim Leo hat eine kleine emphatische Geschichte geschrieben, die ich sehr gerne gelesen habe. Das Ende fand ich ebenfalls sehr gut gewählt.
Illustrationen in Grau und Pink
Ergänzt wird die Erzählung auf ganz wunderbare Weise von Kat Menschiks großartigen Illustrationen. Die in verschiedenen Grautönen gehaltenen Bilder mit Pink als einzigem Farbtupfer tragen auf ihre Weise zur Atmosphäre des Buches bei und ziehen mich noch tiefer in die Geschichte ein. Das ist das Besondere an Kat Menschiks Illustrationen: Sie schmücken nicht nur das Buch, sie sind Teil der Geschichte und verdichten diese.
Fazit
Junge aus West-Berlin ist ein melancholisches Buch über eine Liebe im geteilten Berlin. Die durch eine Mauer getrennte Stadt steht dabei für den zerrissenen Protagonisten, der seinen Platz im Leben sucht. Die wunderbaren Illustrationen von Kat Menschik unterstreichen den Kurzroman und geben ihm eine besondere Note.
Junge aus West-Berlin von Maxim Leo.
Am 05.09.2024 im Galiani Verlag erschienen.
Illustriert von Kat Menschik.
ISBN: 978-3-86971-304-5 / 80 Seiten
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