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„Einstein in Kafkaland“ von Ken Krimstein

von Marie
Veröffentlicht: Letztes Update
Rezension zu Einstein im Kafkaland von Ken Krimstein

Werbung: Herzlichen Dank an Kirchner Kommunikation und den Kjona Verlag für das Rezensionsexemplar.

Graphic Novels lese ich nicht sehr oft. Zuletzt hat mich Walter Moers in die Katakomben der Stadt der Träumenden Bücher hineingezogen. Einstein in Kafkaland von Ken Krimstein hat mich aber sofort angesprochen, und ich kann schon vorwegnehmend sagen, dass ich wirklich viel mehr Graphic Novels lesen sollte.

Einstein in Kafkaland – worum geht es?

Treffen sich zwei in Prag. Der eine bankrotter Familienvater Anfang dreißig, dem keiner seine wilden Theorien über Zeit und Raum abkauft. Der andere ein Vegetarier, der sich mit düsterer Verve Berufsunfallversicherungen ausdenkt, vor Sonnenaufgang Bahnen schwimmt und noch bei seinen Eltern wohnt. Einstein ist noch nicht »Einstein«, Kafka noch nicht »Kafka«. Und doch nimmt alles hier seinen unglaublichen Anfang.

Klappentext

Ein Skelett spricht

Zu Beginn von Einstein in Kafkaland begrüßt mich ein Skelett. Aber nicht irgendeins, sondern das Skelett, das die astronomische Uhr am Prager Rathaus ziert. (Das macht es natürlich nicht weniger skurril). Es sieht und hört alles und erzählt von der Begegnung eines „frustrierten Patentprüfers“ und eines „ehrgeizigen jungen Versicherungsfachmanns“ – sprich: Albert Einstein und Franz Kafka.

Mit viel Witz und einigen Referenzen an Alice im Wunderland erzählt Ken Krimstein, Cartoonist bei „The New Yorker“, von einer kurzen Zeitspanne, in der sich Einstein und Kafka gemeinsam in Prag aufgehalten haben. Dass Kafka bei einem Vortrag Einsteins dabei war, ist belegt. Krimstein nimmt das als Ausgangspunkt für eine besondere Freundschaft.

Reale Ereignisse und Personen vermischen sich mit Szenen, die sich mehr im Fantastischen bewegen und großen Spaß machen. Ganz nebenbei erfahre ich auch einiges über die Entwicklung der Relativitätstheorie. Die Graphic Novel verbindet somit auf perfekte Art Wissen und Unterhaltung. Alleine die Bilder von Kafka, der mal als „Grinsekatze“ und mal als Mond auftaucht. Herrlich.

Einstein, Kafka und weitere Persönlichkeiten

Apropos bekannte Personen. Einstein in Kafkaland bietet davon jede Menge. So treffe ich z. B. auf den „rasenden Reporter“ Egon Erwin Kisch, die Physikerin Mileva Maric (Einsteins Frau) oder Max Brod, der wie Krimstein in den „Endnoten“ erklärt, ein deutschsprachiger Prager Schriftsteller war, heute aber vor allem als „Kafkas bester Freund“ bekannt ist. Die Physiker Paul Ehrenfest und Max Abraham treten auf und auch einige Überraschungsgäste. Hier ist einiges los und ihr solltet auf jeden Fall die Augen aufhalten, denn manchmal liegt der Kafka im Detail.

Detailreiche Illustrationen

Bei einer Graphic Novel müssen natürlich in erster Linie die Illustrationen überzeugen, da sie die Geschichte im besten Fall auf kraftvolle Weise unterstreichen sollen – und das tun sie in Einstein in Kafkaland zu 100%. Es lohnt sich, genauer hinzusehen, da uns Ken Krimstein nicht nur mit einem genialen Zeichenstil erfreut, sondern auch mit vielen Details, die sich manchmal auch erst beim zweiten Hinsehen erschließen. Ich bin in Sachen Graphic Novels nicht wirklich bewandert, aber ich kann natürlich sagen, wann mich etwas anspricht – und das ist hier absolut der Fall. Das Lesen und Schauen wurde zu einem großen Genuss.

Mehr im Anhang

Nach dem Ende der Graphic Novel ist noch lange nicht Schluss, denn im Anhang gibt Ken Krimstein auf sechs Seiten noch Tipps „zum Weiterlesen, Weiterhören und Weiterschauen“. Das Buch hat mir auf jeden Fall Lust gemacht, mehr über Einstein und Kafka zu lesen.

Reale Personen und Alice im Wunderland

Für die Graphic Novel hat Ken Krimstein akribisch in Briefen, Tagebüchern, Zeitungsartikeln und Reden recherchiert. Die Handlung spielt in den Monaten zwischen dem 1. April 1911 und dem 25. Juli 1912 und die dargestellten Personen und Ereignisse sind real. Ken Krimstein fügt allerdings hinzu:

Was die nicht realen Personen und Ereignisse angeht, die an die Abenteuer einer gewissen Alice im Wunderland erinnern: tja, wer weiß?

Seite

Ich hoffe, ihr habt jetzt sofort große Lust bekommen, zu dieser tollen Graphic Novel zu greifen. Ihr werdet es nicht bereuen – auch, wenn ihr mit Physik nichts am Hut habt.

Extra-Tipp

Eine tolle Veranstaltung zur Veröffentlichung dieser Graphic Novel mit dem Titel „Why Graphic Narratives (Comics) Are No Joke“ findet ihr übrigens auf der Seite der The American Academy in Berlin. Ken Krimstein zuzuhören hat mir – obwohl der Titel etwas anderes vermuten lässt – großen Spaß bereitet.

Fazit

Einstein in Kafkaland ist eine Mischung aus Biografie und Alice im Wunderland. Mit Witz und Wissen erzählt Ken Krimstein von der Begegnung zwischen Albert Einstein und Franz Kafka in Prag. Die detaillierten, abwechslungsreichen Illustrationen unterstreichen die Geschichte und machen die Graphic Novel zu einem Leseereignis. Ich bin begeistert.


Einstein in Kafkaland (OT: Einstein in Kafkaland: How Albert Fell Down the Rabbit Hole and Came Up With the Universe)
von Ken Krimstein.

Am 18.03.2025 im Kjona Verlag erschienen.
Übersetzt aus dem Englischen von Nadine Püschel.
ISBN: 978-3-7558-0028-6 / 224 Seiten

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