Werbung: Herzlichen Dank an den Eichborn Verlag für das Rezensionsexemplar.
Die Frau, die Weihnachten nicht mochte (OT: La Fille qui n’aimait pas Noël) von Zoe Brisby.
Am 27.09.2024 im Eichborn Verlag erschienen.
Übersetzt von Monika Buchgeister.
ISBN: 978-3-8479-0185-3 / 366 Seiten
Im letzten Jahr hat mich Zoe Brisby mit dem Roadtrip-Roman Reise mit zwei Unbekannten sehr gut unterhalten und berührt. Deshalb war ich sehr gespannt, ob mich die Autorin mit ihrem neuen Roman Die Frau, die Weihnachten nicht mochte ebenfalls begeistern kann.
Die Frau, die Weihnachten nicht mochte – worum geht es?
Ben arbeitet für ein renommiertes Verlagshaus, ist dort aber nur „der Typ für die Ablehnungsschreiben“. Sein Traum ist es, Lektor zu werden. Als er in dem Stapel mit den abgelehnten Manuskripten einen herzerwärmenden Roman findet, ist er Feuer und Flamme. Nach einem Deal mit seiner Vorgesetzten darf er den Autoren aufsuchen, um ihn zu einem Vertragsabschluss zu überreden. Doch dieser stellt eine Bedingung: Ben soll seiner Tochter Laly wieder zur Weihnachtsfreude verhelfen, erst dann bekommt er das Buch.
Ein erpresserischer Weihnachtsmann, seine depressive Tochter im Holzfällerhemd, eine mystisch veranlagte Gastgeberin, ein riesiges Meerschweinchen und nun auch noch ein Hacker der Sonderklasse. Weihnachten versprach in der Tat sehr erholsam zu werden!
Seite 73
Unglaublich witzig
Ich muss es sofort los werden: Dieses Buch ist so köstlich! Ich habe schon auf den ersten Seiten angefangen zu lachen und habe bis zum Schluss nicht mehr damit aufgehört. Zoe Brisby schreibt unglaublich witzig und pointiert. Ihre Dialoge sind großartig und teilweise slapstickartig. Die Autorin hat genau meinen Humor getroffen, ich hatte einfach großen Spaß an diesem Buch.
»Magst du Weihnachtsfilme?« Ich verabscheute Weihnachtsfilme. All diese Schmonzetten, in denen eine einsame Frau die Liebe in den Armen eines Holzfällers im karierten Hemd aus Kentucky findet.
Seite 231
Eigenwillige Figuren
Was mir außerdem großes Vergnügen bereitet hat, war das Aufeinandertreffen der oft skurrilen, dennoch aber liebenswerten (na ja, nicht alle – looking at you, Antoine!) Charaktere. Der Ich-Erzähler Ben ist ein zurückgenommener Typ, der sich nicht gegen seine dreiste Chefin behaupten kann. Als Angestellter eines großen Verlagshauses liebt er das Lesen mehr als alles andere.
Bei der Wahl, ob ich meine Zeit lieber mit Lesen oder mit Heimwerken verbringen wollte, war die Entscheidung schnell getroffen. Ich ließ also das Shampoo links liegen und verließ frierend und mit feuchtem Haar mein Iglu.
Seite 11
Und er ist sich sicher, dass sich in den abgelehnten Manuskripten Meisterwerke verstecken. Eines davon führt ihn in den kleinen Ort Arnac-la-Poste (lt. Fußnote bedeutet das so viel wie „Zock die Post ab“). Hier trifft er nicht nur auf einen schreibenden Weihnachtsmann namens Nicolas (der Dialog zwischen Ben und ihm, wo es eigentlich um den Vertrag geht, Ben aber denkt, dass Nicolas ihm massiv anflirtet, ist einfach genial), sondern auch auf den umtriebigsten Bürgermeister aller Zeiten. Robert Courrier bietet nämlich auch noch einen Limousinenservice an, betreibt einen 4-Serne-Deluxe-Spa, kümmert sich um die Sicherheit bei Extremaufgaben und noch so vieles mehr. Schnell wurde klar, es wird amüsant, wenn Robert auftaucht.
Riesenmeerschweinchen und IT-Nerds
Auch die anderen Dorfbewohner sind toll. Angelica, die Besitzerin des einzigen Hotels in der Gemeinde, ist eine hervorragende Bäckerin (nun, das denkt sie zumindest, aber ihre harten Croissants sorgen für wenig Begeisterung) und hat ein Faible für besondere Haustiere. Wo in anderen Büchern ein süßer Hund oder eine sture Katze durchs Haus tigert, hat Angelica einfach mal ein Cuy (ein riesiges Meerschweinchen) aus Peru mitgebracht. Wie niedlich! Außerdem ist sie ebenfalls begeisterte Leserin – mit einem speziellen Geschmack.
Dann hob sie ihre Lektüre hoch und präsentierte mir den Buchdeckel, sodass ich den Titel ihres Romans lesen konnte: Also sprach Zarathustra. Ich war tief beeindruckt. „Es gibt nichts Besseres als Nietzsche, um den Tag zu beginnen.“
Seite 139
Und ich habe noch gar nicht mit Phineas angefangen. Der IT-Nerd, der im gleichen Verlagshaus wie Ben arbeitet, hat’s nicht so mit Menschen, muss sich aber laut seiner Therapeutin sozial mehr einbringen – dafür sucht er sich Ben aus, der ihn anfangs sehr skeptisch betrachtet, denn: „Es gibt nichts Dubioseres als die IT-Abteilung. Man weiß nie, was genau sie dort treiben.“ (Zitat Seite 69)
Ihr seht, ich liebe die Figuren! Ich wollte sofort in dieses postabzockende Dörfchen fahren und mit den Bewohnern weihnachtliche Dinge machen.
Weihnachtliche Gefühle
Die Frau, die Weihnachten nicht mochte ist trotz seines Titels ein perfektes Buch für die Winterzeit, denn das kleine Dorf hat sich mit Leib und Seele der Weihnachtszeit verschrieben. Um Laly wieder Freude an dieser schönsten aller Jahreszeiten zu vermitteln, nimmt Ben gemeinsam mit ihr an einem Weihnachtsmarathon teil. Schon die Idee war toll, würde in anderen Romanen aber sicher zu sehr vielen kitschigen Momenten führen. Natürlich wird es auch bei Zoe Brisby ab und zu leicht süßlich, aber der Autorin gelingt es sehr gut, die romantischen Szenen mit genügend Humor zu würzen.
So musste das Glück aussehen, da war ich ganz sicher: Während eines Unwetters in einer behelfsmäßigen Hütte feststecken und sich nur mit einer Unterhose bekleidet von der Tochter des Weihnachtsmannes sanft wiegen lassen.
Seite 269
Ich bin durchweg begeistert von der Frau, die Weihnachten nicht mochte und empfehle es allen, die gerne etwas Weihnachtliches lesen möchten, aber nicht auf Schmonzetten zurückgreifen wollen.
Ein überraschendes Wiedersehen
Ein weiteres Highlight (und der Roman ist als Ganzes schon ein Highlight) war für mich das Wiedersehen mit Maxine aus Reise mit zwei Unbekannten. Wer das Buch auch gelesen hat, wird sich freuen. Eine bezaubernde und witzige Begegnung. Aber keine Angst: Es ist nicht nötig, Reise mit zwei Unbekannten vorab zu lesen, diese Szene ist lediglich die Sahne auf dem Weihnachtskuchen.
Fazit
Die Frau, die Weihnachten nicht mochte ist ein äußerst amüsanter Weihnachtsroman mit herrlich eigenwilligen Figuren, teils slapstickartigen Dialogen und dem richtigen Maß an Kitsch. Ich hatte großen Spaß und empfehle Zoe Brisbys großartigen Roman allen, die ihre Weihnachtsromane lieber witzig als süßlich wollen.
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4 Kommentare
Ich lese nie saisonal, aber ich glaube, in diesem Jahr werde ich dieses Buch fest einplanen. Klingt wirklich witzig. Ich überlege allerdings ernsthaft, das andere davor zu lesen, weil: wieso sollte man sich „die Sahne auf dem Weihnachtskuchen“ entgehen lassen, bitte sehr?! :)
Ha! 😅 Da sagst du was! Ich weiß immer nicht, wie toll sowas für andere ist. Ich habe da echt ein Faible für, wenn Charaktere aus früheren Büchern wieder (kurz) auftauchen. Es ist für die Geschichte nicht so wichtig, aber einfach total schön. ☺️
Also ich finde das auch cool und freue mich über derartige Wiedersehen. :)
Sehr schön. 😊 Ich habe mir das auch schon für meine Bücher 🤭 notiert und lasse eine Figur aus meiner Kurzgeschichte in dem Roman auftauchen, den ich gerade schreibe. Ich mag das auch sehr.