Werbung: Herzlichen Dank an cbj Jugendbücher für das Rezensionsexemplar.
Ehrlich gesagt musste ich gar nicht lange überlegen, als ich „Alchemy of Secrets“ sah – dieses Buch musste gelesen werden. Seit der „Caraval“-Reihe bin ich nämlich ein großer Fan von Stephanie Garbers Geschichten. Ob mir ihr neuer Roman auch abholen konnte? Das lest ihr in meiner Rezension.
Schattenreiches Hollywood
Stephanie Garber entführt uns diesmal nach Los Angeles – allerdings in eine Version voller Schatten, Legenden und verborgener Wahrheiten. Im Mittelpunkt steht Holland St. James, Studentin und Teilnehmerin des geheimnisvollen Kurses „Folklore 517: Lokale Legenden und urbane Mythen“, geleitet von einer Frau, die alle nur „die Professorin“ nennen.
Was für die meisten Studierenden nach hübschen Schauergeschichten klingt, ist für Holland (aus sehr persönlichen Aspekten) bitterer Ernst. Sie ist fest entschlossen zu beweisen, dass einige mysteriöse Todesfälle des alten Hollywoods keine Zufälle waren – sondern Morde. Und dass der Teufel dabei eine größere Rolle spielt, als irgendwem lieb sein kann.
Was folgt, ist eine rasante, rätselhafte Suche quer durch Los Angeles: von alten Filmkulissen über zwielichtige Orte bis hin zu Begegnungen, bei denen man nie genau wusste, ob man gerade einem Verbündeten oder einem Feind gegenübersteht. Garber verwebt dabei Filmgeschichte, alte Magie und urbane Mythen zu einer Welt, die sich unglaublich lebendig und atmosphärisch anfühlt – düster, manchmal fast märchenhaft, aber immer mit einem modernen, urbanen Ton.
Es gab Orte, die nach Magie aussahen, und Orte, die sich nach Magie anfühlten, doch das Royal war Magie. Holland konnte es von den Fingerspitzen bis in die Zehen fühlen. Dies war große Magie. Kaninchenlochmagie. Auf-der-anderen-Seite-des-Wandschranks-Magie.
Seite 254
Magie, Mythen und Illusionen
Besonders begeistert hat mich die magisch-düstere Atmosphäre und das originelle Setting. Hollywood ist ein Ort der Illusionen, Lügen und Sehnsüchte (also wie im wahren Leben auch…) – perfekt für eine Geschichte, in der Wahrheit und Täuschung ständig ineinander übergehen. Großartig ist dabei, wie Stephanie Garbers Fantasie immer wieder durchscheint. Das Hotel Royal etwa hat mich stellenweise an „Caraval“ erinnert.
Der Schreibstil ist flüssig, mitreißend und voller überraschender Wendungen. Ich hatte beim Lesen ständig dieses Gefühl von Noch ein Kapitel. Und noch eins. Na gut, vielleicht doch noch eins. Und genau das spricht doch für eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt.
Dazu trägt auch der großartige Kniff mit den Einschüben aus dem Kurs der Professorin bei. Diese wirken wie kleine Puzzlestücke, verstärken das Rätselhafte und sorgen dafür, dass man als Leser ständig miträtselt. Vor allem, weil man direkt angesprochen wird: Wem kann ich trauen? Was ist Mythos, was Realität? Und will ich die Wahrheit überhaupt wissen?
Mehr Spannung als Romance
Bei Romantasy bin ich meist etwas vorsichtig. Umso positiver überrascht war ich, dass es in „Alchemy of Secrets“ kein klassisches Love Interest gibt. Stattdessen spielen mehrere Personen eine wichtige Rolle – emotional, moralisch, schicksalhaft –, ohne dass der Roman sich in einer dominanten Liebesgeschichte verliert.
Die romantische Spannung ist da – ein wenig gefährlich und ein wenig unheilvoll – bleibt aber angenehm im Hintergrund und lässt Raum für Handlung, Geheimnisse und Magie.
Über Jake „hatte Holland gedacht, dass er auf einfach perfekte Art süß war. Eher Clark Kent als Superman, mit genau der Art von dunklem Brillengestell, die schon immer Hollands ganz persönliches Kryptonit gewesen war.“
Seite 12
Düster, gefährlich – und überraschend blutig
Ebenfalls überraschend sind die dunkleren, teilweise brutalen und blutigen Momente. Das kommt unerwartet, passt aber hervorragend zur Geschichte. Es verstärkt das unheimliche Gefühl, das durch Hollands prophezeiten Tod ohnehin ständig präsent ist. Natürlich bleibt die Brutalität insgesamt moderat – „Alchemy of Secrets“ ist kein harter Thriller –, aber gerade diese dunkleren Spitzen geben der Geschichte zusätzliche Tiefe.
Der Plot entfaltet sich nach und nach und das passt hier auch ganz wunderbar. Die Spannung steigt kontinuierlich, getragen von der ständigen Frage, wer eigentlich welche Motive verfolgt. Besonders die beiden Männer, denen Holland auf ihrer Reise begegnet, bewegen sich in moralischen Grauzonen und machen es nahezu unmöglich, klare Linien zwischen Gut und Böse zu ziehen.

Ein toller Auftakt
Am Ende bleiben einige Fragen offen – ganz eindeutig mit Blick auf eine Fortsetzung: „Alchemy of Secrets“ ist der Auftakt einer neuen Reihe, und ich kann nur sagen: Da bin ich sofort dabei.
Abgerundet wird das Ganze übrigens durch eine wunderschöne Buchgestaltung: großartige Farben, ein toller Farbschnitt – innen wie außen ein absoluter Hingucker.
Fazit
„Alchemy of Secrets“ ist ein atmosphärischer, spannender und oft auch überraschend düsterer Auftakt. Stephanie Garber gelingt eine gekonnte Mischung aus dunklen Märchenelementen, Mythologie und bewusst dosierter Romantik. Ein Roman voller Rätsel, Illusionen und alter Magie, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat – und definitiv Lust auf mehr macht.
Alchemy of Secrets von Stephanie Garber.
Am 08.10.2025 bei cbj Jugendbücher erschienen.
Übersetzt aus dem Englischen von Diana Bürgel.
ISBN: 978-3-570-16774-8 / 448 Seiten
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