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„Die Briefeschreiberin“ von Virginia Evans

von Marie
Beitragsbild zur Rezension von Die Briefeschreiberin von Virginia Evans

Werbung: Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar und die wunderschöne Bloggerbox.

Ich bin ein großer Fan von Briefromanen. Als ich „Die Briefeschreiberin“ von Virginia Evans entdeckte, war klar, dass ich das Buch lesen muss. Es hat mich absolut begeistert – und wann, wenn nicht bei diesem Buch, bietet sich eine Rezension in Briefform an.

Ein Brief an Sybil van Antwerp

Liebe Sybil,

beim Lesen deiner Briefe habe ich nicht nur deine Geschichte kennengelernt, sondern auch das Gefühl gehabt, selbst eine Art Korrespondenz mit dir zu führen. Denn jede deiner Zeilen war mehr als Papier und Tinte: Sie waren gelebtes Leben, manchmal schwer, manchmal federleicht, oft widersprüchlich, immer echt und sehr nahe.

Im Leben hört man immer wieder den Satz: »Das geht vorüber.« Als wäre alles nur eine Jahreszeit.

Seite 45

Die Kunst, sich mitzuteilen

Du schreibst an Freunde, Familie, Nachbarn, Autoren – an Menschen, die dir nahestehen, und an solche, die es nicht tun, aber dennoch deine Aufmerksamkeit erlangen. Diese Mischung macht dich nahbar und facettenreich: Man lernt dich nicht so sehr durch Taten oder Gespräche kennen, sondern viel mehr durch deine Sprache. Und was für eine Sprache das ist! In deinen Briefen bist du humorvoll und bissig, ruppig und herzlich, reflektiert und verletzlich. Und je länger ich von dir las, desto klarer wurde: Worte sind dein Schutzschild, sie sind aber auch deine Brücke.

Nähe trotz Distanz

Was mich bewegt hat: Obwohl du durch die Art der Kommunikation die Menschen auch immer ein Stück weit auf Abstand gehalten hast, wirkst du mir als Leserin sehr nahe. Dein Leben entfaltet sich Stück für Stück vor meinen Augen – Adoption, Karriere, Ehe, Mutterschaft, Freundschaften, Schicksalsschläge und Neuanfänge. Kein Kapitel deines Daseins bleibt ausgespart, und doch: Nie verliert sich das Buch in Sentimentalität. Es bleibt echt.

Ist es nicht einfach unfassbar, wie viel Mühe das Leben auf die Dauer macht? Davor hat mich keiner gewarnt. Ich wünschte mir, es hätte früher mal jemand zu mir gesagt: „Sybil, es werden immer wieder Schlangen vom Grund des Meeres aufsteigen, um dich zu beißen.“

Seite 341

Gerade diese Echtheit hat mir so manches Mal Tränen in die Augen getrieben. Manche deiner Briefe sind voller Humor und lassen mich schmunzeln, andere gehen so tief, dass sie nachhallen wie ein Echo. Und immer schwingt darin das große Geheimnis mit, das dein Leben geprägt hat. Denn zwischen all den Briefen, die du abschickst, gibt es da noch jene geheimnisvollen Briefe, die du nie versendet hast. Erst am Ende erkennst du, dass du auch diesen Teil deines Lebens an dich heranlassen musst.

Liebe Sybil, ich danke dir für diese wunderbaren Briefe. Sie haben mich bewegt und zum Nachdenken gebracht.

Das geschriebene Wort als Rettungsanker

Aus meinem Brief an Sybil geht ja schon hervor, wie tief mich dieser Briefroman berührt hat. Denn was „Die Briefeschreiberin“ so besonders macht, ist eben seine Form: Briefe, manchmal auch E-Mails, tragen die Handlung. Am Ende fügt sich alles zu einem poetischen und dennoch sehr klaren Lebensbild einer wunderbaren Frau zusammen.

Schreiben ist Liebe

Virginia Evans hat mit Sybil einen Charakter erschaffen, den man nicht so schnell vergisst. Sie ist kratzbürstig und verletzlich, stolz und zärtlich – und gerade diese Gegensätze machen sie so wahrhaftig. Am Ende des Buches, als die Autorin ihrem Mann das Werk widmet, musste ich ein letztes Mal schlucken. Denn auch hier wurde klar: Schreiben ist Liebe.

Fazit

„Die Briefeschreiberin“ ist ein zauberhaftes, tiefgründiges Debüt voller Humor und Wärme, aber auch voller Schmerz und einigen bissigen Kommentaren. Es ist ein Briefroman, der ein ganzes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen umspannt, aber vor allem ist es eine Geschichte über die Kraft der Sprache. Ein Buch, das dazu inspiriert, wieder selbst zu Stift und Papier zu greifen und Menschen, die einem nahestehen, Briefe zu schreiben.


Die Briefeschreiberin (OT: The Correspondent)
von Virginia Evans.

Am 27.08.2025 im Goldmann Verlag erschienen.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Regina Rawlinson.
ISBN: 978-3-442-31784-4 / 384 Seiten

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