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„Wer ist Edward Moon?“ von Sarah Crossan

von Marie
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Rezension zu Wer ist Edward Moon von Sarah Crossan

Wer ist Edward Moon? (OT: Moonrise) von Sarah Crossan.
Am 09.10.2019 bei mixtvision erschienen.
Aus dem Englischen übersetzt von Cordula Setsman.
ISBN: 978-3-95854-140-5 / 400 Seiten

Es gibt Bücher, die mich auch lange nachdem ich das Buch beendet habe, nicht loslassen. Wer ist Edward Moon? ist eines dieser Bücher. Es hat mich zutiefst bewegt, mir mehr als nur eine Träne geraubt und am Ende erschüttert zurückgelassen. Sarah Crossans Jugendbuch ist das erste Buch, das ich 2021 gelesen habe und es ist bereits jetzt ein Jahreshighlight.

Ein Bruder in der Todeszelle

Wer ist Edward Moon? erzählt von dem siebzehnjährigen Joe, der seinen Bruder Edward seit zehn Jahren nicht gesehen hat. So lange sitzt der wegen Mordes verurteilte Ed bereits in der Todeszelle. Als Eds Hinrichtungsdatum festgelegt wird, reist Joe nach Texas, um seinem Bruder in den letzten Wochen nahe zu sein.

Vergangenheit und Gegenwart

Die Geschichte wechselt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. In der Gegenwart befindet sich der Leser bei Joe, der sich für die Wochen bis zum Hinrichtungstermin in Texas niedergelassen hat. Er sucht sich eine Wohnung und einen Job. Ganz auf sich gestellt besucht der 17jährige jeden Tag seinen Bruder im Todestrakt. Die psychische Belastung ist spürbar und immer wieder fragt er sich: Hat mein Bruder einen Mord begangen?

Ed beteuert von Anfang an seine Unschuld, doch nur langsam enthüllt Sarah Crossan in Rückblicken, was wirklich geschehen ist. Sie zeigt, wie das Todesurteil nicht nur Eds Leben zerstört, sondern auch das seiner Familie. Eine Familie, die schon vor dem Ereignis vor dem Kollaps stand. Die Mutter treibt sich lieber in Bars und mit fremden Männern rum, als für ihre drei Kinder zu sorgen. Ihre Schwester übernimmt nach Eds Verhaftung die Verantwortung, die Mutter flüchtet aus dem Haus – und kommt nie wieder. Joe bleibt mit seiner älteren Schwester zurück. Über Ed darf nicht mehr gesprochen werden.

Herzzerreißend

Die Gegenwart ist herzzerreißend. Anders kann ich es nicht sagen. Immer wieder flammt Hoffnung auf, wenn Eds neuer Anwalt um die Wiederaufnahme des Verfahrens kämpft und sich für Ed stark macht. Letztlich ist jegliche Anstrengung umsonst. Mehr als einmal musste ich das Buch zur Seite legen, weil mir Tränen die Sicht nahmen. Wer ist Edward Moon? zerreißt einem wahrlich das Herz.

Es ist die Hoffnung, die dich umbringt.

Seite 293

Sozialkritik

Ed wartet vergebens auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens, auf einen Anruf des Gouverneurs, auf „Etwas“. Ed gehört der Unterschicht an, er hat kein Geld, keine Ausbildung. Niemand interessiert sich für ihn. Joe stellt irgendwann fest, dass es besser ist, als reicher Mann vor Gericht zu stehen denn als armer. Sarah Crossan versteht es sehr gut, sozialkritische und politische Themen einzubauen, ohne aber den Zeigefinger zu erheben. Ihr Buch regt zum Nachdenken an.

Eine Hinrichtung kostet um die 4 Million Dollar. Das ist achtmal mehr als jemanden lebenslang einzusperren. Nicht dass das irgendwen interessiert: Ein Menschenleben auszulöschen ist jeden Cent wert.

Seite 139

Ein besonderes Stilmittel

Sarah Crossan hat für ihr Buch, in dem es um das emotionale Thema Todesstrafe geht, ein besonderes Stilmittel gewählt. Wer ist Edward Moon? ist in Versform geschrieben und ich muss zugeben, dass ich beim Aufschlagen des Buches erst einmal dachte „oh nein“. Allerdings habe ich mich bereits nach wenigen Seiten so gut in das Buch eingelesen, dass mir die eigenwillige Form gar nicht mehr (negativ) aufgefallen ist. Im Gegenteil! Durch dieses Stilmittel wird die Geschichte, deren Kapitel manchmal auch nur aus wenigen Sätzen bestehen, noch eindringlicher, da sie oft aufs Wesentliche reduziert ist.

Sie haben Ed nach Erwachsenenstrafrecht angeklagt, ihn eingesperrt und zum Tode verurteilt, drei Jahre bevor ihn irgendjemand für alt genug hielt, ein Bier in einer Bar zu bestellen.

Seite 188, Kapitel „Mündig“

Wer ist Edward Moon? wurde im Jahr 2020 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Preis der Jugendjury ausgezeichnet. Zu recht! Es ist ein wichtiges Buch. Bitte lest es alle.

Fazit

Wer ist Edward Moon? ist eine bewegende Geschichte, die mich bis zur letzten Seite gefesselt und mich zu Tränen gerührt hat. Ein Buch, das nicht mehr loslässt. Ein Jahreshighlight.

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