Als ich Greenlights in meinem örtlichen Buchladen abhole, ist die Buchhändlerin ganz begeistert. „Ich wusste gar nicht, dass er ein Buch geschrieben hat. Das Buch lege ich mir auch gleich zur Seite“. „Er“ ist der Schauspieler Matthew McConaughey und ja, „er“ hat ein Buch geschrieben. Greenlights – oder die Kunst, bergab zu rennen ist ein Rückblick auf die bisherigen 50 Jahre seines Lebens, erste Memoiren.
Ein Liebesbrief an das Leben
Matthew McConaughey nennt Greenlights anders. Für ihn ist das Buch „ein Liebesbrief an das Leben“. Dieser Ausdruck ist sehr passend, da McConaughey detaillierte Einblicke in seinen Werdegang, sein Aufwachsen im ländlichen Texas, die Schauspielerei und die Familie gibt und dabei zeigt, wie gut es das Leben mit ihm gemeint hat.
Ich habe einige Beweise dafür, dass sich die Welt verschworen hat, um mich glücklich zu machen. Ich bin im Leben immer mit mehr davongekommen als in meinen Träumen.
Greenlights, Seite 18
In kleinen Episoden blickt der Schauspieler auf sein bisheriges Leben zurück. Dabei erzählt er sehr leicht von schweren Themen, von der komplizierten Verbindung seiner Eltern, die sich mehrfach trennen und wieder zusammenfinden, und von „Männlichkeitsritualen“, bei denen der Vater sich mit seinen Söhnen prügelt.
Ehrlich und sehr direkt
Matthew McConaughey nimmt kein Blatt vor den Mund und plaudert mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit aus dem Nähkästchen. Da berichtet er, dass ihn feuchte Träume zu Reisen verleitet haben oder beschreibt die berühmt-berüchtigte „Nackt-Trommelei“, von der man wohl auch gehört hat, wenn man kein Fan des Schauspielers ist.
Die Ehrlichkeit ist das Besondere an Greenlights. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass Matthew McConaughey nur irgendetwas erzählt, damit es sich toll oder besonders anhört. Alles klingt authentisch.
Einblicke in die Filmwelt
Natürlich mag ich Matthew McConaughey, sonst hätte ich mir sein Buch wohl nicht gleich am Erscheinungstag gekauft. Bereits in seinen romantischen Komödien war ich von ihm begeistert. Um so schöner finde ich es, wie sympathisch er über seine Filme spricht. Wie er ihnen Wertschätzung entgegenbringt und er auch die romantischen Komödien, die von vielen belächelt werden, nicht unerwähnt lässt, im Gegenteil sogar stolz auf sie ist.
Diese Filme sind darauf angelegt, leicht, aber nicht leichtgewichtig zu sein, sie sollen Heiterkeit versprühen, und ich fand Freude daran, von einer Wolke zur anderen zu hüpfen, wie man es tun muss, um diese Art von Film am Schweben zu halten.
Greenlights, Seite 192
Matthew McConaughey erzählt auch von den Filmen, die nach den romantischen Komödien kommen. Wie er beispielsweise unbedingt Dallas Buyers Club drehen will und dies trotz aller Widrigkeiten wie Geldmangel auch schafft.
Selbsthilfe eines Schauspielers
Matthew McConaughey erzählt am Anfang, dass er gern Prediger geworden wäre – und dies durchaus noch eine Option für spätere Tage ist. Dass er gerne predigt, merkt man Greenlights ab und zu auch an. Dann erinnern einige Sätze an Kalendersprüche.
Eine enttäuschte Erwartung schmerzt mehr als eine enttäuschte Hoffnung, während uns eine erfüllte Hoffnung glücklicher macht als eine erfüllte Erwartung. Die Hoffnung hat eine höhere Glücksrendite und eine niedrige Enttäuschungslastschrift, sie ist nur nicht so gut messbar.
Greenlights, Seite 33
Wirklich störend ist es aber nicht und Punkte, die nicht so gut gefallen, werden dadurch wettgemacht, dass Greenlights ein sehr gutes Buch und dazu ein sehr gut geschriebenes ist.
Matthew McConaughey weiß mit Worten umzugehen und überrascht mit Selbstreflexion und Authentizität. Er hat Humor, viel Selbstbewusstein, aber keine Arroganz. Wer sich reinhängt, kann es schaffen, so sein Motto. Und sein bisheriges Leben gibt ihm recht.
Fazit
Greenlights – oder die Kunst, bergab zu rennen ist ein sehr gutes Buch, das spannende Einblicke in Matthew McConaugheys Werdegang, seine Familie und die Filmwelt bietet. Lesenswert, nicht nur für Fans des Schauspielers.
Greenlights – oder die Kunst, bergab zu rennen (OT: Greenlights) von Matthew McConaughey.
Am 25.03.2021 im Ullstein Verlag erschienen.
Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner.
ISBN: 9783550201707 / 304 Seiten