„Anständige Leute“ von Leonardo Padura

Werbung: Herzlichen Dank an den Unionsverlag für das Rezensionsexemplar.

Vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, mehr Bücher aus Ländern zu lesen, die sonst nicht auf meiner Leseliste stehen. Auf der Suche nach entsprechenden Büchern bin ich auf Anständige Leute von Leonardo Padura gestoßen – ein Krimi, der auf Kuba spielt. Ich war sehr gespannt, was mich erwartet.

Anständige Leute – worum geht es?

Havanna befindet sich im Ausnahmezustand. Nicht nur steht ein Besuch von Präsident Obama an, auch ein Rolling-Stones-Konzert soll stattfinden. Mitten drin bekommt es der ehemalige Polizist Mario Conde mit einem Fall zu tun, mit dem er eigentlich nichts zu tun haben will. Ein berüchtigter Kunst-Zensor, der viele Leben zerstört hat, wurde auf bizarre Art ermordet. Doch auch die Vergangenheit mischt mit und Conde erinnert sich an einen Mord aus den 1909er Jahren. Was verbindet diese Fälle?

Viel mehr als ein Krimi

Anständige Leute hat mich positiv überrascht. Als Krimi bezeichnet bietet Leonardo Paduras Roman so viel mehr, nämlich ein eindringliches Porträt von Kuba. Mit einer prägnanten, eindringlichen Sprache und lebendigen Beschreibungen zeigt mir der Autor ein vielfältiges Kuba, das ich bisher nicht kannte. Er führt mich in eine komplexe Gesellschaft, lässt mich tief hineintauchen in Politik, Geschichte und Kultur.

Begeistert war ich davon, wie der aus Havanna stammende Padura die kubanische Gesellschaft darstellt und mir nahe bringt. Er macht deutlich, welchen Herausforderungen sich die Menschen in diesem sozialistischen Staat stellen müssen, wie viele in Armut leben und wie die sozialen Umstände das Leben der Menschen beeinflussen. Korruption, Klüngelei, unlautere Absichten – das gehört zum Alltag. Der bisweilen melancholische Ton verwundert deshalb nicht. Die Morde sind sehr blutig und detailliert geschildert, weshalb ich ab und zu ein paar Sätze überspringen musste.

Düster, aber mit Humor

Das mag jetzt alles sehr düster klingen, doch immer wieder musste ich auch schmunzeln. Padura hat einen tollen Stil, wechselt von Trostlosigkeit zu teilweise bissigem Humor. Conde hat immer wieder einen lockeren Spruch auf den Lippen und auch die Menschen, auf die er trifft, sind nicht auf den Mund gefallen.

Bei diesen anständigen Leuten muss man am Ball bleiben. Viele Namen tauchen in den oft langen Sätzen auf, zudem springt die Geschichte immer wieder zu einem Fall aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, wobei nicht immer ganz klar ist, wer gerade spricht. Dazu kommt, dass Mario Conde ein Mann ist, der gerne vor sich hin grübelt. Er denkt an seine Frau, die ihre Familie in Italien besuchen will und fragt sich, ob sie zu ihm zurückkommt (nicht, weil sie ihn nicht liebt, sondern weil sie es geschafft hat, von Kuba wegzukommen), denkt an das heutige und vergangene Kuba und natürlich auch an die grausamen Morde – und an Napoleons bestes Stück (ja, auch das ist Thema.).

Eine wunderbare Entdeckung

Leonardo Padura gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern seines Landes. Ich kannte ihn vorher nicht, doch Anständige Leute hat mich davon überzeugt, dass ich mehr von diesem Autor lesen muss. Denn gerade die Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman hat mir sehr gefallen. Padura hat ein wirklich großartiges und eindringliches Porträt seiner Heimat geschrieben und einen spannenden Fall beigemischt. Ein Roman, der ganz sicher nicht nur Krimi-Fans begeistern wird.

Fazit

Anständige Leute ist ein packender Krimi, der zudem einen spannender Blick in die kubanische Gesellschaft bietet. Leonardo Padura ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der mit diesem Roman nicht nur Krimi-Fans ansprechen wird. Empfehlenswert!