Im Februar 2021 habe ich Anja Baumheiers Roman Die Erfindung der Sprache gelesen. Die wunderbare Familiengeschichte hat mich durchgehend gefesselt. In ihrem neuen Roman Die Buchverliebten geht es um „den Zauber des Lesens“. Doch mein erster Gedanke zum Buch war „ich spiele die Hauptrolle“. Mein vollständiger Name lautet nämlich Gesa-Marie. Es war das erste Mal, dass ich es in einem Buch mit einer Gesa zu tun hatte. Und dann heißt es im ersten Satz auch gleich: „Gesa und die Liebe, das passte nicht zusammen“. Na gut, mal sehen, was „mich“ erwartet.
Die Buchverliebten – worum geht es?
Es geht um Gesa (hihi), deren große Liebe Onni vor zwanzig Jahren starb und dessen Tod sie mit einem Bücher-Trauma zurückgelassen hat. Sie arbeitet bei einer Versicherung, wo sie Buch-Versicherungen verkauft – was angesichts ihres Traumas keine gute Idee ist. Als ihr Chef ihr mitteilt, dass ihr Platz eingespart werden muss, wenn sie nicht deutlich mehr Versicherungen verkaufen kann, muss sich Gesa etwas überlegen. Ob der Buchhändler Ove ihr helfen kann?
Zwei Menschen – zwei Schicksale
Anja Baumheier erzählt von zwei Menschen, die beide schwere Schicksalsschläge verarbeiten mussten. Wie es dazu kam, wird nach und nach in Rückblicken erzählt. In der Gegenwart sind Gesa und Ove um die 60 Jahre alt und haben sich in ihrem Leben so gut wie möglich eingerichtet. Die Liebe spielt eigentlich keine Rolle mehr für sie – bis sie sich zufällig begegnen. Eine zarte Annäherung beginnt, die sich angesichts Gesas Buchphobie und Oves Beruf natürlich etwas schwierig gestaltet.
Ein Buch für uns Buchverliebte
Das Buch ist ein wahres Wohlfühlbuch für uns, die wir Bücher lieben und nicht ohne sie sein wollen. Wer kennt z.B. nicht die Angst, in den Urlaub zu fahren und zu wenige Bücher im Gepäck zu haben. ;-)
Wenn Gesa verreiste, dann nie ohne Lektüre. Bereits beim Packen wusste sie, dass sie viel zu viele Bücher in ihren Koffer stopfte. Aber die Vorstellung, ihr könnte unterwegs der Lesestoff ausgehen, war für sie unerträglich.
Seite 9
Immer wieder wird auf bekannte Romane Bezug genommen. Toll, dass dabei nicht nur die „hohe Literatur“ berücksichtigt wird. Nein, der Lesegeschmack in der Geschichte ist breit gefächert und so tummelt sich Kafka neben Bridget Jones, und auch Sebastian Fitzek bekommt sein Fett weg.
Gespräche mit Freunden
Die Charaktere sind alle sehr liebevoll gezeichnet und ich habe mich oft so gefühlt, als sitze ich mit Freunden zusammen und lausche deren Geschichten. Es gibt Buchtipps, literarisches Gebäck und Buchhändler Ove unterhält mit Zitaten.
Gestatten. Oevermann. Wer Großes versucht, ist bewundernswert, auch wenn er fällt. Seneca. Kann ich Ihnen helfen?
Seite 28
Ich mochte die Figuren sehr, ihren Zusammenhalt und wie sich später so viele von ihnen in Oves Buchladen zusammenfinden, um … aber das wäre ein Spoiler.
Nur eine Sache konnte ich nicht ganz nachvollziehen: Es wird immer wieder betont, wie verständnisvoll Gesas Chef ist, und doch redet Gesa einfach nicht mit ihm, lügt ihn an, verschweigt ihm Dinge. Das hat für mich nicht ganz zusammen gepasst, schmälert aber auch nicht meinen positiven Eindruck von Die Buchverliebten. Dafür ist die Geschichte einfach zu einnehmend. Dass miteinander reden fast immer hilft, zeigt sich dann später doch noch eindrucksvoll.
Lübeck und Thomas Mann
Dadurch, dass die Geschichte in Lübeck spielt, kommt natürlich auch Thomas Mann nicht zu kurz. Er wird sogar eine entscheidende Rolle spielen. Der Handlungsort Lübeck hat mir sehr gefallen und deshalb waren meine letzten Gedanken zu dem Buch auch: „Was für eine schöne Geschichte“ und „Ich möchte unbedingt nach Lübeck.“
Fazit
Anja Baumheier hat mit Die Buchverliebten eine schöne Geschichte über zwei Menschen geschrieben, deren Leben durchweg von Büchern begleitet wird – in guten wie in schlechten Tagen. Zusätzlich machen viele literarische Referenzen das Buch zu einem großen Vergnügen für Buchverliebte.
Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.
Die Buchverliebten von Anja Baumheier.
Am 13.06.2023 im Kindler Verlag (Rowohlt) erschienen.
ISBN: 978-3-463-00042-8 / 336 Seiten