„Vielleicht die letzte Liebe“ von Rainer Moritz

Werbung: Herzlichen Dank an den Oktopus Verlag für das Rezensionsexemplar.

Vielleicht die letzte Liebe von Rainer Moritz.
Am 20.03.2024 im Oktopus Verlag erschienen.
ISBN: 978 3 311 30060 1 / 192 Seiten

Das minimalistische Cover und der Klappentext von Vielleicht die letzte Liebe von Rainer Moritz haben mich sofort angesprochen. Welche Geschichte der Friedhofsgänger mir wohl erzählen wird?

Vielleicht die letzte Liebe – worum geht es?

Bernard Vautrot hat genug. Von den Krisen der Welt, von Klimawandel und Krieg. Seine Frau ist vor einiger Zeit gestorben, mit seinem Sohn besteht loser Kontakt. Jahrelang hat Bernard einen Weinladen am Montmartre geführt, doch auch die Lust an seinem Beruf ist ihm vergangen. Mit Anfang sechzig will er nicht mehr mitmachen, ohne Groll. Sich klar werden über sein Leben, das möchte er. Bernard verlässt sein altes Viertel und zieht in den Osten von Paris. Nun lebt er direkt am berühmten Friedhof Père-Lachaise. Tag für Tag – manchmal auch in der Nacht – streift er durch den Gräberpark, weist Touristen den Weg zu Oscar Wilde oder Édith Piaf und denkt darüber nach, was es heißt, seine letzte Ruhe zu finden. Bis er Aurélie trifft, eine junge Fotografin, die mit ihrer Kamera den Père-Lachaise erobert und Bernard an seinem Rückzug zweifeln lässt. Vielleicht ist das letzte Wort ja noch nicht gesprochen …

Klappentext

Friedhofswanderungen

In einem leichten Stil erzählt Rainer Moritz von Bernard, der täglich über den Friedhof wandert und dabei – das bringt der Ort wohl so mit sich – über den Tod und die Toten nachdenkt. Er besucht die einfachen Gräber und die pompösen Grabstätten, bringt uns die Toten, die dort ruhen, näher. Jede Menge Anekdoten, spannende und tragische Geschichten legt der Autor seinem Protagonisten in den Mund. Sein Friedhofsspaziergänger Bernard weiß bestens zu unterhalten. Witzig z. B. die Geschichte eines französischen Chemikers namens Angelo Mariani, der im 19. Jahrhundert den historischen Vorläufer von Coca Cola erfand – allerdings war in seinem Getränk ein Extrakt enthalten, das dem Kokain sehr ähnlich war. Das Getränk war sehr beliebt.

Diese kleinen (wahren!) Geschichten haben mir sehr gefallen. Schön, dass Bernard dabei eher bei den unbekannteren Toten bleibt und sich fern von den berühmten Gräbern hält, die von Touristenmassen überschwemmt werden.

Was es den Menschen gibt, andächtig vor der schwarzen, nicht leicht auffindbaren Marmorplatte mit der Aufschrift Marcel Proust zu stehen, das erschließt sich ihm nicht. Als würde der Tod die Erinnerung zementieren, als würde das Grab erst das Ende beglaubigen und auf wenigen Quadratmetern fixieren, was im Leben ein haltloses Flattern war.

Seite 23

Savoir-vivre

Bernard denkt aber auch über seine verstorbene Frau, seinen Sohn und seinen Beruf vor dem Ruhestand nach. Am Ball bleiben muss man, wenn Bernards Gedanken umherspringen. Hier habe ich schon mal Vergangenheit und Gegenwart vermischt. Dem Lesevergnügen tut das jedoch keinen Abbruch und ich bin Bernard sehr gerne über den Friedhof gefolgt.

Auf Colettes Grab gibt es auch einen Hund, einen Mops, wenn er sich nicht täuscht […] Bernard hat nie daran gedacht, sich ein Haustier zu zulegen. Hunde gibt es in Paris genug, Trostspender für die Enttäuschten und Einsamen.

Seite 37

Vielleicht die letzte Liebe liest sich dabei wie ein französischer Film, das Lebensgefühl wird anschaulich vermittelt. Doch neben dem Savoir-vivre kommen auch die dunklen Tage, wie die Anschläge auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo oder den Nachtclub Bataclan, zur Sprache. Mir hat die Mischung aus feiner Komik und Tragik sehr gefallen. Ein schönes, kleines Buch und trotz des Settings nicht düster, sondern hell und dem Leben zugewandt.

Fazit

Vielleicht die letzte Liebe ist eine ruhig erzählte Geschichte über die Toten und Lebenden auf einem französischen Friedhof. Ein trotz des Settings leichtes Buch mit feiner Komik, ein wenig Tragik und französischem Lebensgefühl. Zudem bekommt man auf leichte Weise jede Menge Wissen vermittelt.


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2 Kommentare

Wolfgang Weiland 14. April 2024 - 8:46
danke hierfür, habe noch nichts von ihm gelesen , hole ich nach... lg Wolfgang
Marie 14. April 2024 - 12:48
Für mich war es auch das erste Buch von Rainer Moritz. Aber bestimmt nicht das letzte. Einen schönen Sonntag wünsche ich dir. Liebe Grüße Marie
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