„Love Letters to a Serial Killer“ von Tasha Coryell

Werbung: Herzlichen Dank an dtv für das Rezensionsexemplar.

Gerade habe ich den großartigen Roman Bright Young Women gelesen, in dem ein Serienmörder thematisiert wird, die Autorin jedoch die Frauen in den Mittelpunkt stellt. Auch in Love Letters to a Serial Killer von Tasha Coryell steht eine Frau im Mittelpunkt. Allerdings auf ganz andere Weise als in dem Buch von Jessica Knoll.

Love Letters to a Serial Killer – worum geht es?

Hannah langweilt sich in ihrem Leben. Ihre beste Freundin lässt sie zunehmend für ihren Freund im Stich und ihre Chefin verwehrt ihr die Anerkennung, die Hannah ihrer Meinung nach zusteht. Eines Tages findet sie sich in einem True-Crime-Forum im Internet wieder, wo die Morde an vier Frauen thematisiert werden. Hannah dringt immer tiefer in den Fall ein und als William, ein gut aussehender Anwalt, verhaftet wird, fängt sie an, ihm Briefe zu schreiben. Und William schreibt zurück. Doch ist ein Briefwechsel mit einem Serienkiller eine gute Idee?

Besser einen Serienmörder zum Freund als gar keinen.

Seite 98

Dunkle Begierde

Love Letters to a Serial Killer bedient sich des Phänomens, dass (junge) Frauen, mutmaßlichen oder verurteilten Mördern Liebesbriefe schreiben, da von den Männern offenbar eine besondere Faszination ausgeht.
Vor kurzem habe ich eine Dokumentation gesehen, in dem dieses Thema aufgegriffen wird und es wird darüber spekuliert, dass die Frauen und Mädchen, die Serienmördern (in diesem Fall war es Ted Bundy) Liebesbriefe schreiben, oftmals psychische Probleme haben. Tasha Coryells Protagonistin Hannah fällt definitiv in diese Kategorie. Sie macht sich klein, will immer gefallen – vor allen Männern – und schreibt einem Mann, der im Gefängnis sitzt, weil der immerhin nicht weglaufen kann.

Ich will die Ablehnung durch einen Mann, mit dem ich nicht mal in einer richtigen Beziehung war, keinesfalls mit einem Mord gleichsetzen. Ich will damit nur sagen, dass es viele gab, die es nicht leicht hatten.

Seite 18

Hannah tritt als Ich-Erzählerin auf, weshalb ich tief in ihre Gedankenwelt eindringen kann. Ihre Briefe an William offenbaren eine tiefe Sehnsucht nach einer festen Verbindung, allerdings wird auch deutlich, dass die mitschwingende Gefahr einen besonderen Reiz auf Hannah ausübt. Die Grenze zwischen (vermeintlicher) Liebe und Obsession wird hier sehr oft übertreten. Als Williams Prozess beginnt, zieht es Hannah in den Gerichtssaal, um ihrem „Freund“ nahe zu sein. Doch sie will noch mehr, sie will auch seine Familie kennenlernen und aufgenommen werden. Ihre obsessive Art zieht sich durch die ganze Geschichte – bis zu einem brisanten Ende. Es ist eine Liebesgeschichte, wenn auch eine sehr düstere und spezielle. Und es ist eine Liebesgeschichte, die Fragen über Moral und Abgründe der menschlichen Seele aufwirft.

Es ist unfair, dass die schlimmsten Menschen auf dieser Welt die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Ich gebe mein Bestes, werde dadurch aber nur noch unsichtbarer.

Seite 59

Spannende Wendungen

Abgesehen von den psychologischen Aspekten ist Love Letters to a Serial Killer aber auch einfach eine spannende Geschichte. Tasha Coryell baut zudem einige Wendungen ein und das Ende ist nochmal ein (böses) Sahnehäubchen.

Hannah ist als Protagonistin sehr ambivalent. Ich wusste nie so richtig, wie ich sie einschätzen soll, was auch einen gewissen Reiz ausmacht. Das betrifft auch ihre Motive bezüglich ihres Briefwechsels mit William. Die anderen Charaktere bleiben im Vergleich eher blass, was in Ordnung ist, da es um Hannah geht. Insgesamt fühlte ich mich von Love Letters to a Serial Killer sehr gut unterhalten und habe es dank des flüssigen Stils sehr schnell durchgelesen.

Fazit

Love Letters to a Serial Killer ist eine düstere Liebesgeschichte, die Fragen über Moral und Abgründe der menschlichen Seele aufwirft. Eine ambivalente Protagonistin, einige Twists und eine gut geschriebene Geschichte machen den Roman von Tasha Coryell lesenswert.


Love Letters to a Serial Killer von Tasha Coryell.

Am 12.09.2024 bei dtv erschienen.
Übersetzt von Susanne Goga-Klinkenberg.
ISBN: 978-3-423-26396-2 / 352 Seiten

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