Werbung: Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar.
Cover und Klappentext haben mich sofort angesprochen und ich habe mich sehr auf den Roman gefreut. Allerdings hat sich Das kleine Café der zweiten Chancen dann doch zu einem anderen Leseerlebnis entwickelt als gedacht.
Das kleine Café der zweiten Chancen – worum geht es?
„Die Öffnungszeit endet mit dem Sonnenuntergang“ steht auf dem Schild an der Tür des kleinen japanischen Cafés am Rand eines wunderschönen Parks von Sapporo. Die Besitzerin Frau Hayari ist eine Barista mit ganz besonderen Fähigkeiten. Exakt 4 Minuten und 33 Sekunden, die Zeit, sie für die Zubereitung einer Tasse Kaffee benötigt, kann sie ihren Gästen eine Reise in die Vergangenheit gewähren, um eine tief bereute Entscheidung rückgängig zu machen. Dabei werden Leben gerettet, große Lieben ermöglicht oder einfach die richtige Abzweigung genommen.
Klappentext
Wenige Zeitreisen
Nachdem ich den Klappentext zu Das kleine Café der zweiten Chancen gelesen hatte, habe ich mit einem Buch gerechnet, in dem es einige Zeitreisen gibt – wenn auch nur für jeweils 4 Minuten und 33 Sekunden. Doch die Geschichte ist eigentlich eine andere. Im Mittelpunkt des Buches steht nämlich nicht wirklich das Café oder die Besitzerin, die ihren Gästen eine Reise in die Vergangenheit ermöglicht, sondern Himari. Diese wird im Klappentext als Studentin bezeichnet, ich habe sie allerdings mehr wie ein Kind gelesen.
Die Entscheidung, welchen Weg man geht, liegt bei jedem Einzelnen selbst. Wir sollten nicht in die Vergangenheit eingreifen und sie manipulieren.
Seite 148
Himari hat einige Schwierigkeiten mit ihrem Leben. Ihre Mutter drängt sie ständig dazu, wieder (mehr) Klavier zu spielen, was sie seit einem Unfall, bei dem eine Hand verletzt wurde, nicht mehr oft tut. Außerdem soll sie eine neue Schule besuchen und fürchtet sich vor ihrem ersten Tag. Eine ältere Dame, die sie auf dem Schulweg trifft, unterstützt sie mental, so dass Himari einen viel besseren ersten Tag hat als gedacht. Erst später lernt sie die Café-Besitzerin Frau Hayari kennen, die die Fähigkeit besitzt, Menschen in die Vergangenheit zu schicken und ihnen damit die Chance bietet, diese zu verändern. Allerdings sind diese Momente sehr rar gesät. Es geht, wie schon gesagt, viel mehr um Himari und ihre Probleme mit ihrer eigenen Unsicherheit, mit ihrer Mutter und ihrer Suche nach Freundschaft.
Indem man jemandem die Schuld gibt, kann man vielleicht für einen Moment das traurige Gefühl vergessen, […] Aber letztendlich ist das nicht gleichbedeutend mit Trauer. Man heilt dadurch nichts, sondern füllt sein Herz nur mit Dreck und Schlamm.
Seite 207
Emotional und tiefgründig
Auch, wenn ich etwas anderes erwartet habe, ist die Geschichte toll. Gerade zum Ende wird Das kleine Café der zweiten Chancen sehr emotional und ist insgesamt tiefgründiger als gedacht. Auch das Ende hat mich überrascht, endet die Geschichte doch mit einem Cliffhanger. Es wird also (wahrscheinlich) eine Fortsetzung geben.
Die Charaktere sind mir allerdings ein wenig fremd geblieben, besonders mit der Hauptperson Himari wurde ich lange nicht warm. Einige ihrer Handlungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen, auch wenn mir klar ist, dass sie sich schlecht durchsetzen kann. Schön fand ich aber, dass Shiori Ota mit ihrem Roman dazu anregt, über die Bedeutung von Chancen und Veränderungen im Leben nachzudenken. Trotz der Diskrepanz zwischen Klappentext und dem eigentlichen Inhalt ist Das kleine Café der zweiten Chancen eine schöne kleine Geschichte. Ihr solltet nur nicht so sehr auf die Reisen in die Vergangenheit hoffen.
Fazit
Das kleine Café der zweiten Chancen ist ein Roman, der in einem langsamen Tempo erzählt wird und vor allem die Geschichte eines verunsicherten Mädchens erzählt. Die Zeitreisen treten hier in den Hintergrund. Dennoch ist Shiori Otas Geschichte lesenswert und um einiges emotionaler und tiefgründiger als gedacht.
Das kleine Café der zweiten Chancen (OT: Majo no iru kafeten to 4 pun 33 byō no timetravels) von Shiori Ota.
Am 04.11.2024 im Droemer Knaur Verlag erschienen.
Übersetzt von Anemone Bauer.
ISBN: 978-3-426-56167-6 / 240 Seiten
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