Im Zuge meines Königskinder-Projektes, bei dem ich nach und nach alle Bücher des Verlags lesen werde, habe ich zufällig eins herausgegriffen, das wie geschaffen ist für die derzeitige Corona-Situation. Das Fieber handelt von einer weltweiten Pandemie, die allerdings 100 Jahre früher ihr Unwesen trieb – der Spanischen Grippe.
Das Fieber – worum geht es?
Die Handlung beginnt im Herbst 1918, als sich die 17jährige Cleo überlegt, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihre unausgegorenen Gedanken werden durch den Ausbruch der Spanischen Grippe in ihrer Heimatstadt unterbrochen. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen, die Zahl der Opfer steigt und steigt. Cleo beschließt, als freiwillige Helferin beim Roten Kreuz anzufangen.
Man stirbt doch nicht einfach nach zwei Tagen Grippe
Makiier Lucier schafft es sehr gut, die wachsende Angst vor der Pandemie greifbar zu machen. Anfangs gehen viele Einwohner der Stadt von einer normalen Grippe aus, aber nach und nach wird deutlich, dass dem nicht so ist.
Dadurch, dass die Autorin ihre junge Protagonistin Cleo beim Roten Kreuz helfen lässt, bekommt der Leser einen guten Einblick in das Geschehen. Besonders bedrückend ist, dass die Ereignisse sehr große Ähnlichkeiten zur aktuellen Corona-Pandemie haben. Ich habe zwischendurch den Eindruck gehabt, die Autorin wäre rasch in die Zukunft gereist, um den derzeitigen Alltag in sich aufzunehmen und dann darüber zu schreiben.
Maskenpflicht
Cleo stellt fest, dass die Stadt wie verwandelt ist. Erst nach einigen Augenblicken geht ihr auf, woran es liegt: Alle Einwohner tragen Masken! Doch natürlich gibt es immer wieder Menschen, die aus der Reihe tanzen. Manche weigern sich schlicht, Masken zu tragen und wenn sich jemand beschwert, niest der Angesprochene einfach mal in dessen Gesicht. Auch werden z. B. Theater und Schulen geschlossen, dafür drängen sich die Menschen dicht an dicht auf dem Wochenmarkt.
Die Schulen waren geschlossen. Die Theater, Bowlingbahnen und Kirchen auch. Warum also war die Bibliothek noch geöffnet? Einige der neuen städtischen Regeln ergaben nicht viel Sinn.
Seite 226
Zwangsläufig gibt es in Das Fieber auch einige traurige Momente, wie z. B., wenn Cleo erkrankte Mitmenschen aufsucht und dabei auch auf totkranke Kinder stößt, die später dann an der Spanischen Grippe sterben. Stellenweise hat mich das Buch sehr beschäftigt, da es eben die aktuelle Situation so gut widerspiegelt.
Kleine Lichtblicke erlebt Cleo allerdings dann doch: Sie verliebt sich nämlich in einen Arzt. Zum Glück bleibt diese Liebesgeschichte sehr diskret im Hintergrund. Hier und da Andeutungen, Blicke, kurze Berührungen… insgesamt steht die Pandemie mit all ihrem Schrecken im Vordergrund.
Fazit
Das Fieber ist ein bewegender Debütroman über ein junges Mädchen, das sich während der Spanischen Grippe dem Roten Kreuz anschließt. Die Geschichte weist zudem eine bedrückende Nähe zur aktuellen Corona-Pandemie auf.
Das Fieber (OT: A Death-Struck Year) von Makiia Lucier.
Am 24.04.2015 im Königskinder Verlag (Carlsen) erschienen.
Aus dem Englischen von Katharina Diestelmeier.
ISBN: 978-3551560124 / 384 Seiten
Bewertung: 5/5
Den Königskinder Verlag gibt es nicht mehr, daher ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich. Verlinkt wurde das E-Book, das der Carlsen Verlag noch im Programm hat.