Bisher habe ich von Lars Simon die ersten beiden Teile der Lennart Malmkvist-Reihe gelesen. Der Humor und die Magie und natürlich nicht zuletzt der sprechende Mops haben mich begeistert. Das Antiquariat der Träume hat mit Mops und Magie nichts am Hut, lässt aber aufgrund des Auftretens literarischer Figuren auch auf eine magische Geschichte hoffen.
Ein Verlust und ein Neuanfang
Das Antiquariat der Träume handelt von Johan, der bei einem Schiffsunglück seine große Liebe Lina verliert. Aus Kummer gibt Johan seinen Job als Verleger auf und zieht in ein kleines Dorf, wo er ein Antiquariat mit angeschlossenem Literaturcafé eröffnet. So weit, so hyggelig. Allerdings tauchen immer wieder literarische Figuren wie Sherlock Holmes oder William von Baskerville auf, die ihm irgendwas vermitteln wollen. Nur was? Hat es was mit dem Schiffsunglück zu tun? Und welche Rolle spielt ein mysteriöses altes Buch?
Schwedenliebe
Ihr kennt es vielleicht. Ihr lest einen Roman und seid von dem Setting so begeistert, dass ihr sofort ins Buch eintauchen und dort leben wollt. So ging es mir mit Das Antiquariat der Träume. Das Buch spielt zum größten Teil in einem kleinen schwedischen Dorf namens Hedekas. Hedekas ist nicht nur ein Regal eines schwedischen Möbelherstellers, wie ich recherchieren konnte, sondern auch ein real existierender Ort im schwedischen Landkreis Västra Götaland ist. Dort hat sich der Protagonist des Buches einen alten Hof gekauft und lebt den Traum von einem Landantiquariat mit Literaturcafé. Klingt das nicht himmlisch? Hach, ich wollte augenblicklich meine Taschen packen und auswandern. Dazu kommt, dass Lars Simon selbst eine Zeitlang in Schweden gewohnt hat und immer wieder schwedische Wörter in die Geschichte einfließen lässt. Die Schauplätze werden detailliert beschrieben und auch Mittsommer wird gefeiert.
Offline-Suche
Johan ist auf der Suche nach seiner Lina. Ihre Leiche wurde nie gefunden und er kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie noch lebt. Da die Geschichte in den 80er Jahren spielt, kann sich Johan weder großer Suchmaschinen noch anderer Internet-Hilfen bedienen. So kommt es zu einer sehr niedlichen Szene mit einer Dame, die ein Telefonbuch für Johan wälzt und ihm anschließend eine Kopie eines Telefonbucheintrags macht. Das waren noch Zeiten…. Allerdings bekommt Johan auch noch Denkanstöße von keinem geringeren als Sherlock Holmes.
Literarische Figuren
Die immer wieder auftretenden Figuren aus bekannten Klassikern sind ein Highlight. Lebenshilfe von William von Baskerville oder Pippi Langstrumpf? Hilfe bei Denksportaufgaben von Sherlock Holmes? Warum nicht! Besonders amüsant ist eine Szene, in der sich das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland und der schwarze Pudel aus Faust ein Wortgefecht liefern. Probleme ergeben sich nur, wenn Johan nicht weiß, was und wem er glauben soll. Dabei geben sich die Figuren doch solche Mühe.
Wohlfühlbuch mit Abstrichen
Das Antiquariat der Träume kann getrost als Wohlfühlbuch bezeichnet werden, auch wenn ich bei einigen kitschigen Passagen mit den Augen rollen musste. Es liest sich locker-leicht und macht große Lust auf eine Reise nach Schweden (ich erwähnte es bereits…). Leider hört das wohlige Gefühl am Ende auf. Während Lars Simon seiner Geschichte zuvor einigen Raum gegeben hat, wird das Ende auf nur wenigen Seiten abgehandelt. Einige Erklärungen werden sogar in den Epilog abgeschoben. Zudem erscheint mir die Auflösung in Teilen unlogisch und damit meine ich nicht die märchenhaften Ereignisse. Sehr schade.
Fazit
Das Antiquariat der Träume ist eine schöne, magisch angehauchte Geschichte, die Schweden-Fernweh hervorruft. Leider ist das Ende etwas unlogisch und wird zu schnell abgehandelt.
Das Antiquariat der Träume von Lars Simon.
Am 22.05.2020 bei dtv erschienen.
ISBN: 978-3-423-21931-0 / 320 Seiten.
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